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1706 - Lockvogel der Nacht

1706 - Lockvogel der Nacht

Titel: 1706 - Lockvogel der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie diejenigen übernehmen, die schon vorher auf seiner Seite gestanden haben, und das sind die Halbvampire.«
    Sir James deutete ein Kopfschütteln an. »Hat sie nicht zu negativ zu ihnen gestanden?«
    »Ja, das hat sie. Aber in der Not frisst selbst der Teufel Fliegen.«
    Er nickte mir zu. »Ja, das könnte eine Option sein. Dann wäre sie nicht allein.«
    »Ich gehe noch einen Schritt weiter, Sir. Es ist durchaus möglich, dass sie sich mit Halbvampiren nicht zufriedengibt. Sie kann dafür sorgen, dass aus ihnen Vampire werden, und dann bekommen wir ein noch größeres Problem.«
    »Ja, das sehe ich leider auch so«, erwiderte Sir James, und in seiner Stimme klang keine Fröhlichkeit mit. »Man hat uns den Schwarzen Peter zugeschoben, und wir müssen sehen, dass wir mit ihm zurechtkommen. Jetzt sind Ideen gefragt.«
    Das traf zu. Nur welche? Wie konnten wir da etwas erreichen? Ich sah eine gewaltige Gefahr auf uns zukommen, einen Mount Everest an Problemen, und der kalte Schauer, der über meinen Rücken rann, brachte mein Nervenkostüm zum Flattern.
    Auch Suko dachte nach, und er war es, der einen Vorschlag machte.
    »Die Tatsachen sind ja folgende: Wir wissen, was wir zu tun haben und wie wir dieser Blutsaugerin begegnen müssen. Ich betone, dass wir es wissen. Aber sie weiß es nicht. Sie denkt, dass alles so ist wie immer, und das könnte unsere Chance sein. Wir lassen uns nichts anmerken und werden versuchen, sie zu manipulieren. Wir müssen bei ihr eine Schwachstelle entdecken, und wenn wir die gefunden haben, dann haben wir eine Chance, finde ich. Eine andere Alternative sehe ich nicht.«
    Sir James hatte genau zugehört. Dann gab er seinen Kommentar ab. »Ich denke, dass die Alternative nicht schlecht ist, die Sie aufgeführt haben, Suko. Oder was meinen Sie, John?«
    Ich nickte. »Ja. Nur so lässt es sich machen. Wir spielen ihr etwas vor, und wenn sie ahnungslos ist, schlagen wir zu.« Jetzt musste ich lachen. »Das hört sich in der Theorie so wunderbar leicht an. Wir werden sehen, wie es in der Praxis aussieht. Ich jedenfalls glaube, dass sie nach dem letzten Fall schon misstrauisch geworden ist. Sie kennt uns ja und wird ihre Schlüsse ziehen.«
    Sir James runzelte die Stirn. »Würden Sie das, was vor uns liegt, mit der Jagd auf Dracula II vergleichen?«
    »Ja, das ist durchaus möglich. Nur wird sich die Cavallo anders verhalten. Zudem kennt sie uns gut.«
    »Und was könnte sie dazu bewogen haben, ihre Verhaltensweise zu ändern, John?«
    »Das ist schwer zu sagen, Sir. Da kann ich eigentlich nur raten. Es könnte damit zusammenhängen, dass sie sich langweilt, jetzt, wo Mallmann nicht mehr lebt. Da hat sie keinen Feind mehr. Es wurde ihr zu langweilig, und jetzt hat sie sich etwas Neues gesucht.«
    »Das ist möglich. Sie braucht Action.«
    Ich sah Suko an. Der nickte und hob zugleich die Schultern. Wir konnten es drehen und wenden, die Wahrheit würden wir nicht herausfinden können.
    Sir James fasste noch mal zusammen. »Es ist mir nicht leichtgefallen, mit Ihnen dieses Gespräch zu führen. Ich musste es tun, und Sie wissen jetzt Bescheid.«
    Suko musste noch eine Frage loswerden. »Sir, nehmen Sie es mir nicht übel, aber darf ich fragen, ob Sie persönlich unter Druck stehen? Hat man Ihnen ein Zeitlimit gesetzt?«
    »Nein, das nicht.«
    »Aber …?«
    Sir James verzog die Lippen. »Man erwartet natürlich einen schnellen Erfolg.« Für einen Moment nahm sein Gesichtsausdruck eine gewisse Härte an. »Aber ich lasse mich nicht drängen. Ich kann mich wehren. Ich weiß, dass Sie Ihr Bestes geben, und kann nur hoffen, dass Sie irgendwann die Sieger sind.«
    Das wünschten wir uns auch.
    Ich hatte unseren Chef selten so nachdenklich gesehen. Möglicherweise war er schon leicht deprimiert. Er hielt die Lippen fest zusammengepresst und auf seiner Stirn verteilten sich sichtbar die Schweißtropfen.
    »Sir, gibt es sonst noch etwas, was Sie uns sagen müssten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht der Fall.«
    »Okay, dann werden wir uns mal Gedanken machen.«
    Nach diesem Satz stand ich auf.
    Auch Suko erhob sich. Sir James blickte uns beide an. Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, überlegte es sich aber anders und senkte den Blick. Wir betrachteten es als Abschied und verließen das Büro.
    Auf dem Flur blieben wir stehen.
    Ich lehnte mich gegen die Wand. Im Nacken spürte ich es eiskalt. Da schien die Haut eingefroren zu sein, und auch Suko erging es kaum besser.
    »Hast du

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