1701 - Templer-Mirakel
aber deutlich hörbar.
»Ich werde derjenige sein, der alles übertrumpft. Ich hole mir das ewige Leben, und niemand wird mich daran hindern. Es waren meine Ahnherren, die den Extrakt über die langen Jahrhunderte immer weitergegeben und gerettet haben. Bis in die heutige Zeit, und so ist dieses wertvolle Kleinod in meine Hände geraten. Ich werde mich zum Herrn der Welt aufschwingen können, zusammen mit meinen Getreuen. Dann können wir bestimmen, was auf dieser Erde geschieht und was nicht.«
Es waren hehre Worte, und Sophie dachte angestrengt über sie nach.
Es hörte sich versponnen an, doch mittlerweile war sie zu der Überzeugung gelangt, dass das, was man ihr gesagt hatte, durchaus den Tatsachen entsprach.
Dieser Mann scherzte nicht, er meinte es ernst, und er schaute Sophie starr in die Augen.
»Okay«, sagte er und schob den linken Ärmel seiner Kutte zurück. »Es wird Zeit.«
»Für wen?«
Er grinste kalt. »Frage lieber für was.« Die Antwort gab er sich selbst. »Für das große Finale …«
***
Godwin de Salier erwachte und fragte sich, ob er noch in der Lage war, sich wieder zu erheben oder nicht. Der Treffer hatte ihn umgehauen, aber nicht getötet. Dennoch wünschte er sich fast, tot zu sein. Aber das war ein Wunsch, der auch ebenso schnell vorbeiging, denn in seinem Innern erwachte der Wille, nicht aufzugeben.
Wo er sich befand, wusste er nicht. Er lag auf einem harten Untergrund, aber nicht im Freien, denn um ihn herum war es recht warm. Also hatte man ihn in einen separaten Raum geschafft.
Er lag auf dem Bauch. In seinem Kopf tobten die Schmerzen. Allerdings mehr in der Nähe des Halses, wo ihn der letzte Schlag erwischt hatte. Auch sein Gesicht war in Mitleidenschaft gezogen worden. Die rechte Gesichtshälfte fühlte sich taub an.
Allmählich gelang es ihm, wieder klar zu denken. Er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Er war nicht vorsichtig genug gewesen und hatte die Quittung erhalten.
Wie ging es weiter?
Diese Frage stellte sich ihm sofort. Seine Frau Sophie konnte er abschreiben. Er würde kaum mehr zu ihr gelangen, ohne entdeckt zu werden. Die andere Seite hatte ihr Ziel erreicht, wobei er sich zugleich die Frage stellte, wer die andere Seite war.
Die Pyramide hatte er gesehen und auch, dass sie nicht leer war. Einige Menschen hielten sich dort auf. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatten sie Kutten getragen. Dieses Outfit war ein Zeichen, dass sie mit den übrigen und normalen Menschen nichts mehr zu tun haben und ihren eigenen Weg gehen wollten.
Einen, für den sie sogar über Leichen gingen, und Godwin glaubte daran, dass er und auch Sophie dazugehören würden, weil sie einem Geheimnis auf der Spur waren, das nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen sollte.
Sich darüber Gedanken zu machen war jetzt fehl am Platze, das wusste der Templer genau. Er hatte sich nicht bewegt, und trotzdem hätte es jemandem auffallen müssen, dass er aus der Bewusstlosigkeit erwacht war. Allein sein Atmen hätte darauf hingewiesen.
Niemand kümmerte sich um ihn.
Keine Reaktion.
Niemand sprach ihn an.
Genau das ging ihm durch den Kopf, obwohl ihn dort noch die Schmerzen und Stiche peinigten. Und so dachte er einen Schritt weiter.
Ich bin allein!
Dieses Wissen ließ eine gewisse Hoffnung in ihm aufsteigen. Und aus der Hoffnung wurde allmählich ein Plan. Er wollte auf keinen Fall auf dem Boden liegen bleiben. Er musste etwas tun. Egal, wie schwach er war.
Es kostete Godwin Überwindung, sich auf die Seite zu drehen. Jede Bewegung schmerzte. Immer neue Stiche zuckten durch seinen Kopf, aber er gab nicht auf. Er hörte sich keuchen, lag schließlich auf der Seite und ging über in die nächste Aktion.
Um etwas erkennen zu können, durfte er nicht auf dem Boden liegen bleiben. Vielleicht war es verrückt, was er jetzt tat, aber ihm blieb keine andere Wahl.
Er setzte sich hin.
Sehr langsam tat er das. Er wollte nicht, dass sein Kopf explodierte. Die Aktion wurde von seinem Keuchen und Stöhnen begleitet, doch er schaffte es.
Godwin saß. Die Augen hielt er weit offen. Er konnte nicht erwarten, sofort einen klaren Blick zu haben, und das war auch nicht der Fall. Nachdem der Schwindel und auch die Schmerzen in seinem Kopf weniger geworden waren, riss er die Augen auf und starrte nach vorn.
Ihn umgab auch hier die nächtliche Dunkelheit. Aber sie war nicht überall, denn als er nach vorn schaute, sah er die graue Öffnung. Genau dort hörte die Dunkelheit auf.
Sein Denken
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