1714 - Die Beausoleils
weitläufig die BASIS eigentlich war - und wie weit sie sich von ihrer Schwester entfernen konnte.
Im Hangar ging es hoch her. Die Cajun-Band spielte wie von Dämonen besessen, und Jolie Blonde floß in Strömen. Mila entging nicht, daß einige Bandmitglieder nicht mehr ganz fest auf den Beinen waren. Aber sie merkte nicht, daß sie falsche Töne produzierten. Ihre Blicke blieben fasziniert an dem Bärtigen mit der Geige hängen.
Joseph war der Teufelsgeiger, und um ihn versank beim Spiel die Welt.
Er geigte sich in die Vergangenheit, zurück in die Zeit und die Welt der Cajuns. Und mit ihm gingen Michael Doucet und Dewey Balfa auf die Reise, und Alexius Bullet, der das Waschbrett kratzen durfte, und auch Andre Huber, der als „Oubre" ein improvisiertes Schlagzeug bediente. Obwohl die Musiker keine Verstärker benutzten, war der Hangar erfüllt von ihrer mitreißenden Musik.
Und da sah Joseph plötzlich sie. Seine Evangeline, von der er oft träumte, der er aber noch nicht begegnet und die bisher gesichtslos geblieben war. Nun aber trat sie aus den Morgennebeln hervor, die über der Sumpflandschaft der Bayous schwebten. Sie trug einen fluoreszierenden Einteiler, der am Hals geschlossen war und bis hinunter an die Waden reichte. Das brünette Haar schwang sich keck über das eine Auge. Mit einer koketten Kopfbewegung warf sie das Haar zurück.
Sie sah ihm in die Augen, und die Welt versank um ihn. Er übergab Geige und Bogen irgend jemandem, der gerade neben ihm stand, stieg vom Podest und kam ihr entgegen. Als er sie erreichte, öffnete sie die Arme zum Tanz und schwebte mit ihm nach dem Takt eines English Waltz über den Bajou.
Joseph stolperte, und auf einmal fand er sich in Hangar 8 wieder. Er hielt noch immer dieselbe Frau in den Armen und drehte sich mit ihr im Tanz, aber es war nicht „seine Evangeline", sondern Mila Vandemar, die Spiegelgeborene. Er stammelte irgendeine Entschuldigung und wollte sich zurückziehen.
„Warum läßt du mich fallen wie eine heiße Kartoffel?" fragte Mila. „Du tanzt doch ausgezeichnet."
„Meinst du das wirklich?" fragte Joseph verblüfft. Es geschah selten, daß er in Verlegenheit geriet, aber diese Frau schaffte es mit ihrer unbekümmerten Art. „Ich bin Joseph Broussard jr. aber alle nennen mich nur Joseph."
„Ich habe von dir gehört."
Sie lachten beide. Aber was im zweiten Anlauf so vielversprechend begonnen hatte, wurde gleich darauf brutal zerstört. Perry Rhodans Stimme ertönte über die Rundrufanlage. Die Musik erstarb, die Tänzer kamen zum Stillstand. An den Mund geführte Gläser blieben auf halbem Weg hängen.
Perry Rhodan machte nicht viele Worte. Er faßte sich knapp und erreichte damit die doppelte Wirkung. Joseph hörte zuerst alles nur gedämpft. Aber mit jedem von Rhodans Worten wurde sein Verstand klarer. Mila hatte sich bei ihm untergehakt, aber die Berührung hatte ihre Wärme verloren. Sie schien mittlerweile meilenweit von ihm entfernt.
Rhodan berichtete mit nüchterner Stimme, daß die Ayindi in den letzten zwei Millionen Jahren die Hälfte ihres Einflußbereiches an die lebensfeindliche Abruse verloren hätten. Aber sie hatten nicht weitere zwei Millionen Jahre Zeit. Alle Anzeichen wiesen darauf hin, daß die Abruse den Ayindi die Lebensader in wenigen Jahren abschnüren und ihre Enklave vereinnahmen würde. Eine nächste Generation von Ayindi würde es vermutlich nicht mehr geben.
Rhodan formulierte seinen Appell absichtlich so, daß jeder einfache Galaktiker ihn verstehen konnte. Er wandte sich nicht an die „Eierköpfe", sondern an Personen der Tat.
„Steht es um die Ayindi wirklich so schlecht?" flüsterte Joseph.
„Vermutlich noch schlimmer, genau kann man das gar nicht abschätzen", antwortete Mila ebenso leise. „Und nur wir könnten ihnen helfen - wenn überhaupt jemand."
Rhodan sagte genau dasselbe. Er erklärte, daß sie, die Unsterblichen, mit ihren Rochenschiffen als einzige die Todeszone der Abruse auskundschaften konnten. Auf einem solchen Erkundungsflug hatte die CADRION ein bemanntes Objekt der Abruse entdeckt, aber nicht aufbringen können. Wenn es gelänge, eine solche Kommandoeinheit zu entern, könnte man wichtige Aufschlüsse über die Beschaffenheit und Stärke der Abruse und vielleicht auch, wie man sie bekämpfen konnte, herausfinden. Es galt nun, eine solche Kommandoeinheit aufzubringen.
Aber die Unsterblichen waren für ein solches Unternehmen zu wenige.
„Wir suchen etwa hundert Freiwillige, die mit
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