1714 - Die Beausoleils
existierte nur da und dort noch in bruchstückhaften Legenden. Aber Ninaus’ nicht minder machthungriger Nachfolger Kauk setzte die Bruchstücke zusammen und beschloß, unter dem Symbol, das die Völker einst zusammengeschlossen hatte, ein neues Machtgefüge zu errichten.
Allerdings sollte dieses nicht dem Schutz dieses kosmischen Sektors dienen, sondern allein Kauks Machtbestrebungen unterstützen.
Das Symbol, dessen sich Kauk bediente, war mit dem Quidor-Zeichen identisch. Nur hatte es in diesem weiten Sternensektor hinter der Großen Leere tausend andere Namen.
Die Flotte der 30.000 Krilaner-Schiffe kontrollierte in den folgenden Jahrhunderten ein Sternenreich nach dem anderen unter dem Vorwand, dies für die Abwehr einer drohenden Gefahr zu tun. In jedem eroberten Sternensektor blieben Krilaner zurück, die als Priester oder Vertreter höherer kosmischer Ordnungsmächte ihre strenge Macht ausübten. Wo die Legenden über die glorreiche Vergangenheit wach waren, hatten sie leichtes Spiel. Aber auch andernorts konnten sie damit und nach den Regeln der Willkür und Gewalt ihre Macht festigen.
So entstand, während die Flotte der Krilaner im Laufe der vielen Jahrhunderte in immer fernere Sternenräume vordrang, ein gewaltiges Gefüge, dessen Kern über 15 Millionen Lichtjahre reichte, das aber einen losen Zusammenhalt über fast 30 Millionen Lichtjahre besaß. Natürlich konnten die Krilaner dieses Gebilde nicht beherrschen. Aber sie dirigierten Dutzende von Imperien und galaxisweiten Organisationen mit Tausenden von Völkern über indirekte Herrschaft und ein Netz von Mittelsmännern.
In der Gegenwart kamen die Krilaner dem Passageplaneten Achtzehn bis auf 250.000 Lichtjahre nahe, ohne natürlich dessen Position oder Bedeutung zu kennen. Sie kümmerten sich überhaupt nicht um jene Legenden, die von Planeten mit physikalischen Unmöglichkeiten handelten und diese als Wurzel allen Übels bezeichneten. Kauk ging es nur um Macht.
Aber schon lange stand er mit seinem Machtwahn abseits des allgemeinen Bestrebens der Krilaner. Bis zuletzt konnte Kauk alle Reformbestrebungen und das Verlangen nach neuen Zielen niederschlagen. Allmählich wuchs aber eine neue Generation von Krilanern heran, welche die Zeit in der Endlosen Armada zu verherrlichen begann und eine tiefe, alles andere verzehrende Sehnsucht nach einer Rückkehr entwickelte.
Unter dem Rebellen Koraus gelang es schließlich, Kauk zu entmachten.
Er wurde mit dem Symbol gebrandmarkt, das er so viele Jahrhunderte mißbraucht hatte, auf einem unbedeutenden Planeten ausgesetzt und dort dem Aggressionstrieb der einheimischen Wilden überlassen. Nur ein Peilsender markierte diese Welt und sollte darauf hinweisen, daß hier ein noch zu richtender Büßer ausgesetzt worden war.
Dies war der Zeitpunkt, als die „Beausoleils" zu dieser Welt der Dogues kamen. Sie trafen Kauk nicht mehr lebend an. Statt sich seinen vermeintlichen Richtern zu stellen, war Kauk lieber zu den Wilden geflüchtet und von diesen in Stücke gerissen worden. Die „Beausoleils" fanden seine verstümmelte, kopflose Leiche, nahmen sie an sich und klärten über diese die Zusammenhänge auf. In der Folge stießen sie auf die Ausläufer der gewaltigen neuen Völkerallianz, die in Wahrheit nichts mit der uralten Tanxtuunra, den Rittern der Tiefe oder den Kosmokraten zu tun hatte.
Die Krilaner versprachen Wiedergutmachung - und die „Beausoleils" drückten ihre Hoffnung aus, daß sie den Weg zurück in die Endlose Armada finden würden. Die Wahrheit über die ursprüngliche Bedeutung der Allianz verriet Joseph den Krilanern jedoch nicht...
„Welch seltsame kosmische Verstrickungen", murmelte Rhodan vor sich hin, nachdem der Bericht endete, und sah Moira an.
„Ich habe nichts mit diesem kopflosen Clanskopf zu tun", beeilte sich die Ayindi zu versichern. „Ich war zur Tatzeit im Arresum. Und überhaupt, ich habe schon Ninaus’ Kopf verschmäht und hätte auch den von Kauk nicht haben wollen. Das wäre keine Trophäe für mich."
Rhodan winkte ab.
„Ich dachte nur daran, daß wir nun die Probleme deines Volkes angehen sollten", sagte er.
*
Mila hätte nicht zu sagen vermocht, welchem Impuls sie folgte, als sie sich in ihre Kabine begab, ihren SERUN gegen Alltagskleider vertauschte und danach Hangar 8 aufsuchte. Und das, obwohl Nadja sich weigerte, sie zu begleiten. Es war wohl der Zauber der seltsamen Musik, dem sie erlag. Sie verschwendete zuerst keinen Gedanken daran, wie
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