1710 - Im Bann der schönen Keltin
Geruch oder dieses Klima, das an der Küste herrschte, ihr Schlafzimmer.
Auch das hatte sie noch nie erlebt, und es kam ihr schon ungewöhnlich vor. Sie sah sich gezwungen, darüber nachzudenken, aber das wollte sie eigentlich nicht und versuchte, diese Gedanken zur Seite zu schieben. Es war wirklich alles andere als angenehm, sich weiterhin damit zu beschäftigen.
Birgitta schlug die Decke zurück und schwang sich herum. Sie fühlte sich alles andere als gut und erfrischt. Sie kam sich vor, als hätte sie eine harte Arbeit hinter sich, und spürte die leichte Erschöpfung. Ihre Hände stützte sie gegen das Kinn, während ihr Fragen durch den Kopf schossen.
Warum ich? Warum dieser Traum? Warum sehe ich eine Frau mit roten Haaren, die versucht, gegen eine Seeschlange zu kämpfen? Was hat das alles zu bedeuten?
Ihr war klar, dass es eine Erklärung geben musste. Das war nicht ohne Grund geschehen. Es musste eine Kraft geben, die das alles in Bewegung gesetzt hatte. Auch glaubte sie daran, dass sich der Traum in der Vergangenheit abgespielt hatte und nicht in der Zeit, in der sie lebte.
Aber war das möglich? Gab es tatsächlich ein Ereignis, das einem Menschen das Tor zur Vergangenheit öffnete?
Das war ihre Frage, das war auch ihr Problem. Diese Träume mussten für sie eine Bedeutung haben, möglicherweise waren sie auch als Warnung gedacht.
Birgitta stand auf. Sie musste sich einfach bewegen. Sie hatte einen völlig trockenen Mund. Sie musste unbedingt einen Schluck Wasser trinken.
Birgitta ging wie eine alte Frau auf die Tür zu. Danach betrat sie den Flur und wandte sich nach rechts, um das Bad zu erreichen. Für eine Person war die Wohnung recht groß und auch in der Miete ziemlich teuer. Doch die konnte sie bezahlen. Die Gemeinschaftspraxis warf genug Gewinn ab, da konnten sich die Partner auch höhere Gehälter überweisen.
Sie ging ins Bad und machte Licht, aber nicht das grelle, sondern das etwas weiche, das nicht so blendete und ebenfalls gedimmt werden konnte.
Eine große Dusche gab es, eine Wanne ebenfalls und natürlich den Spiegel über dem Waschbecken. Davor hielt sie an und griff zugleich zum Glas, um es mit Wasser volllaufen zu lassen.
Das tat Birgitta nicht, denn ihr Blick war in den Spiegel gefallen, in dem sich ihr Gesicht abzeichnete. Das war genau der Augenblick, an dem sie erstarrte. Sie sah keine Veränderung, ihr Gesicht war das Gleiche geblieben, und doch hatte sie einen Schock erhalten, weil es eben so gleich aussah.
Gleich mit einem anderen Gesicht.
Mit der rothaarigen Frau, die gegen das Seemonster gekämpft hatte.
Den Traum hatte sie nicht zum ersten Mal erlebt. Aber nie war sie danach ins Bad gegangen, um sich im Spiegel zu betrachten. Das tat sie jetzt, und sie erschrak über die Ähnlichkeit der beiden Gesichter.
Nein, das war mehr als nur eine Ähnlichkeit. Ihr Gesicht und das der Kämpferin waren identisch. Sie konnte sich auch vorstellen, dass sie sich nicht selbst anschaute, sondern das Gesicht der Frau im Traum sah.
Der Anblick hatte sie so geschockt, dass sie den Atem anhielt. Sie öffnete den Mund und atmete hektisch. Ein kalter Schauer rann über ihren Rücken und aus ihrem Mund löste sich ein schwerer Atemzug. Für einen Moment schloss sie die Augen und stemmte sich am Rand des Waschbeckens ab. Das war einfach zu viel für sie. Das alles war unbegreiflich.
Was lief hier ab? Welches Spiel wurde mit ihr getrieben? Sie fand keine Antwort, merkte aber, dass sich der Druck in ihrem Innern verstärkte. Sie sprach sogar mit sich selbst, ohne zu begreifen, was sie eigentlich sagte.
Birgitta ging einen Schritt zurück und fragte: »Bin ich es oder bist du es?«
Es war ihr nicht möglich, eine Antwort zu geben. Die Gedanken flossen einfach weg. Sie trank das Wasser, ohne es richtig wahrzunehmen. Dann ging sie wieder zurück in ihr Schlafzimmer und warf sich dort rücklings aufs Bett. Dabei schlug sie die Hände gegen ihr Gesicht, weil sie einfach nichts mehr sehen wollte.
Was war da passiert?
In welcher Verbindung stand sie mit der geheimnisvollen Frau, die praktisch ihre Zwillingsschwester hätte sein können?
Birgitta wusste es nicht. Ihr war nur klargemacht worden, dass da etwas auf sie zukam, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Das stärker und für sie unerklärlich war.
Gab es eine Lösung für das Problem?
Ja, die musste es geben. Auch eine Erklärung, aber sie kam nicht dahinter. Ihr war nur klar, dass sie das Geschehen nicht mehr loswerden und dass
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