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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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sollte, wenn sie ihn derart in ihren Bann zog.
    „Schießt“, raunte er leise in ihr Ohr.
    Der Pfeil schwirrte durch die Luft und erreichte kurze Zeit später die große Eiche. Keelin hatte das abgesprochene Ziel nur knapp verfehlt.
    Marcus stand noch immer dicht bei ihr und hatte nicht die Absicht, von ihr abzurücken. Zumindest so lange nicht, bis er die Gewissheit hatte, dass seine Nähe die gewünschte Wirkung zeitigte.
    „Ich habe nicht getroffen“, sagte sie enttäuscht und drehte den Kopf ein wenig zu ihm. Ihre Lippen berührten fast die seinen. Als er spürte, dass ihr Atem vor Erregung unregelmäßig wurde, ließ er von ihr ab.
    „Kein schlechter Schuss für einen Anfänger“, meinte er schließlich, nachdem er sich ein paarmal geräuspert hatte. Dann nahm er einen weiteren Pfeil.
    Keelin erwiderte nichts, sondern wandte sich wieder um. Marcus hatte das Gefühl, dass sie all ihre Kraft aufwenden musste, um sich voll auf das Ziel zu konzentrieren. Sie nahm den Pfeil von ihm entgegen und bereitete sich auf den zweiten Schuss vor, doch dieses Mal schmiegte er sich noch dichter an ihren Körper, raunte die Anweisungen in ihr Ohr und nannte sie Liebling.
    Sie verfehlte das rote Tuch erneut.
    Verärgert wirbelte Keelin herum und nahm sich jetzt selbst einen Pfeil aus dem Köcher. Marcus bemerkte ihren wütenden Gesichtsausdruck und war sich nicht ganz sicher, ob sie den Pfeil nicht auf ihn abschießen würde. Doch sie visierte erneut das rote Tuch an, achtete auf ihre Haltung und zielte.
    Marcus lächelte.
    Keelin schoss.
    Als der Pfeil das Ziel durchbohrte, stieß sie einen Freudenschrei aus, drehte sich um und umarmte Marcus. „Ich habe getroffen!“
    „Tatsächlich, meine Liebe“, erwiderte er erfreut und gab ihr einen raschen Kuss auf die Nasenspitze. Es fiel ihm schwer, nicht weiterzugehen, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen.
    Er löste sich aus ihrer Umarmung und fragte: „Wollt Ihr es noch einmal versuchen?“
    „Aber ja.“
    Eine Stunde später schneite es erneut, und da das Ziel in dem dichten Schneetreiben schwer auszumachen war, mussten sie wohl oder übel die Schießübungen beenden.
    Der Aufbruch kam Marcus durchaus gelegen, denn es fiel ihm schwer, die Hände ruhig zu halten, obwohl er sah, dass Keelin inzwischen die notwendige Technik für das Bogenschießen beherrschte. Wenn sie sich konzentrierte, führte sie leise Selbstgespräche, die ihn beinahe zum Lachen gebracht hätten, aber er hielt sich zurück, da er erkannte, dass seine ständigen Anweisungen sie an den Rand der Verzweiflung zu bringen schienen.
    Marcus lächelte in sich hinein, als er den Köcher und seinen eigenen Langbogen nahm. Sein Angriff auf Keelins Sinne verlief sogar besser, als er erwartet hatte. Doch wie sehr musste er sich selbst beherrschen, um seine Gefühle zu zügeln!
    Als er an Keelins Seite zurück zur Burg schritt, machte er sich bewusst, dass er nur ein kleines Gefecht für sich entschieden hatte. Behutsam legte er einen Arm um ihre Taille. Die Vorstellung, diese wunderbare Frau für sich zu gewinnen, bereitete ihm einen unermesslichen Genuss.
    Er spürte, dass sie von einem wohligen Schauer ergriffen wurde, als er sie berührte. Wie wundervoll wird erst mein Sieg sein, dachte er.
    „Stört es Euch, wenn ich einige Zweige dieser Stechpalme mitnehme?“, fragte Keelin, als sie vor einer Gruppe immergrüner Pflanzen stehen blieb. „Ich weiß, Ihr trauert um Euren Vater, aber es ist bald Weihnachten und … nun, ich würde gerne ein paar Zweige in meiner Kammer aufhängen, um des Festes zu gedenken.“
    „Nur zu“, antwortete Marcus. „Wenn wir wieder im Bergfried sind, werde ich einigen Männern auftragen, Kiefernzweige aus dem Wald zu holen, um die Große Halle damit zu schmücken.“
    Keelin lächelte vor Freude.
    „Wir haben noch einen anderen Brauch bei uns in England“, fuhr er fort. „Wir sammeln Mistelzweige und hängen sie über die Türen …“
    „Oh, ja.“ Keelin sah ihn voller Begeisterung an. „Auch in Kerry sammeln wir Misteln. Ihre Zauberkraft schützt unsere Kinder.“
    „Wie das?“
    „Nun, wir hängen sie über die Wiegen, damit die Feen die kleinen Babys nicht stehlen.“
    Marcus hob eine Braue.
    „Und es ist üblich, dass Leute, die noch spät durch die Nacht ziehen, Misteln als Amulett umhängen, um sich zu schützen vor … nein, an Eurer Stelle würde ich das nicht so belächeln, Marcus de Grant. Ihr habt ja keine Vorstellung davon, wie viele unschuldige Reisende auf

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