1712 - Verflucht bis in den Tod
welchem?«
»Ich kümmere mich um Sobotin. Geh du in die Kapelle. Ich denke, dass es Zeit wird.«
Karina schaute mich kurz an. Wahrscheinlich dachte sie darüber nach, ob es eine andere Möglichkeit gab. Offenbar fiel ihr aber keine ein. Ein letzter Blick, dann ein Nicken, dann die Antwort.
»Gut, machen wir es so!«
Schon in der folgenden Sekunde war sie weg …
***
Chandra hatte ihr Ziel erreicht. Und das brachte sie auch deutlich zum Ausdruck. Da Rasputin im Hintergrund wartete, wandte sie sich an Wladimir Golenkow. Sie baute sich dicht vor ihm auf und starrte ihn an.
»Hast du noch immer Hoffnung, Krüppel?«
Er nickte und sagte leise: »Die stirbt nie!«
»Wir werden sehen. Ich jedenfalls habe mein Ziel erreicht. Rasputin ist da. Endlich, kann ich nur sagen. Und jetzt wird sich unsere Hoffnung erfüllen, das schwöre ich dir. Wir werden die Herrschaft über dieses Land übernehmen, und niemand kann uns daran hindern. Diese Kapelle wird zu deinem Grab werden, und dann kannst du mir sogar dankbar sein, denn du brauchst nicht mehr in einem Rollstuhl zu hocken.«
Wladimir Golenkow litt. Aber er wollte es nicht zeigen und presste die Lippen fest zusammen. Er sah, dass Chandra nervös war, denn sie schaute öfter auf ihre Uhr als normal.
»Da scheint nicht alles so gelaufen zu sein, wie du es dir vorgestellt hast.«
»Halt dein Maul!«
Das wollte Wladimir nicht. »Du solltest nicht vergessen, dass Karina Grischin und John Sinclair immer für Überraschungen gut sind.«
»Diesmal nicht.«
»Sie hätten schon längst hier sein müssen. Und Sobotin auch. Selbst deine Vasallen sind noch nicht zurück, ich denke nicht, dass alles glatt gelaufen ist.«
Chandra wollte eine Antwort geben. Sie stand voll unter Stress und hielt ihre Waffe so fest umklammert, als wollte sie diese zerdrücken. Wladimir hörte den scharfen Atemzug, der plötzlich stoppte, denn von draußen her drangen die Echos von Schüssen an ihre Ohren.
Chandra glitt zurück, drehte sich um und schaute zur Tür. Auch sie hatte gehört, dass nicht nur mit einer Waffe geschossen wurde. Die MPi war gut zu hören, aber auch andere Schüsse fielen, und als sie verstummten, suchte Chandra Golenkows Blick. Der hütete sich vor einer Regung. Nur keinen Hoffnungsschimmer zeigen, und er hielt sich auch mit seiner Meinung zurück.
Zeit verstrich. Nichts geschah. Auch die beiden Killer hielten sich zurück, was Chandra nicht passte. Sie atmete heftig und starrte auch Golenkow an, als könnte er ihr verraten, was dort draußen vor sich gegangen war.
»Es scheint nicht alles so zu laufen, wie du es dir vorgestellt hast«, sagte er.
Sie sprang auf seine Worte an. »Was weißt du?«
»Nichts.« Er lachte. »Du bist es doch gewesen, die alles in die Wege geleitet hat. Ich war nur ein Statist.« Er reckte das Kinn vor. »Ein im Rollstuhl sitzender Krüppel. Das ist alles.«
Ihre Augen verengten sich. Es war zu sehen, dass sie scharf nachdachte und auch immer mal einen Blick auf die Tür warf, aber dort tat sich nichts. Sie blieb geschlossen.
Dann meldete sich Rasputin in einer der kurzen Pausen. Beim Sprechen hob er seinen Arm und wies zur Tür.
»Ich spüre ihn«, sagte er rau und flüsternd. »Ich spüre, dass er da ist.«
»Wer? Sobotin?«
»Ja, mein Diener.«
»Und wo ist er?«
»Nicht mehr weit. Auf dem Weg zu mir.« Er hob beide Arme und presste sie gegen seine Stirnseiten. »Er ist da und will zu uns. Zu mir. Er weiß ja, wo ich bin …«
Chandra reagierte sofort. »Dann ist er schon fast an der Tür?«
»Ich glaube ja.«
»Und weiter? Was spürst du noch?«
Rasputin ließ die Hände am Kopf. »Nichts Gutes, gar nichts Gutes. Er ist allein, er hat keine Hilfe, aber es sind Feinde in seiner Nähe.«
Die letzten Worte hatten Chandra zusammenzucken lassen. Genau das hatte sie nicht gewollt. Mehr aus Verlegenheit warf sie Wladimir einen Blick zu, der nichts sagte und nur die Schultern hob. Aber er konnte das Lächeln auf seinen Lippen nicht zurückhalten.
»Mit dir rechne ich später ab!«, flüsterte sie. »Darauf kannst du dich verlassen!«
Wladimir enthielt sich einer Antwort. Sie hätte Chandra auch nicht interessiert, denn sie befand sich bereits auf dem Weg zur Tür. Rasputins Erklärungen hatten sie mehr als unruhig gemacht. Es ging ihr nicht nur um ihn, auch um Sobotin.
Sie hatte die Tür noch nicht erreicht, als sie stehen blieb, um zu lauschen, ging dann noch weiter vor, blieb wieder stehen und ließ ihre Waffe noch stecken.
Es
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