Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1722 - Abrutians Boten

Titel: 1722 - Abrutians Boten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
machten wieder erkennbar Sinn; und die kleinen Roboterhorden, die dienstbeflissen um ihre Körper schwirrten, verwandelten sich von silbernen Streifen in Maschinen zurück.
    „Ich habe eine Botschaft für dich", sagte Semiodd. „Der Regent möchte dich sprechen."
    „Das wurde höchste Zeit."
    Ouidane ließ sich von Semiodd in den Palast des Regenten fliegen, vom Raumhafen mehr als dreißig Kilometer entfernt. Zum Glück war es dunkel.
    Immune ertrugen das Tageslicht nur mit Schutzbrille. Im höchsten möglichen Tempo brachte sie ein Dutzend Lifte und Korridore hinter sich.
    Da der Palast nicht für ihre speziellen Bedürfnisse ausgelegt war, also keine Laufbänder besaß, brauchte sie eine lange Zeit.
    Der Regent empfing sie in einem Raum ohne Fenster. Es herrschte düstere, rote Beleuchtung.
    Immerhin Rücksicht.
    Sie lehnte sich an die Wand, während Tje Minas halb in einem bequemen Liegegestell an der Wand versank.
    „Ouidane, du mißachtest meine Befehle", formulierte er so langsam, daß sie ihm folgen konnte. „Es untergräbt meine Befehlsgewalt. Du verdankst dein Leben nur deinem Status."
    „Ich weiß."
    „Also, ‘was willst du hier auf Yolmor?"
    „Mit dir reden. Du hast die Gesandten Utiekks gefangennehmen lassen.
    Aus welchem Grund?"
    Man konnte deutlich sehen, daß Tje Minas überlegte; sogar sie als Immune konnte das. Er war gewiß nicht verpflichtet, ihr über sein Handeln Rechenschaft abzulegen.
    „Ich hatte Gründe dafür", sagte er schließlich. „Diese >Gesandten Utiekks <, wie du sie nennst, sind falsch. Sie selbst nennen sich Terraner, und sie fliegen in Raumschiffen der Ayindi. Ich fürchte jedoch, daß es sich um Späher Abrutians handelt. In Wahrheit kommen sie nicht, um uns zu helfen, sondern um das Dolphor-System in den Untergang zu führen. Wir sollen nur glauben, daß wir es mit Gesandten zu tun haben. Und dann vernichten sie uns."
    „Und was ist mit Styoroom? Ich sage dir, Tje Minas, du hast sie nicht kämpfen sehen! Sieh dir die Aufzeichnungen der Phoor-Jäger mit Verstand an. Dann weißt du auch, daß sie aus purem Sanftmut stillhalten.
    Sie könnten uns alle vernichten. Deine Heat-Kreuzer im Orbit, sie alle würden nichts ausrichten. Wenn die Gesandten jemals beschließen, uns anzugreifen, dann..."
    „Es sind keine Gesandten", fuhr ihr Tje Minas ins Wort: „Außerdem haben sie keine Möglichkeit, uns anzugreifen. Wie kommst du auf die törichte Idee, ich hätte die Aufzeichnungen nicht gesehen? Dummheit, Ouidane!
    Wir haben deshalb drei Geiseln in unsere Hand gebracht. Solange wir die drei >Terraner< festhalten, geschieht den Barrayd im Dolphor-System nicht das Geringste."
    Ouidane schwieg, nachdenklich und voller Zweifel - und wußte, daß sie dem Regenten eine lange Wartezeit zumutete.
    „Ich bin nicht überzeugt", sagte sie. „Wenn ich dich richtig verstanden habe, verfügst du nicht über einen Beweis. Nur der Hinweis auf die Herkunft der Schiffe."
    „Das ist richtig."
    „Und wenn es sich doch um Gesandte handelt? Kannst du es ausschließen?"
    „Ja, das kann ich. Die Information stammt aus den Türmen der Quesch."
    „Vom Geisteslenker?"
    „Richtig. Piior selbst gab den Befehl, die Fremden festzusetzen."
    Ouidane sank in sich zusammen. Sie wußte jetzt, daß keines ihrer Argumente etwas nützen würde. Bei Tje Minas war sie an der falschen Adresse. Gegen Befehle aus dem Horchturm war er so machtlos wie gegen das Schicksal.
    Wenn sie etwas ausrichten wollte, mußte sie direkt mit Piior sprechen.
    Aber solange das ASYL existierte, hatte niemals ein Barrayd die Türme der Quesch betreten.
    Ouidane befand sich am Ende ihres Weges.
    Bei Nacht steigt ein Wesen vom größten Horchturm des Planeten herab. Du kannst es nicht sehen und nicht berühren. Es schaut in deine Seele und erkennt die geheimsten Gedanken. Wenn du am Anblick der Macht nicht zerbrechen willst, halte dich fern. Gib acht, daß niemals dein Blick zu lange auf den Mauern ruht.
    Ouidane schämte sich, daß die Kindergeschichten noch immer Einfluß auf sie hatten. Semiodd half ihr in den Gleiter. Kurz darauf verließen sie den Regierungssitz; und während sie Zhanth bei Dunkelheit überflogen, schickte Ouidane ihren Blick über die schemenhaft erkennbaren Dächer der Stadt. Wenige Gebäude waren nur erleuchtet.
    Und eines schimmerte wie goldenes, phosphoreszierendes Mineral: der Turm des Geisteslenkers.
     
    4.
     
    Alaska Saedelaere liebte es, das Schauspiel der Dämmerung auf fremden Planeten zu beobachten.

Weitere Kostenlose Bücher