1721 - Verschwunden in der Höllengruft
endgültig. Sie wusste jetzt, dass sie allein war, und bewegte sich wie eine Fremde durch ihr Haus.
Sie ging in den großen Wohnraum und schaltete das Licht einer Wandleuchte ein. Erst jetzt wurde ihr so richtig klar, was passiert war. Erneut gaben ihre Beine nach, und sie ließ sich in einen Sessel fallen, in dem sie sitzen blieb und bitterlich anfing zu weinen.
Sie wurde einfach das veränderte Gesicht ihres Mannes nicht los. Es war nicht nur verändert, sondern entstellt, und das musste seinen Grund haben.
»Genau das muss es«, flüsterte sie unter Tränen, »und ich will es herausfinden!«
Die Tränen versiegten. Sie schluckte den Kloß hinunter, hustete sich frei und stand zitternd auf. Es war zwar nicht vernünftig, was sie jetzt tat, aber es würde ihr gut tun. Danach holte sie aus dem Schrank eine Flasche Scotch.
Auf ein Glas verzichtete sie und trank den Alkohol direkt aus der Flasche. Mit ihr in der Hand ließ sie sich zurück auf den Sessel fallen und sprach das aus, was ihr durch den Kopf ging.
»Ich – ich – finde dich, Simon, glaube es mir. So leicht gebe ich nicht auf, so leicht nicht …«
***
Es gibt Menschen, denen macht das Einkaufen Spaß. Einkaufen, nicht shoppen. Die Detektivin Jane Collins gehörte nicht dazu, man konnte sie als einen Einkaufsmuffel bezeichnen, was die Dinge des täglichen Lebens anging, aber es musste nun mal sein, schließlich wollte sie nicht verhungern.
Und so hatte sie sich an diesem Morgen entschlossen, in einen Supermarkt zu fahren und so viel zu kaufen, dass die beiden Kühlschränke und auch die Truhe gut gefüllt waren.
Sie hatte Glück, dass es im Supermarkt nicht zu voll war, und konnte in Ruhe ihre Einkäufe tätigen. An der Kasse zahlte sie, und wenig später packte sie den Kofferraum voll.
Bis zu ihrem Haus hatte sie nicht weit zu fahren. Sie verließ den Parkplatz, kurvte durch die schmalen Straßen und freute sich darüber, dass der Frühling sein Gesicht zeigte, denn am frühen Morgen hatte es noch nicht danach ausgesehen. Da war sogar noch Regen gefallen, aber jetzt zeigte der graue Himmel Lücken, die so groß waren, dass auch der Sonnenschein Platz hatte. Das steigerte die Laune der Menschen.
Jane Collins freute sich auf einen Tag, an dem sie nicht weg musste. Es gab im Moment keine Aufträge. Zwei hatte sie abgelehnt. Da war es nur um die Überwachung von Ehepartnern gegangen, und dazu hatte Jane Collins keine Lust. Das brauchte sie auch nicht, sie war finanziell abgesichert. Diese Jobs konnten gut und gern ihre Kollegen übernehmen.
Sie parkte an der üblichen Stelle in der Straße und lud den Kofferraum leer. Die Einkäufe hatte sie in vier Tüten verstaut. Jeweils zwei davon konnte sie tragen und ging damit durch den Vorgarten. Die Tulpen waren erblüht und gaben dem kleinen Stück Garten vor dem Haus wunderbare Farbtupfer.
Nachdem Jane die Tüten ins Haus getragen hatte, fing sie mit dem Einräumen der Waren an. Die beiden Kühlschränke standen in verschiedenen Bereichen.
Das größere Gerät befand sich unten in der Küche, das kleinere in der ersten Etage, in der Jane Collins ihre Wohnung eingerichtet hatte. Den unteren Kühlschrank nahm sie sich zuerst vor, dann ging sie nach oben und füllte ihren kleineren auf.
Sie war gerade fertig, als das Telefon anschlug.
Sie meldete sich forsch wie immer, hörte ein paar hastige Atemstöße und hörte erst dann einen Namen.
»Ich bin Ellen Cooper …«
Jane musste nicht lange nachdenken. Eigentlich überhaupt nicht, denn diesen Namen hatte sie präsent. Bei Ellen Coopers Auftrag hatte sie sich nicht eben mit Ruhm bekleckert, denn ihren Mann, den sie hatte suchen sollen, war verschwunden geblieben, und so hatte sie aufgeben müssen, was bei ihr nicht oft der Fall war.
»Ich grüße Sie, Ellen, was kann ich für Sie tun?«
»Ich würde gern mit Ihnen reden.«
»So? Und wann?«
»Wenn es geht, in Kürze. Ich befinde mich nicht weit von Ihrem Haus entfernt.«
»Gut, kommen Sie vorbei.«
»Danke.«
»Eine Sache noch«, sagte Jane Collins schnell. »Hat Ihr Besuch etwas mit dem letzten Fall zu tun?«
»Ja, das hat er.«
»Und?«
Ellen Coopers Stimme sackte ab. »Bitte, Jane, das möchte ich mit Ihnen bereden.«
»Gut, dann erwarte ich Sie.«
Mit einem leicht nachdenklichen Gesichtsausdruck legte die Detektivin auf. Die Stimme ihrer Klientin hatte ihr nicht gefallen.
Es konnte durchaus sein, dass sich neue Fakten ergeben hatten, die nicht eben positiv waren. Sie würde es
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