170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
sich zwar lieber eine rasche Auseinandersetzung mit den verhassten Kelten gewünscht, die seinen Vater auf dem Gewissen hatten, doch er musste zugeben, dass er froh war, ihnen noch nicht gegenübertreten zu müssen. Er wollte, dass seine Ritter in bester körperlicher Verfassung waren, bevor sie gegen diese wilde Schar vorgingen, und er hatte es sich zum Ziel gesetzt, ausgefeilte Pläne in der Hinterhand zu haben, die ihm einen Sieg bescheren würden.
„Nun, was für eine Erleichterung!“, bemerkte Isolda und zog die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. Ihre Augen leuchteten, als ob sie dem gewürzten Wein reichlich zugesprochen hätte. Sie strich unruhig ihr Gewand glatt, wandte sich dann Keelin zu und lächelte sie süßlich an. „Ihr möchtet gewiss dieses furchtbare Kleid ablegen, bevor wir speisen, Lady Keelin. Für gewöhnlich tragen wir hier in Wrexton keine Lumpen bei Tisch.“
Die junge Irin senkte den Blick, und jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Auf Isoldas unerhörte Beleidigung folgte gespenstisches Schweigen. Den Männern, nicht zuletzt Marcus, hatte es die Sprache verschlagen, als sie gewahr wurden, wie niederträchtig Isolda sich einem Gast gegenüber verhielt, der so viel für den jungen Adam getan hatte.
Keelin setzte leise ihren Kelch ab. Sie wusste nicht, wie sie dem Spott begegnen sollte, den Isolda in trügerische Freundlichkeit gehüllt hatte. Die Männer bemerkten, wie Keelin um Fassung rang, und Marcus stellte sich rasch neben sie, um sie daran zu hindern, gekränkt den Rittersaal zu verlassen. Dann erwiderte er Isoldas unverschämten Blick und schlug einen ungeahnt scharfen Ton an, der aus tiefster Seele zu kommen schien.
„Da Ihr während des Mahls in Adams Kammer sitzen werdet, dürfte Euch Lady Keelins Gewand nicht stören. Ich jedenfalls nehme an ihrer Kleidung keinen Anstoß, und so sieht es jeder, der an meiner Tafel Platz nehmen wird.“
„Aber Mylord …“
„Und in Zukunft werdet Ihr in Gegenwart meiner Gäste Eure Zunge hüten, Isolda“, fügte er hinzu und legte einen Arm um Keelins Taille. „Solange Ihr noch in Wrexton weilt, werde ich keine weiteren Unhöflichkeiten aus Eurem Mund hinnehmen.“
Es herrschte eisiges Schweigen, als der Graf Keelins Arm nahm, sie von der Sitzgruppe wegführte und mit ihr zur Treppe ging. Er wusste nicht, woher er die Kraft genommen hatte, Isolda in dieser unmissverständlichen Weise zu begegnen, aber er bereute seine deutlichen Worte keineswegs. Ihre Unverschämtheit war unerträglich, und wenn sie glaubte, Keelin dafür bestrafen zu können, weil er sie fortschicken wollte, hatte sie sich getäuscht.
Was für ein Glück für sie, dass er nicht zu den Männern gehörte, die einer Frau gegenüber handgreiflich werden!
Keelin ging vor ihm die Stufen hinauf. Ihr Rücken war gestrafft, und ihre gesamte Haltung war so königlich, wie es sich für eine irische Prinzessin geziemte. Sie sprach kein Wort, bis sie Adams Kammer erreicht hatten. Als sie sich ihm zuwandte, spürte er in ihrem Blick eine merkwürdige Unsicherheit; ihr gewohntes Selbstvertrauen war verflogen. „I…ich möchte Euch bitten, dass man mir mein Essen in Adams Kammer bringt. Ich sollte heute Abend mit dem Jungen essen, da ich versprochen habe …“
„Ihr werdet mit mir zu Abend speisen“, sagte Marcus freundlich. Zärtlich streichelte er ihr über die Wange und strich ihr eine Locke aus der Stirn. „Wie Ihr gekleidet seid, ist zweitrangig“, sprach er. „Ich möchte nur, dass Ihr mir Gesellschaft leistet …“
„Marcus“, sagte Keelin und wich zurück, „ich möchte nicht der Anlass für einen Streit zwischen Euch und Isolda sein. Bald schon werde ich Wrexton verlassen, aber sie …“
Der Graf ließ nicht zu, dass sie sich von ihm abwandte. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, zögerte nur einen Augenblick, bevor er sich nach vorne beugte und ihre Lippen suchte. Diesen Kuss hatte er den ganzen Tag ersehnt.
Der wohlige Seufzer, den sie ausstieß, weckte in ihm den Wunsch, mehr zu verlangen. Er erkundete ihren Mund, zog sie eng an sich und schmiegte seinen kraftvollen Körper an ihre weichen Rundungen.
Voller Leidenschaft erwiderte Keelin seine ungestümen Küsse, als ob sie nicht genug von ihm bekommen könnte. Als er ihre Erregung spürte, begann die heiße Glut der Begierde ihn zu verzehren. Er hatte solche Gefühle noch nicht empfunden und ahnte, dass er diese Sinnlichkeit mit keiner anderen Frau erleben würde.
Völlig unvermutet machte
Weitere Kostenlose Bücher