1722 - Abrutians Boten
Mausbiber ließ Dao-Lin und Saedelaere auf der Rampe zurück. Er selbst verschwand mit einem Teleportersprung.
„Und nun, Alaska?"
Der ehemalige Maskenträger ließ seine Füße über den Rand der Kabine baumeln. Nach unten waren es mehr als hundert Meter.
„Warten wir ab", sagte er unschlüssig. „Wir müssen Gucky ein bißchen Zeit geben."
Der strahlend grüne Himmel wurde zusehends trüber. Mehrere Himmelskörper standen deutlich sichtbar über dem Horizont, zwei Monde wurden von der Doppelsonne sichelförmig angestrahlt. Über diesem Teil Yolmors stand die Nacht bevor.
*
Der Mausbiber materialisierte am Rand des Raumhafens, mit aktiviertem Deflektorgerät. Da er jederzeit mit einem Sprung verschwinden konnte, kümmerte er sich um die Streustrahlung herzlich wenig. Es wäre auch ein Zufall gewesen, wenn man sie angemessen hätte.
Er suchte eine ruhige Ecke, aus der er ungestört espern konnte, und machte es sich im Sitzen bequem. Ein SERUN ersetzte nicht gerade eine Couch, gab auf der anderen Seite jedoch Sicherheit.
Es war das erstemal, daß sich Gucky mit den Gedankenmustern der Barrayd auseinandersetzte. Jedes Volk hatte seine eigene Charakteristik.
Als Telepath mußte man dieser zunächst auf die Spur kommen, dann erst hatte man Zugang zum Gedankeninhalt. Je fremder die Denkweise wurde, desto schwerer hatte es Gucky. In diesem Fall jedoch fand er beinahe auf Anhieb Zugang; die Barrayd waren alles andere als harte Nüsse.
Eine Menge Gedanken drehten sich um Utiekk, so etwas wie eine positive Göttin, die sie hier verehrten. Ein paar weniger waren an „Abrutian" gerichtet - wohl der hiesige Name der Abruse. Im Zentrum der Vorstellungen stand jedoch der sogenannte Turm Utiekks. Jedes Individuum stellte sich etwas anderes darunter vor, so daß Gucky zu der Vermutung kam, der eigentliche Turm sei keinem von ihnen wirklich bekannt. Vielleicht existierte er nur in ihrer Phantasie.
Gucky schickte seine mentalen Fühler weiter aus. Der Reihe nach tastete er Tausende von Köpfen ab, ohne jeden Erfolg. Erst, als er immer weitere Kreise zog, stieß er auf interessante Gedanken.
Einige hundert Barrayd beschäftigten sich mit den Fremden. Von einem Kontrollzentrum aus, in etwa drei Kilometern Entfernung, überwachten sie die CADRION und die beiden Rochenschiffe im Orbit. Drüben hatte man nicht die geringste Ahnung, um was es sich bei den Terranern handelte.
Entscheidende Informationen wurden ihnen vorenthalten. An Perry Rhodan, Tolot und Michael dachte keiner. Gucky verschwendete die halbe Nacht, müde vom Espern und mit zunehmend schlechter Laune.
Dann erst fand er durch eine Wachablösung zu neuen Gedanken Zugang. Eine Gruppe von Barrayd sprach detailiert die Ereignisse des vergangenen Tages durch. Unter anderem fiel mehrfach der Begriff „Schikharid-Gefängnis", im Zusammenhang mit dem Gedanken an drei fremdartige Gestalten, die sie nur von weitem gesehen hatten.
Einer der Barrayd bekleidete einen etwas höheren Rang. Naturgemäß stellten seine Gedanken die beste Quelle dar.
Das muß es sein. Endlich!
Immer wieder schossen dem Aufseher Befehle durch den Kopf, die Regent Tje Minas persönlich gegeben hatte. Allerdings vermutete er, daß die wahren Befehle aus einem sogenannten Horchturm der Quesch stammten - was immer das sein mochte. Auch der Begriff „Turm Utiekks" geisterte in diesem Zusammenhang durch seine Gedanken.
Die Mitglieder dieses Volkes hatten sehr viele unklare, mythische Vorstellungen. Gucky war sich allerdings darüber im klaren, daß diesen Vorstellungen ein gewisses Quantum Realität zugrunde lag.
Eine Ortsangabe bekam der Ilt natürlich nicht geliefert. Doch einer der Aufseher stellte sich relativ konkret ein tonnenförmiges, etwa fünfzig Meter hohes Gebäude vor, das in einem Sockel aus Metall ruhte. Rings um das Gebäude mußte sich ein leerer Platz befinden. In der Vorstellung des Barrayd war es südwestlich gelegen, in einem dicht besiedelten Gebiet, vielleicht fünfzehn Kilometer von hier.
Gucky entblößte seinen Nagezahn. Es sollte nicht zu schwer sein, dieses Gefängnis ausfindig zu machen.
*
Ouidane bemerkte die Gefangennahme der Terraner mit ungeheurem Schrecken. Wie war es möglich, die Boten Utiekks in dieser Weise zu mißhandeln?
Als Immune verfügte sie über ein sehr begrenztes Gefühlsleben. Aber das wenige, das sie hatte, reichte aus, um die Kombiorgane an ihrem Hals schwellen zu lassen, bis es schmerzte.
„Wie können sie das tun? Wie
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