1706 - Lockvogel der Nacht
von Menschen gehört worden und hatte sie aus dem Schlaf geholt. In der Nähe über uns wurden Fenster geöffnet. Die Echos der Stimmen hallten über den Hof.
Wir gaben keine Antworten und bemühten uns, nicht entdeckt zu werden. Es dauerte nicht lange, dann hatte sich die Umgebung wieder beruhigt. Wegen der Kälte hatte wohl keiner Lust, sein Haus zu verlassen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Jane. »Das war nur einer. Ich denke, dass es noch mehr von ihnen gibt.«
»Davon gehe ich auch aus.«
»Meinst du, dass sie hier im Haus sind und das praktisch als Basis benutzen?«
»Ich will es nicht hoffen, aber ausschließen möchte ich es auch nicht. Das Versteck ist gut, und sie sind nahe an ihrem eigentlichen Ziel.« Ich tippte Jane an. »Bleib du hier, ich schaue mal nach, ob die Tür offen ist.«
»Ja, tu das.«
Die Stufen lagen voller Schnee. Kanten waren nicht mehr zu sehen. Der Weg die Treppe hinab glich einer Rutschpartie. Zum Glück gab es noch ein zweites Geländer an der Hauswand.
Auf der letzten Stufe drehte ich mich nach links. Dort war die Tür zu sehen. Auch gegen sie war der Schnee geklatscht, allerdings nur im unteren Drittel.
Ich hatte es mir schon gedacht und erhielt jetzt die Bestätigung. Die Tür war nicht geschlossen. Sie stand spaltbreit offen. Dahinter war es dunkel.
Ich informierte Jane Collins über meine Entdeckung. Sie wollte wissen, was ich vorhatte.
»Ich sehe mich im Haus um. Geh du bitte zurück. Jemand muss da sein, wenn Suko kommt. Ich denke nicht, dass es lange dauern wird.«
»Gut. Aber gibt acht, John.«
»Immer doch.«
Meine Lampe und die Beretta, das waren die wichtigsten Dinge im Moment. Ich schob die Tür so weit auf, dass ich mich durch den Spalt zwängen konnte. Ich geriet in eine feuchte Umgebung mit einem entsprechenden Geruch. Als ich die Lampe schwenkte, tanzte das Licht durch eine alte Waschküche, wie sie bei diesen Häusern üblich war. Nicht alle Bauten hier waren unterkellert. Das Haus, in dem Jane Collins lebte, hatte keinen Keller.
Ich schob mich tiefer in den nicht sehr großen Raum hinein, in dem noch eine Waschmaschine stand, die mit Wasserkraft angetrieben wurde. Ein Becken, in dem die Wäsche von der Lauge befreit wurde, sah ich ebenfalls und eine zweite Tür, durch die ich die Waschküche an einer anderen Seite verlassen konnte.
Auch die Tür war nicht verschlossen. Sie schleifte über den Boden, als ich sie aufzog und dabei in einen Gang schaute, der auch den typischen Kellergeruch abgab. Es brannte kein Licht, und ich wollte mich nicht durch die Dunkelheit bewegen, sondern blieb auf der Schwelle stehen und leuchtete nach vorn.
An der rechten Seite war die Wand uneben und mit einer kalkigen Farbe gestrichen. Links von mir existierte zwar auch eine Wand, aber sie war von Türen unterbrochen, hinter denen die einzelnen Kellerräume lagen.
Hier unten erwartete mich niemand. Deshalb musste ich damit rechnen, dass sich die Halbvampire im Haus verteilt hielten und möglicherweise Menschen in ihre Gewalt gebracht hatten, ihnen Wunden zufügten, um dann ihr Blut zu trinken.
Das alles floss in meine Überlegungen mit ein und ich leuchtete auch die Türen auf der linken Seite an. Es war möglich, dass sich hier in den Räumen meine Feinde versteckten.
Sie waren nicht da.
Ich gelangte am Ende des Flurs an eine Steintreppe, die ich hochging, um den Wohnbereich des Hauses zu erreichen. Ich hatte ihn noch nicht ganz erreicht, als ich einen Luftzug im Gesicht spürte, der nur entstehen konnte, weil Durchzug herrschte.
Nach dem nächsten Schritt sah ich den Grund. Die Haustür war nicht geschlossen, und mir wurde schnell klar, warum dies so war. Die Halbvampire hatten dieses Haus als Durchgang oder Fluchtweg benutzt.
Ich gelangte in einen Hausflur. In diesem Gebäude befanden sich mehrere Wohnungen in den einzelnen Etagen. Hier unten war auch eine. Ich wollte schon gehen, da hörte ich den Laut.
Eine menschliche Stimme hatte dieses Wehklagen ausgestoßen, das in einem dünnen Schrei endete. Für mich stand fest, dass dies alles andere als ein Spaß war.
Ein Mensch befand sich in Not.
Ich drehte mich nach rechts und musste nur wenige Schritte gehen, um die Tür zu erreichen, hinter der ich den Laut gehört hatte. Das war auch nur möglich gewesen, weil die Tür nicht geschlossen war.
Der Schrei wiederholte sich. Danach hörte ich das Lachen einer Männerstimme.
»Dein Blut schmeckt mir. Es ist köstlich, und ich werde dir ein Muster aus Wunden in
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