1703 - So grausam, schön und tödlich
können …«
Das alles bekam Jane Collins mit, aber sie hörte es nur durch einen Schleier, der einen Teil der Lautstärke einfach absorbierte. Durch den Treffer war sie zu einem willenlosen Bündel geworden, und so hatte die andere Seite alle Chancen, sie leer zu saugen …
***
Ich glaubte nicht mehr daran, dass hier draußen unbedingt die Musik spielte. Deshalb wollte ich so schnell wie möglich wieder zurück in den Halfmoon, um mit Jane über die Neuigkeiten zu sprechen. Der Fahrer war der perfekte Zeuge gewesen. Jetzt wusste ich, dass es tatsächlich Frauen waren, die hier als Blutsaugerinnen die Umgebung unsicher machten.
Ich lief recht schnell, aber ich ließ auch meine Umgebung nicht aus den Augen, soweit mir das möglich war. Irgendwelche Angreifer sah ich nicht. Wer draußen herumlief, der gab sich locker und entspannt.
Die Menschen hielten Flaschen oder Gläser in den Händen. Die Türen zu den Lokalen standen weit offen, und so war es auch beim Halfmoon, den ich erst betreten konnte, nachdem ich zwei Angetrunkene zur Seite geschoben hatte.
Es hatte sich nichts verändert. Noch immer dudelte im Hintergrund die weiche Musik, damit sich die Schwarzen wohl fühlten. Einige von ihnen hatten sich von ihren Plätzen gelöst und bewegten sich auf einem freien Fleck zwischen den zur Seite geschobenen Tischen und Stühlen. So hatten sie sich eine Tanzfläche geschaffen.
Diesmal musste ich schon einigen Leuten ausweichen, um die Theke zu erreichen. Jane und ich hatten an der schmalen Seite gesessen. Dort hatte sie auf mich warten sollen, aber ein Blick dorthin bewies mir, dass sie nicht mehr auf ihrem Platz saß.
Ich ging nicht mehr weiter und war ziemlich von den Socken. Dabei wischte ich sogar über meine Augen, was auch nichts brachte, denn Jane Collins blieb verschwunden.
Warum war sie gegangen?
Dass sie einen Grund gehabt haben musste, stand für mich fest. Aber was hätte sie von ihrem Hocker weglocken können?
Aus Spaß war sie sicher nicht verschwunden. Es musste wohl ein besonderes Ereignis gewesen sein. Wenn ich mich umschaute, hatte sich nichts verändert, was darauf hingedeutet hätte.
Wie sollte ich mich verhalten?
Es gab nur eine Möglichkeit. Ich musste einen Menschen auftreiben, der Jane beobachtet hatte.
Ich bewegte mich auf die Theke zu und visierte den Platz an, an dem wir gesessen hatten.
Ein Hocker war belegt. Der Mann trug einen braunen Hut auf dem Kopf, hielt sich am Handlauf fest und stierte vor sich hin. Wahrscheinlich war er schon halb zugeschüttet.
Trotzdem sprach ich ihn an.
Er hob den Kopf, blinzelte und sagte mit leicht angeschlagener Stimme: »Wieder da?«
»Ach, du weißt, dass ich weg war?«
»Klar.«
»Dann hast du auch meine Freundin gesehen?«
Er starrte mich an und sah so aus, als müsste er noch nachdenken. »Das habe ich.«
»Super. Und wo steckt sie jetzt?«
Der Mann hob ein Glas an, in dem ein Rest von roter Flüssigkeit schwamm. Er hielt es mir vor die Nase und sagte: »Sie hat mir den Rest von ihrem Drink gegeben.«
»Wie edel von ihr. Und was hat sie dann getan?«
»Ist gegangen.«
»Zum Ausgang? Hat sie das Lokal verlassen?«
Der Hutträger drehte den Kopf. Er starrte zum Eingang hinüber, als könnte Jane dort jeden Moment wieder erscheinen. Dabei krauste er die Stirn, wohl ein Zeichen, dass er nachdenken musste und auch eine Lösung gefunden hatte.
»Nee, rausgegangen ist sie nicht.«
»Aha. Und was weiter?«
»Sie ging in die andere Richtung. Da war ich auch schon. Auf den keramischen Anstalten. Toller Begriff, wie?«
»Super. Aber du meinst die Toiletten.«
»Genau die.«
»Und weiter?«
Er lachte mir ins Gesicht. »Ich bin ihr doch nicht nachgelaufen, Mann. So was mache ich nicht.«
»So habe ich das nicht gemeint. Ich will nur wissen, ob du dich dort auskennst.«
»Klar. Ein Flur und Türen.«
»Kannst du mir ungefähr sagen, wie lange sie schon verschwunden ist?«
Der Hutträger schaute auf sein linkes Handgelenk, wo wohl mal eine Uhr gewesen war. Jetzt nicht mehr. Er lachte vor sich hin und meinte: »Nee, kann ich nicht.« Dann schnalzte er. »War auch nicht wichtig. Ist wohl eine längere Sitzung.«
Den letzten Satz hörte ich schon nicht mehr richtig, denn ich war bereits auf dem Weg. Für mich stand fest, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Jane hatte sich da auf etwas eingelassen, was gefährlich werden konnte. Aber warum hatte sie das getan?
Diese Frage stellte ich mir mehrmals, obwohl ich keine
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