1703 - So grausam, schön und tödlich
gepasst, und Jane musste sich etwas einfallen lassen. Sie ließ die kurze Latte fallen, ging auf Fiona zu und senkte den Kopf.
Beide prallten zusammen. Jane war es, die diesmal aufschrie. Ihr Kopf war nicht in Ordnung, und das bekam sie jetzt zu spüren.
Sie schrie vor Schmerzen und verlor die Übersicht, aber sie war für den Moment frei und konnte sich auch bewegen. Leider wusste sie nicht, welchen Weg sie nehmen musste, um die Tür zu erreichen. Sie taumelte einfach nach vorn, riss die Augen auf und sah jetzt etwas besser.
Die Tür befand sich fast zum Greifen vor ihr. Instinktiv war sie in die richtige Richtung gelaufen. Da hörte sie hinter sich einen Hauchlaut.
Aus der Bewegung hervor warf sich Jane Collins zur Seite. Da hatte sie instinktiv reagiert, was auch ihr Glück war, denn der Hieb, der ihren Nacken hatte treffen sollen, erwischte sie nur an der Schulter. Trotzdem fiel sie zu Boden, landete auf dem Bauch, riss die Augen auf, sah die Türschwelle dicht vor sich, und dann landete ein Körper mit einer derartigen Wucht auf ihrem Rücken, dass sie glaubte, in zwei Teile zu zerbrechen.
Ihr kurzer Schrei verwandelte sich in ein Wimmern. Jemand packte ihre Beine, zerrte sie hoch und schleifte sie bäuchlings über den Boden wieder tiefer in das Verlies hinein.
Neben den zusammengebrochenen Kisten blieb sie liegen. Jemand stellte ihr einen Fuß auf den schmerzenden Rücken. Das war der Moment, in dem Jane klar wurde, dass ihr Widerstand gebrochen war. Ohne die entsprechende Waffe gegen zwei Vampire zu kämpfen, das war nicht zu schaffen.
Sie hörte das Lachen. Dann das Flüstern. Die Blutsaugerinnen hatten ihren Spaß. Sie würden ihrem Opfer nicht die Spur einer Chance lassen. Sie arbeiteten jetzt Hand in Hand. Gemeinsam drehten sie Jane auf den Rücken, die jetzt wieder in die Höhe schaute. Das Licht der beiden Kerzen flackerte. Es erzeugte bizarre Schattenwesen, die über den Boden und die Wände huschten und auch die beiden Blutsaugerinnen nicht verfehlten.
Sie standen nebeneinander. Ihre Haut war nicht mehr bleich, sondern von diesem Muster überzogen. In wilder Vorfreude hielten sie die Mäuler bereits geöffnet. Ihre Zähne blitzten, als wären sie frisch lackiert worden.
Niemand hielt Jane fest. Das war auch nicht nötig, denn mit ihrer Widerstandskraft war es vorbei. In diesen Keller verirrte sich niemand, und selbst auf Justine Cavallo setzte Jane keine Hoffnungen mehr. Sie glaubte vielmehr daran, dass ihre Mitbewohnerin ihr eigenes Spiel durchzog und Jane Collins für sie nur ein Störfaktor war.
Die blonde Rachel kroch auf die linke Seite. Fiona kniete an der rechten. Beide waren in ihrer Blutgier nicht mehr zu stoppen, doch es war Fiona, die den Anfang machen wollte. Sie griff zu und hob den Kopf der Detektivin an, um ihn danach in die andere Richtung zu drücken, wobei Fiona ihr half.
Jane kannte das Spiel. Die Haut an ihrer linken Halsseite sollte sich straffen. Dann würden die spitzen Zähne kein Problem haben, die wichtige Ader zu treffen.
Jane wollte nicht.
So einfach gab sie nicht auf. Sie warf ihren Körper von einer auf die andere Seite. Diesen blutgierigen Bestien wollte sie es so schwer wie möglich machen, und erst als ihr jemand ins Gesicht schlug, lag sie wieder still.
»Wir können dir zuvor auch die Knochen brechen!«, fuhr Rachel sie an. »Das ist ganz einfach. Dann wirst du vor Schmerzen verrückt werden. Wir aber haben auch weiterhin die Chance, das Blut einer Lebenden zu saugen.«
Janes Gesicht war gezeichnet. Sie suchte den Punkt an ihrem Körper, der nicht wehtat. An irgendeiner Stelle in ihrer unteren Gesichtshälfte war etwas von der Haut aufgeplatzt. Blut sickerte hervor, was den Vampirinnen natürlich auffiel.
Beide schleckten sie das Blut ab. Für sie war es so etwas wie eine Vorspeise, denn das Hauptgericht sollte folgen. Es lag direkt vor ihnen. Sie mussten nur noch zugreifen.
Und das taten sie!
Rachel wollte den ersten Biss ansetzen. Sie würde sich mit ihrer Freundin ablösen, und Jane Collins fragte sich jetzt, ob es das gewesen war. Seit einiger Zeit lebte sie mit einer Blutsaugerin unter einem Dach. Sie hatten so etwas wie einen Burgfrieden geschlossen, und jetzt sollten ausgerechnet zwei Vampirinnen für ihr menschliches Ende sorgen?
Das war kaum zu fassen, aber es entsprach den Tatsachen, und als Rachel den Kopf noch weiter senkte, da wusste Jane, dass sie aus eigener Kraft nicht mehr davonkommen konnte.
Dann berührten die Spitzen ihre
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