1712 - Verflucht bis in den Tod
waren ebenfalls Todfeindinnen. Wenn sich die Chance ergab, dass die eine die andere ausschalten konnte, dann wollten beide sie nutzen.
»Was ist mit Karina?«
»Ich hatte sie in der letzten Zeit aus den Augen verloren. Sie war auch nicht mehr wichtig für mich. Jetzt hat sich die Lage wieder geändert. Nun ist sie wichtig.«
Chandra brauchte eigentlich nichts mehr zu sagen, denn Wladimir wusste, worum es ging. Die Jagd nach dem Mond-Mönch konnte ihr nicht gefallen. Da hatten sich die Wege gekreuzt, und dagegen musste jemand wie Chandra etwas tun.
Wladi hatte das Gefühl, in einem Fieberschock zu liegen, so heiß war ihm geworden. Er tat trotzdem völlig ahnungslos, und das spiegelte sich auch in seiner Frage wider.
»Was meinst du genau damit?«
»Ich habe von etwas erfahren, das mir gar nicht gefallen kann.«
»Was denn?«
»Sie und dieser verdammte Sinclair haben Sobotin gefunden. Das war nicht gut.«
Das Herz schlug ihm hoch bis zur Kehle. Er musste schlucken, um überhaupt etwas sagen zu können.
»Und was habe ich damit zu tun?«
»Das ist ganz einfach. Du bist mit im Spiel. Karina und du, ihr seid Partner, und einer sollte für den anderen schon da sein, denke ich.«
»Und weiter?«
»Jetzt muss sie für dich da sein.«
Er hatte die Antwort gehört und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Fast, wenn ich ehrlich bin.«
»Dann werde ich dich weiter aufklären. Nur deine Partnerin Karina ist in der Lage, dir das Leben zu retten.«
»Aha. Und wie soll das geschehen?«
»Auch das ist simpel. Wenn sie Sobotin nicht freilässt, werde ich dich töten.«
Wladimir war von ihren Worten nicht wirklich überrascht. Er hätte es sich denken können. Die andere Seite konnte nicht riskieren, dass sich dieser Mond-Mönch in der Gewalt seiner Feinde befand. Und Wladimir war das lebendige Druckmittel, um dieses zu ändern.
»Na, Überraschung verdaut?«
»Was soll das?« Er wollte ablenken, aber sie blieb beim Thema.
Diesmal klang ihre Stimme härter. »Ich will Sobotin, verstehst du? Wenn ich ihn nicht bekomme, bist du tot. Und du kannst mir glauben, dass dies für mich kein Problem ist. Ich bin dir schon sehr nahe, Wladimir.«
»Ja, meinetwegen. Aber was kann ich tun? Ich bin gelähmt. Und das habe ich dir zu verdanken. Ich bin außen vor. Wende dich an Karina Grischin.«
»Das werde ich sicherlich noch tun. Aber zunächst müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Du wirst sie anrufen und ihr den Deal erklären. Sobotins Leben gegen deines. So einfach ist die Rechnung.«
»Ich kann sie nicht zwingen, darauf einzugehen.«
»Das solltest du dir genau überlegen. Wenn Karina Grischin nicht auf den Deal eingeht, wird sie der Tod ebenfalls ereilen. Es fragt sich nur, wann dies geschieht.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Nein, du wirst sofort …«
Was Chandra noch sagte, das hörte Wladimir nicht, denn er hatte bereits aufgelegt …
***
Er hielt den Hörer noch in der Hand, die auf seine Brust gesunken war. Mit einem derartigen Gespräch hatte er nicht gerechnet. Das hatte ihn fertiggemacht. Wäre er nicht gelähmt gewesen, er hätte anders empfunden, so aber war er auf einem Tiefpunkt angelangt und wünschte sich, einen Traum erlebt zu haben.
Noch immer fühlte sich sein Kopf heiß an. Glühende Wangen waren bei ihm eine Seltenheit und starkes Herzklopfen ebenfalls. Hier aber kam beides zusammen.
Es vergingen knapp zwei Minuten, da hatte er sich einigermaßen erholt. Natürlich dachte er an das Gespräch. Und er wollte Klarheit haben und dachte darüber nach, ob Chandra geblufft hatte oder nicht.
»Nein«, flüsterte er. »Sie blufft nicht. Sie ist eine Rächerin, die keine Gnade kennt.«
Ihm fiel ein, dass sie einiges über ihn gewusst hatte, und er dachte auch darüber nach, dass sie davon gesprochen hatte, schon in seiner Nähe zu sein.
War das nur eine Drohung oder die Wahrheit?
Er schob die Gedanken beiseite und beschäftigte sich mit Karina Grischin und John Sinclair. Laut Aussage der Killerin waren beide erfolgreich gewesen, was ihn im Prinzip freute. Doch ihm war auch bewusst, dass die andere Seite es nicht so ohne Weiteres hinnehmen würde. Dieser Sobotin musste ungeheuer wichtig sein, aus welchen Gründen auch immer. Wladimir wusste nicht, was er Karina raten sollte, wenn sie anrief. Er tendierte dahin, ihr zwar die Wahrheit zu sagen, ihr jedoch auch zu raten, keine Rücksicht auf ihn zu nehmen. Man durfte sich nicht
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