Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
172 - Der Spinnenfürst

172 - Der Spinnenfürst

Titel: 172 - Der Spinnenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
immer nicht, sondern bat mich, ihm zu folgen. Wieder vermißte ich die Zigarre bei ihm, die früher unvermeidlich gewesen war.
    Seit seinem Herzinfarkt (an dem allerdings nicht zuviel Nikotin, sondern Gorgonengift schuld gewesen war) hatte er den Zigarrenkonsum drastisch reduziert, was mir, dem passionierten Nichtraucher, nur recht sein konnte.
    Peckinpah hatte den Infarkt sehr gut überstanden, es ging ihm besser denn je, er sah zufriedenstellend aus und war – obwohl in die Jahre gekommen – voller Pläne.
    Wir schritten einen leeren, nüchternen Gang entlang und betraten wenig später einen Raum, der von mehreren Neonbahnen an der Decke hell ausgeleuchtet war.
    Ein Mann mit traurigen Zügen empfing uns. Er erweckte den Anschein, als hätte er kürzlich einen teuren Verwandten verloren. Strahlend weiß war der Leinenmantel, den er trug. Er hatte ihn heute zum erstenmal an, es war noch genau zu sehen, wo der Mantel zusammengefaltet gewesen war.
    Tucker Peckinpah nickte ihm zu. Es schien sich hierbei um ein vereinbartes Zeichen zu handeln, denn der Mann wußte sofort, was er zu tun hatte.
    Er öffnete zwei nebeneinanderliegende Kühlboxen und zog sich zurück. Unter den Laken lagen Tote, das war unschwer zu erkennen. Tucker Peckinpah stand mir gegenüber, eine der beiden Leichen befand sich zwischen uns.
    »Machen Sie sich auf einiges gefaßt, Tony«, empfahl mir der Industrielle.
    »Machen Sie es nicht so spannend, Partner«, gab ich ungeduldig zurück.
    Peckinpah griff langsam nach dem Laken. Es schien ihn einige Überwindung zu kosten, es hochzuheben und damit das Gesicht des Toten abzudecken.
    Ich spürte, wie sich in mir etwas zusammenzog. Gespannt wartete ich, und Peckinpah zog das Laken zurück. Es war gut gewesen, daß er mich gewarnt hatte.
    Ich hatte mit noch Schlimmerem gerechnet und verkraftete das, was er mir zeigte, deshalb relativ gut, aber es war immer noch schlimm genug, was ich zu sehen bekam.
    Vor mir lag ein Mann, der kein Gesicht mehr hatte. Die Hölle schien ihm einen glühenden Prägestempel aufgedrückt zu haben. Der Mann trug ein Brandmal des Teufels, das sein ganzes Gesicht bedeckte, so daß ich eine grauenerregende Fratze mit scharfen, geschwungenen Konturen und hochgebogenen Hörner vor mir hatte.
    »Die Hitze, gepaart mit schwarzmagischen Kräften, löste bei dem Mann einen Schock aus, der ihn tötete«, erklärte Tucker Peckinpah mit trockener Stimme.
    »Jemand hat ihm diese gräßliche Maske ins Gesicht gebrannt«, stellte ich fest.
    »Die Polizei hat dennoch herausgefunden, wer das ist«, sagte Tucker Peckinpah. »Eugene Cooper, von seinen Freunden ›Rabbit‹ genannt. Man hat ihn mit Hilfe seiner Fingerabdrücke identifiziert. Er ging keiner geregelten Arbeit nach, verschaffte sich sein Geld mit Diebstählen und kleinen Betrügereien.« Der Industrielle ließ das Laken auf die Brandfratze fallen und begab sich zum zweiten Toten. »Das ist Coopers Freund und Komplize Ian Roper.«
    Er deckte den anderen Mann ab, und ich sah das gleiche Satansgesicht wie vorhin.
    Die Hölle hatte diese beiden kleinen Gauner grausam gebrandmarkt. Ich wollte wissen, wofür die beiden Männer so schwer bestraft worden waren.
    Direkt konnte mir Tucker Peckinpah diese Frage nicht beantworten, aber er blieb nicht ratlos stumm. »Sie sind doch ein aufmerksamer Zeitungsleser«, begann er.
    Ich lächelte. »Nicht einmal die Kleinanzeigen lasse ich aus.«
    Der Industrielle nickte. »Erinnern Sie sich an die Grabraubberichte?«
    »Selbstverständlich«, antwortete ich. »Ist noch nicht lange her. Der Gangsterboß Timothy Montell wurde von unbekannten Tätern meuchlings ermordet. Hartnäckige Gerüchte behaupten, dahinter stünde Burt Farrar, der zweite Mann in der Gang, Montells Kronprinz, aber niemand kann ihm das beweisen. Man beerdigte Montell mit viel Pomp und Trara, und schon in der darauffolgenden Nacht buddelte ihn jemand mitsamt dem Sarg aus und ließ ihn verschwinden. Niemand weiß, wo sich der tote Montell jetzt befindet.«
    »Aber wir wissen möglicherweise, wer ihn ausgegraben hat«, sagte Tucker Peckinpah und deckte die zweite gebrandmarkte Leiche zu.
    »Cooper und Roper?« fragte ich.
    Der Industrielle nickte.
    »Wie kommen Sie denn da drauf?« wollte ich wissen.
    Er gab mir wieder keine direkte Antwort, sondern fuhr fort:
    »Kurz nach Montells Tod erwischte es den Mietkiller Allan Richardson.«
    »Ist mir bekannt«, sagte ich. »Die Polizei stellte ihn in einem Motel in Euston und forderte ihn

Weitere Kostenlose Bücher