1704 - Teuflische Abrechnung
unsere Ruhe.«
»Genau das. Ich werde mich mit Kollegen in Verbindung setzen und sie bitten, alles vorzubereiten, damit Larkin spätestens morgen von hier weg kommt. Er besitzt doch noch einige persönliche Dinge, die wir für ihn verwahren?«
»Das stimmt.«
»Dann können Sie schon mal packen.«
»Werde ich machen. War das alles?«
»Ja, Sie können dann gehen.«
»Gut.«
Der Professor war froh, allein zu sein. Er wollte seinen Gedanken nachgehen, denn er hatte das Gefühl, sich ein neues Weltbild erstellen zu müssen. Was er an diesem Tag erlebt hatte, war absolut unwahrscheinlich.
Auch in seinem zweiten Büro stand immer ein Schnaps bereit. Warwick verzichtete auf ein Glas. Er setzte den Obstler an und trank einen kräftigen Schluck. Dabei rann das Zeug scharf durch seine Kehle.
Er nahm wieder Platz und schaute auf das Telefon in der Station. Den Polizisten hatte er gesagt, einen Kollegen anzurufen, um Lex Larkin versetzen zu lassen. Daran wollte er auch festhalten. Eine Zeitbombe wie diesen Mann in der Nähe zu wissen, das passte ihm nicht. Larkin stand mit Mächten in Verbindung, mit denen der Professor nie etwas zu tun gehabt hatte. Ja, er hatte nicht mal gewusst, dass sie existierten. Auch jetzt fand er keinen Zugang.
Er nicht zu ihnen, sie aber zu ihm.
Es geschah urplötzlich und so überraschend, wobei er eigentlich nicht so überrascht hätte sein dürfen, denn das, was er in der Zelle erlebt hatte, war noch zu frisch.
Etwas tanzte vor ihm.
Der Professor schaute hoch, weil er die Bewegung bisher nur wie nebenbei bemerkt hatte. Jetzt aber sah er genau hin, und seine Augen weiteten sich.
Er hatte tatsächlich Besuch bekommen. Das war kaum zu fassen, denn wieder tanzten die rechteckigen Nebelfetzen durch den Raum. Nur war es diesmal nicht die Zelle, sondern sein kleines Büro. Es kam ihm vor, als wäre der Raum plötzlich ausgefüllt. Das Erschrecken traf ihn tief. Er war kaum in der Lage, richtig Luft zu holen, und verspürte einen beschleunigten Herzschlag.
Vier Nebelfotos waren es gewesen, und die Anzahl sah er auch jetzt vor sich. Zudem kam es ihm vor, als hätte sich seine Umgebung verengt. Der Professor nahm diese Erscheinung als einen Angriff wahr, der einzig und allein ihm galt.
Sie hatten wieder ihre Positionen in der Reihe eingenommen. Nebeneinander und leicht versetzt. Mit den Vorderseiten ihm zugewandt, sodass er auf die Gesichter blicken musste.
Vier Frauengesichter. Die von vier jungen Frauen, die durch Lex Larkin den Tod gefunden hatten. Aber nicht die ewige Ruhe, denn irgendetwas war geschehen.
Selbst Warwick musste zugeben, dass es eine Welt hinter der normalen gab, in die er bisher keinen Einblick gehabt hatte. Das hatte sich geändert, und es war dabei, sich weiterhin zu ändern, denn nun musste er sich als Opfer ansehen.
Robert Warwick saß in seinem Sessel und fühlte sich dort wie eingeklemmt. Er hielt den Mund halb geöffnet und holte immer wieder scharf und zischend Luft.
Die Ränder der nebligen Gebilde waren faserig. Die Bilder in der Mitte aber klar. Deutlich war zu sehen, dass es sich um junge Frauen handelte, und der Professor nahm die Tatsachen einfach hin, ohne sich näher Gedanken über die Ursachen zu machen.
Und dann hörte er sie!
Ein Raunen, ein Flüstern, ein Wispern. Stimmen, die nicht von Menschen abgegeben wurden. Es war eine Botschaft aus einer anderen Ebene, aus einem Reich, zu dem lebende Menschen keinen Zutritt hatten. Und diese Stimmen waren für ihn gut zu verstehen, obwohl nicht klar und deutlich gesprochen wurde. Jeder Geist sagte etwas, und es waren die gleichen Worte.
»Du hast ihn verwahrt. Ja, du hast unseren Mörder verwahrt. Das darf nicht sein, er soll nicht am Leben bleiben. Wir wollen ihn tot sehen. Und deshalb sind wir gekommen.«
Warwick war nicht dumm. Er begriff, was man von ihm wollte. Der Schweiß brach ihm aus. Er bedeckte nicht nur sein Gesicht, Warwick spürte ihn auch auf seinem Körper und konnte das Zittern, das seinen Körper erfasst hatte, nicht unterdrücken. Er saß allein in seinem Zimmer. Er war hilflos und er würde es nicht schaffen, Mario zu alarmieren.
»Hier hin!«
Klar und deutlich hatte der Professor den Befehl gehört. Er wusste auch, was gemeint war, tat aber so, als hätte er nichts verstanden und fragte mit leiser Stimme nach: »Wohin soll ich gehen?«
»Zu ihm, dem Körper. Wir wollen nicht, dass er am Leben bleibt. Die Hölle wartet schon.«
Warwick schüttelte den Kopf.
»Es gibt keinen Ausweg
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