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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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beibringen.“
    „Das ist löblich“, meinte sie zerstreut, denn sie war in Gedanken immer noch bei Marcus, der sie erneut aufgewühlt hatte. Sie hätte dankbar sein sollen, dass er sie nicht geküsst hatte, doch sie war enttäuscht und angespannt.
    Sie hatten beinahe den Bergfried erreicht, als Keelin klar wurde, dass eine Begegnung mit Lady Isolda im Rittersaal womöglich unumgänglich war. Da sich wegen der Wetterverhältnisse nach wie vor viele Reisende in der Großen Halle aufhielten, oblag ihr die Aufgabe, ein Auge auf die Gästeschar zu haben. Keelin fürchtete eine weitere Auseinandersetzung mit Lady Coule und fragte daher den Burschen: „Gibt es eine andere Treppe, damit wir nicht durch den Rittersaal müssen?“
    „Ja, Mylady“, antwortete der Junge, „hier entlang.“
    Sie folgte dem Burschen auf einem Pfad, der an der hohen Mauer des Bergfrieds entlangführte. Als sie zu den Fenstern und den Zinnen hinaufschaute und den Blick über die Burgmauern schweifen ließ, wurde ihr bewusst, was für eine starke Festung Wrexton Castle darstellte. Fürwahr die prächtigste Burg, die sie je gesehen hatte. Carrauntoohil war dagegen nur ein unansehnliches, aus grobem Stein zusammengefügtes Bollwerk.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, einen Schatten hinter den oberen Fenstern gesehen zu haben. Sie konnte nicht erkennen, wer dort oben war, und außerdem wusste sie nicht, welche Kammern auf den Burghof hinausgingen.
    Sie schauderte und versuchte, sich nahe der Mauer dem Blick zu entziehen. Sie mochte das unbestimmte Gefühl nicht, das in diesem Moment von ihr Besitz ergriff.
    „Gibt es hier eine Treppe, über die ich …“
    „Ja, Mylady“, sagte Dob, „wenn Ihr dort vorne durch die Tür geht, dann … Gebt Acht!“, rief er entsetzt und stieß Keelin zur Seite.
    Ein großer Stein, an dem noch Mörtel hing, streifte Keelins Schulter und schlug dann neben ihr auf den Boden. Der Bursche kniete neben ihr im Schnee. „Mylady! Seid Ihr verletzt?“
    Benommen setzte sie sich auf, runzelte die Stirn und schüttelte verwirrt den Kopf. „Was ist geschehen? Ich … dieses Geräusch …“ Sie schaute die Mauer hinauf und starrte dann auf den Stein, der neben ihr auf dem Boden lag. „Hat dieser Stein mich getroffen?“
    Dob nickte verstört. Er blickte zum Bergfried hinauf und sah dann Keelin ungläubig an. „Ich … ich weiß nicht, wie der Stein herunterfallen konnte, Mylady“, sagte er bestürzt. „Seid Ihr verletzt?“
    „Nein“, erwiderte sie, doch sie zuckte zusammen, als sie sich bewegte. „Die Schulter tut mir ein bisschen weh, das ist alles.“
    „Lasst mich Euch beim Aufstehen helfen.“
    Der Bursche reichte ihr die Hand, und Keelin zog sich an ihm hoch. Sie hatte großes Glück gehabt. Um Haaresbreite hätte der schwere Stein sie getroffen und ernsthaft verletzen können. Vielleicht wäre sie von dem Brocken sogar erschlagen worden.
    Sie fragte sich, ob es dieses Unglück war, was sie in den letzten Tagen gespürt hatte, oder ob ihr noch Schlimmeres bevorstand.
    „Ich … ich bringe Euch in den Bergfried und dann laufe ich zurück, um Lord Wrexton zu …“
    „Nein, Dob“, sagte Keelin. Sie sah, dass der Junge durch das unvorhergesehene Ereignis ganz verstört war, und sie wollte keinesfalls, dass der Bursche sich für den Unfall verantwortlich fühlte. Sie sehnte sich bloß nach Tiarnans Nähe, bei dem sie sicher wäre. Es würde ihr gewiss nichts zustoßen, wenn sie sich bei ihrem Onkel aufhielt. „Wenn du mir nur die Treppe zeigst und mich dann in meine Kammer bringst … Es ist nicht nötig, Lord Wrexton wegen dieser Sache zu stören. Es ist ja nichts geschehen, wie du siehst.“
    „Aber, Mylady …“, entgegnete er und war unschlüssig, was er tun sollte.
    „Keine Widerrede, Junge“, sagte Keelin entschlossen, obwohl sie alles andere als ruhig war. Sie nahm den Jungen beim Arm. „Komm. Geh mit mir.“
    Keelin hatte ihren Umhang abgelegt und ihr grünes Gewand angezogen. Auf dem Weg zu Adams Kammer fühlte sie sich schon etwas besser, da sie im Augenblick keine weitere Gefahr spürte. Keinesfalls würde sie über den Vorfall auf dem Pfad sprechen, damit Tiarnan und Adam nicht in unnötige Aufregung gerieten. Sie wollte lediglich die Gesellschaft der beiden genießen und zur Ruhe kommen.
    Als sie die Kammer betrat, unterhielten sich Tiarnan und der Junge angeregt. Adam lachte fröhlich.
    „Oh, Lady Keelin!“, sagte er mit einem schelmischen Lächeln. „Lord Tiarnan hat mir gerade von

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