171 - Teutelstango
nein, besser: Wir werden eine Entführung vortäuschen. Der Wagen wird irgendwo gefunden werden, leicht beschädigt. Das dürfte im Sinne des Patrons sein. Vielleicht läßt sich Taros Tod dann politisch ausschlachten."
„Deshalb also hat du diesen Jüngling beeinflußt, daß er den Wagen wegbringt."
Der Graue nickte. „Wir müssen nur noch dafür sorgen, daß der Jüngling selbst verschwindet. Aber das", er lachte hämisch, „dürfte ja keine große Schwierigkeit sein, nicht wahr?"
Der Fahrer des Wagens folgte der unsichtbaren Spur. Der Graue beobachtete über die Kugel, wohin der schwere Mercedes gesteuert wurde.
Nach einer Viertelstunde hatten sie Rio verlassen. Der Graue sah das Bild in der Kugel und machte mit einer Hand eine schnelle Bewegung. Die Finger wurden in eine komplizierte Stellung gebracht. Das magische Bild fror ein.
Wenig später stoppte der Ford hinter dem Mercedes. Auch dieser war wie „eingefroren". Der Ford Galaxie-Fahrer stieg aus, ging nach vorn und berührte die Schulter des jungen Mannes. Der kippte lautlos nach draußen.
Er wurde vom Wagen weggezogen. Aus starren Augen versuchte er, zu sehen, was geschah, aber sein von Magie umnebeltes Gehirn vermochte keine Schlüsse zu ziehen. Der Ford-Fahrer zog eine Pistole mit Schalldämpfer, feuerte in die Heckscheibe des Mercedes, setzte eine Kugel in die Fahrertür, eine weitere in die Türscheibe, und ein vierter Schuß schrammte über die Motorhaube. Ein fünfter Schuß traf anschließend Ricardo, der zusammenzuckte, aufschrie und liegenblieb. Der Schütze ließ die sechste Kugel in der Waffe und schleuderte sie irgendwohin. Dann bewegte er zwei Finger in Ricardos Richtung, murmelte etwas Unverständliches dazu, und Ricardo stöhnte wieder auf. Die Kugel, die in seinem Körper steckte, veränderte sich leicht; kein Experte würde mehr feststellen können, daß sie aus derselben Waffe stammte, mit der auf den Mercedes geschossen worden war. Der Unheimliche stieg wieder in den Ford, lenkte ihn ein paarmal hin und her und radierte mit quietschenden Reifen schwarze Striche auf den Asphalt. Dann jagte der Wagen mit hoher Geschwindigkeit davon.
Zurück blieben ein blutender junger Mann, ein beschädigter Wagen - und sonst nichts.
Eine halbe Stunde später erschien die Polizei. In den nächsten Häusern am Ortsrand, etwa einen Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt, war man auf die Ereignisse aufmerksam geworden.
Das Quietschen der Reifen war nicht ungehört verhallt, jemand war hinübergegangen und hatte den Wagen und den Schwerverletzten gefunden. Er hatte die Polizei und eines der Krankenhäuser alarmiert.
Die Polizei sah sich den Fall an und kam zu folgender Erkenntnis:
Taro Munante, einer der Enkelsöhne des Don Hermano Munante, war mit Waffengewalt entführt worden. Es kam zu einem Schußwechsel, bei dem einer der Entführer verletzt wurde. Ungeklärt blieb der Grund dafür, daß Taro Munante in dieser Nacht Rio über ausgerechnet diese Straße verließ. Ungeklärt blieb vorerst auch der Drahtzieher der Entführung, da der aufgegriffene Verletzte jede Beteiligung an dem Verbrechen hartnäckig ableugnete, aber auch nicht erklären konnte, wie er erstens an diesen Platz und zweitens
an seine Schußverletzung gekommen war. Eine Lösegeldforderung wurde ebensowenig ausgeschlossen wie ein politisches Attentat, da die Munantes erheblichen Einfluß in Wirtschaft und Politik besaßen und ausübten. Man informierte die nächsten Verwandten des Entführten, ließ eine Großfahndung einleiten und hoffte
, daß die Entführer sich alsbald meldeten.
Daß es keine Entführer gab, wußte niemand außer den Beteiligten selbst. Daß Tarö tot war, wußte ebenfalls keiner außer den Beteiligten selbst. Aber man konnte ein ungünstigen Licht auf wirtschaftliche und politische Gegner werfen. Und selbst wenn diese ihre Unschuld nachweisen konnten - etwas von dem einmal ausgestreuten Gerücht, daß jemand versucht habe, einen Munante zu entführen, um der Sippe zu schaden, würde immer hängenbleiben.
Und das konnte beim nächsten Konflikt bereits eine Entscheidung herbeiführen.
Die Munantes und ihre Anhänger wußten aus jeder Situation noch etwas zu machen. Nicht umsonst waren sie die grauen Eminenzen im Hintergrund. Die heimlichen Regierenden, denen praktisch nicht nur Rio und Brasilien, sondern ganz Südamerika gehörte. Eine weitverzweigte Dämonenfamilie, die die heimliche Herrschaft ausübte.
Aber wer herrscht, lebt gefährlich, und sie
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