1715 - Gewächs des Grauens
brannte, sodass sie etwas erkennen konnte.
Sie bewegte sich – und verzog das Gesicht, denn auch im Rücken verspürte sie Schmerzen. Jane wusste nicht, was der Grund dafür war, doch als sie sich aufrichtete, um in eine kniende Haltung zu gelangen, da sah sie die Treppe, vor deren unterster Stufe sie lag. Und sie erinnerte sich, dass es sie auf der Treppe erwischt hatte. Sie musste die restlichen Stufen nach unten gefallen sein.
Jane gab zu, diesen Sobic unterschätzt zu haben. Er war derjenige gewesen, der sie in die Falle hatte laufen lassen. Momentan war er nicht zu sehen, und das sah sie als gutes Zeichen an.
Sie versuchte, die Schmerzen in ihrem Kopf zu ignorieren, was ihr nicht gelang. Sie blieben und sorgten immer wieder für einen leichten Schwindel, wenn sie sich bewegte.
Jane kroch auf die Treppe zu, um dort einen besseren Halt zu finden. Sie wollte sich auch setzen und hoffte, die Schwäche überwinden zu können.
Ihr fiel auch der Bischof ein. Nur wusste sie nicht, was mit ihm passiert war. Da sie keine Stimmen oder anderen Geräusche wahrnahm, ging sie davon aus, dass sich niemand mehr in diesem Haus aufhielt. An eine Flucht konnte sie nicht glauben und rechnete damit, dass die Kirche selbst eine wichtige Rolle spielte.
Sie wollte nicht stöhnen, doch es ließ sich nicht vermeiden. Wenn sie den Kopf zu heftig bewegte, schien ihre Stirn wieder explodieren zu wollen.
Bisher hatte sie nur an sich gedacht. Doch es gab noch jemanden, der in diesen Fall involviert war.
Wo steckte John Sinclair? Warum war er nicht gekommen? Sie hatte alles mit ihm abgesprochen und …
»Mist«, flüsterte sie, »heute läuft alles verkehrt.« Sie gab auch zu, selbst Fehler gemacht zu haben. Darüber nachzudenken war jetzt nicht der richtige Augenblick. Sie musste etwas unternehmen und dabei mehr an sich denken.
Erst mal weg von hier. Dann versuchen, John Sinclair telefonisch zu erreichen.
Sie wollte aufstehen und das Haus verlassen. Die Kraft musste sie einfach finden.
Es blieb beim Vorsatz, denn plötzlich hörte Jane Schritte. Jemand kam auf sie zu. Oder ging zumindest in ihre Richtung.
Wer kam zurück?
Dieser Sobic, dem sie ihren Zustand zu verdanken hatte? Davon ging sie zumindest aus, und sie verfluchte ihren Zustand erneut. Er hatte sie zwar bewusstlos geschlagen, aber vergessen, ihr die Waffe abzunehmen. Einem Profi wäre das nicht passierte, und so ging sie endgültig davon aus, von Makarews Vertrautem niedergeschlagen worden zu sein.
Jane entschloss sich blitzschnell. Sie blieb nicht länger auf der Stufe hocken, sondern nahm wieder ihre alte Position ein. Was so leicht aussah, war doch mit Schmerzen verbunden. Sie hatte nicht viel Zeit, bewegte sich zu heftig und verspürte wieder die Explosionen hinter ihrer Stirn.
Aber sie schaffte es, sich auf den Boden vor der Treppe zu legen. Jetzt musste sie nur noch warten.
Die Schritte wurden lauter. Jemand wollte zu ihr, daran gab es keinen Zweifel. Bald war er im schwachen Licht der Flurbeleuchtung zu sehen. Jane hatte ihren Kopf so gedreht, dass sie in die entsprechende Richtung schaute.
Jetzt sah sie die Gestalt. Düster und gespenstisch wirkte sie, als wäre sie aus einer anderen Welt gekommen, entlassen aus dem Schattenreich. Nur in Höhe des Kopfes schimmerte es hell. Das waren Tobias Sobics weißen Haare.
Er war es also doch. Für Jane war es die Bestätigung, dass er sie niedergeschlagen hatte. Sie bemühte sich, cool zu bleiben, denn bald würde es darauf ankommen, dass sie eiskalt reagierte und dabei auch ihren Zustand nicht vergaß.
Tobias Sobic kam näher. Er trat nicht nur hart auf, er sprach auch mit sich selbst in einer rauen Flüsterstimme. Was er genau sagte, verstand Jane nicht. Sie ging davon aus, dass er sich selbst Mut machen wollte.
Sobics Gesicht zeigte einen verzerrten Ausdruck. Eine Mischung zwischen Bösartigkeit und einer wilden Entschlossenheit. Hinzu kam sein zischendes Atmen.
Er ging noch drei Schritte, dann blieb er nicht weit von Jane entfernt stehen. Er war über ihre Lage zufrieden, aber er sah nicht, was Jane in ihrer rechten Hand hielt, denn die Pistole war durch den liegenden Körper verdeckt.
Sobic senkte den Kopf. Jetzt löste sich ein Stöhnen von seinen Lippen, und das schien ihm den Antrieb gegeben zu haben, zu reagieren, denn er griff in die Innentasche seiner Jacke und holte einen glänzenden Gegenstand hervor.
Jane lag so, dass sie ihn sehen konnte. Wenig später wusste sie, was der Mann in der Hand
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