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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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Bewegung des Burgherrn und seines irischen Gastes.
    „Streckt den Arm aus, Keelin“, sagte Marcus, „dann wird sie zu Euch zurückkehren.“
    Sie tat, wie ihr geheißen war, und hielt den Arm in die Höhe, der durch einen dicken Lederhandschuh geschützt wurde, damit Guinevere einen Platz zum Landen fand. Keelin schaute zum Himmel, als der prächtige Gerfalke hoch über ihnen in der kalten Luft kreiste, bis er genau über ihren Köpfen schwebte.
    Keelin bereitete sich auf Guineveres Anflug vor, während Marcus mit dem Vogel sprach und die vertrauten Worte und Stimmlagen gebrauchte, um das Tier zu beruhigen. Sogleich landete der Gerfalke in einem ruhigen Anflug auf dem Unterarm und wurde mit einem Stück Fleisch belohnt.
    Als der würdevolle Vogel auf ihrer Hand saß, klopfte Keelins Herz vor Aufregung. Für sie gab es nichts Kraftvolleres oder Majestätischeres als den Flug dieser herrlichen Jagdfalken … und als Marcus. Sie bewunderte, mit welcher Geduld er die Falken handhabte, und fragte sich, ob er dieselbe Gelassenheit und Freude zeigen würde, wenn er eines Tages Kinder hätte.
    Keelin schaute ihn nun an und sah Stolz in seinen Augen, aber da lag noch mehr in seinem Blick. Wieder hatte sie Herzklopfen und wandte den Blick von ihm, da sie nicht wahrnehmen wollte, was sie in seinen Augen las.
    Es wäre gewiss falsch, zuzulassen, dass er immer mehr für sie empfand, wenn sie doch vorhatte, Wrexton zu verlassen, auch wenn ihre Gefühle für den jungen Grafen inzwischen weit über bloße Freundschaft hinausgingen. So, wie die Dinge inzwischen standen, wusste Keelin nicht, wie sie es beizeiten fertig bringen sollte, Wrexton – und vor allem Marcus – zu verlassen.
    Ihre Augen brannten plötzlich, und sie wandte sich dem Falkner zu, wobei sie den Gerfalken im Blick behielt, der noch auf ihrer Faust ruhte. Am liebsten wäre sie fortgelaufen und über die bewaldeten Hügel zurück nach Wrexton Castle gerannt.
    Noch lieber hätte sie sich indes in Marcus’ Arme geworfen, um für immer dort zu bleiben.
    „Würdet Ihr sie mir jetzt abnehmen, Meister Gerald?“, fragte Keelin mit auffallend belegter Stimme.
    „Nein, Mylady“, erwiderte der Falkner. „Es ist an der Zeit, dass Ihr sie auf ihre richtige Beute loslasst.“
    Marcus näherte sich ihr von hinten. „Könnt Ihr Guinevere noch halten, oder wird Euch der Arm schwer?“, fragte er.
    „N…nein, mir geht es gut“, stammelte sie. Er war ihr so nahe, und sie war nur zu gewillt, ihn zu spüren. Doch sie durfte sich nicht in dem hellen Blau seiner Augen verlieren, die voller Bewunderung auf ihr ruhten. Sie musste sich ihm verschließen, wenn sie ihrer Pflicht nachkommen wollte.
    Marcus bedeutete Gerald mit einem Nicken, sich zu dem See zu begeben, an dem große Wasservögel nach Nahrung suchten. Dort sollten Guinevere und Cleo jagen und ihrem Herrn stattliche Beute bringen.
    Keelin stapfte schweigend neben Marcus durch das Unterholz, denn sie befürchtete, dass ihr die Stimme vor Aufregung versagen würde. Nachdem ihr nun einmal der Gedanke an Marcus’ zukünftige Kinder durch den Kopf geschossen war, stellte sie sich fortwährend die niedlichen Kleinen vor, die er eines Tages haben würde. Ohne sie.
    „In den Gewässern hinter diesem Waldstück müssten jetzt Kraniche sein“, sagte er. „Gerald meinte, dass es genug davon gebe, sodass wir einige jagen dürfen, ohne den Bestand zu gefährden.“
    Der Graf war bester Laune, da es ihm vergönnt war, in der frischen Morgenluft mit Keelin O’Shea durch den Forst zu streifen. Sie wirkte groß und erhaben und hielt mit ihm Schritt, während Guinevere auf ihrem Jagdhandschuh ruhte. Es kam ihm so vor, als wäre sie mit den Jagdfalken aufgewachsen.
    Und dennoch verhielt sie sich an diesem Morgen anders. Sie war schweigsam und in sich gekehrt. Ihm war bereits in der Frühe auf den Stufen des Bergfrieds aufgefallen, dass sie verschlossen wirkte, doch er hatte geglaubt, dass sie sich entspannen würde, sobald die Jagdgesellschaft sie aufgenommen hatte.
    Aber inzwischen war die Sonne aufgegangen, die Jagd dauerte schon über eine Stunde, und nach wie vor blieb Keelin ungewöhnlich zurückhaltend.
    „Seid Ihr es noch nicht leid, Guinevere zu tragen?“, fragte er rücksichtsvoll.
    „Keineswegs“, erwiderte sie, und ihre Begeisterung flammte erneut auf. „Sie ist ein so wundervolles Tier, und ich möchte sie gerne so lange tragen, wie Ihr es gestattet.“
    „Es ist nicht mehr weit bis zum See. Sobald wir das Wasser

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