170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
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Doch er war bereits zu weit gegangen.
19. KAPITEL
„Marcus“, flüsterte Keelin. Er vermochte nicht zu sagen, ob es eine Frage war. Oder klang es wie eine Bitte?
„Ihr seid so wunderschön“, hauchte er, nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Als er die Hand sinken ließ und einen zarten Kuss auf ihre verletzte Schulter drückte, vergaß Keelin zu atmen.
Ihr Verhalten entfachte seine Begierde aufs Neue. Er legte die Hände um ihre Taille und strich langsam nach oben, bis er die vollen Brüste spürte. Mit sanftem Druck ließ er die Daumen über die Knospen gleiten. Ihr Atem kam stoßweise, als er sie mit diesen federleichten Berührungen erregte.
Marcus hatte nie etwas derart Wundervolles berührt. Er ließ die Finger um die zartrosafarbenen Knospen kreisen und beugte sich dann nach vorne, um ihre empfindlichen Stellen zu kosten. Als er ihre Brust mit seinem Mund erkundete, spürte er Keelins Hände in seinem Haar und vernahm, dass sie vor Verlangen keuchte.
Er ließ von ihr ab.
„Marcus!“, rief sie außer Atem. „Bitte …“
Er bedeckte ihre Blöße mit dem Unterkleid. Mehr ertrug er nicht und wusste zugleich, dass auch sie nicht länger widerstehen konnte.
„Keelin, ich muss gehen, bevor ich etwas tue, was ich später bereue …“
„Nein …“ Sie rang nach Atem.
„Doch“, entgegnete er und nahm all seine Kraft zusammen, als er die Bänder ihres Mieders schnürte. „Ich werde Euch jetzt verlassen und ein Bad nehmen. Aber danach werden wir gemeinsam die Abendmahlzeit im Saal einnehmen.“
„Marcus …“
Er unterbrach sie mit einem flüchtigen Kuss auf den Mund.
„Im Rittersaal“, sagte er. „Zur Mahlzeit.“
Marcus bereute nicht, sich rechtzeitig zurückgezogen zu haben. Die Ehre gebot es.
In seinem Gemach war inzwischen ein Bad vorbereitet worden, und er zögerte keinen Moment, das erfrischende Nass zu genießen. Er stand im Zuber und ließ das angenehm warme Wasser über seinen Körper laufen. Das Bad trug indes wenig dazu bei, seine beinahe unerträgliche Erregung zu lindern, doch zumindest konnte er sich von den Anstrengungen des Tages reinigen. Als er an sich hinabsah, wusste er nicht, wie lange sein Körper diese Anspannung noch aushalten sollte. Das Verlangen, mit dem er sich nach Keelin verzehrte, war größer als alles, was er je für eine Frau empfunden hatte. Dabei hatte er gelobt, seine Leidenschaft zu zügeln, wie es die Ritterlichkeit gebot. Doch er hatte bereits die Grenzen der bloßen Verehrung zu dieser Frau überschritten.
Wie erleichtert war er gewesen, als er gesehen hatte, dass sie nicht ernstlich verletzt worden war! Sie zu berühren, hatte ihn wie ein Zwang überkommen. Er hatte seine Sehnsucht stillen müssen, ihren Körper zu fühlen, war wie besessen davon gewesen, ihre liebliche Haut zu kosten. Sie hatte sich in der gleichen Weise nach ihm verzehrt.
Mit einem verzweifelten Seufzer zwang er sich, nicht länger an Keelin zu denken. Das Unvermögen, weder seine Gefühle noch seine Erregung kontrollieren zu können, war beiden wenig dienlich.
Er spülte die Seife von seinem Körper und stieg aus dem Zuber. Es gab noch viel zu tun, bevor die Abendmahlzeit aufgetragen wurde.
Marcus zog sich geschwind an und hüllte sich in einen warmen Mantel. Es war dunkel geworden, und daher nahm er eine Öllampe mit. Auf dem Gang und der Galerie traf er niemanden, als er zu der Treppe ging, die hinauf zur Brüstung des Bergfrieds führte.
Zunächst wollte er mit eigenen Augen sehen, wie und wo sich der Stein hatte lösen können, der dann auf Keelin gefallen war. Erst später sollten Handwerker die lockere Brüstung wieder in Stand setzen. Es war ihm nie zuvor aufgefallen, dass die Mauern der Wehrgänge Stellen aufwiesen, an denen Steine und Mörtel zu bröckeln begannen, doch er hielt es für möglich, dass der Sturm der Brüstung zugesetzt hatte.
Der Treppenaufgang war finster und kalt. Marcus stieg die Stufen hinauf, und als er den Treppenabsatz erreicht hatte, sah er Schnee auf den letzten Stufen. Er runzelte die Stirn. Falls die Tür nach draußen keinen Spalt aufwies, durch den Schnee hereingeweht sein konnte, gab es keine Erklärung für die frischen Flocken auf den obersten Stufen.
Er öffnete die Tür, die zur Brüstung führte. Die kleine Lampe und die weiße Pracht draußen waren die einzigen Lichtquellen.
Da entdeckte Marcus Fußspuren.
Die Abdrücke waren zwar durch den neu gefallenen Schnee leicht bedeckt, doch es bestand
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