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1722 - Abrutians Boten

Titel: 1722 - Abrutians Boten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war es nur möglich?"
    Ouidane erhob sich aus ihrem Sessel. Im selben Moment ging der mentale Kontakt zum MOCODAM verloren. Die Reizimpulse, die ihrem Gehirn eine normale Denkgeschwindigkeit vermittelten, fehlten plötzlich. Es war im ersten Moment sehr schwierig, nicht zur Bewegungslosigkeit zu erstarren.
    17 mal 123... ist gleich?
    Die Denkprozesse, wenngleich stark verlangsamt, wurden allmählich klarer.
    17 mal 123 - gleich 2091.
    Seit ihrem dritten Lebensjahr benutzte sie das Kopfrechnen als Mittel zur geistigen Disziplinierung. Wenn sie rechnete, gewann sie einen Teil ihrer alten Geschwindigkeit zurück. Und zwar ohne Hilfe MOCODAMS, was ihr eine gewisse Unabhängigkeit garantierte. Unter den Immunen stand sie mit dieser Fähigkeit allein.
    246 geteilt durch 12... 20, nein, 20,5.
    Ouidane bewegte sich in den Stuhl zurück.
    „... dich endlich beruhigt?" hörte sie Gidead, ihren Gefährten, reden.
    „Du kannst nicht wissen, was vorgefallen ist. Kümmere dich nicht um Dinge, die du nicht verstehst."
    Ouidane sah dem anderen wütend ins Gesicht. Das Kräuselmuster zwischen Augen und Mund ließ höchstens auf Wankelmut schließen, gewiß nicht auf Courage oder eine eigene Meinung. Sie dagegen trug das Flammenmuster; Symbol für Feuer und Vernichtung. Ouidane konnte nicht dasitzen und schauen, was geschah.
    „Hör zu, Gidead: Ich habe nicht die Absicht, den Vorfall zu vergessen.
    Ich habe eigene Gedanken. Mein Kopf sagt mir, daß hier ein schrecklicher Fehler geschieht."
    „Was willst du machen? Tje Minas hat befohlen, daß wir an der Systemgrenze abwarten."
    „Ich habe die Absicht, diesen Befehl zu ignorieren."
    „Nein. Das verhindere ich."
    Sie schickte einen starken mentalen Impuls über das Netz MOCODAMS, der Gidead einschüchterte. Danach wagte der Gefährte kein Wort mehr einzuwenden. Sie konnte niemanden brauchen, der dazwischenredete.
    „Also gut, Gidead, wir verlassen unseren Kurs und fliegen Richtung Yolmor. Niemand wird es wagen, einen Phoor-Jäger aufzuhalten. Wir landen in der Schule Utiekks - außer, ich erhalte vorher Kontakt zu Tje Minas. Dann wird er seine Befehle erklären müssen."
    Ouidane wußte, daß ihr Verhalten an Aufstand grenzte und daß man andere Barrayd dafür hingerichtet hätte. Aber nicht sie, nicht eine der Immunen.
    Mit Gideads widerwilliger Hilfe brachte sie MOCODAM auf Kurs.
    Aufgeregte Anfragen erreichten den Phoor-Jäger; doch sie beantwortete keine einzige.
    Die beiden Rochenschiffe im Orbit standen unter schwerster Bewachung. Wenn man allerdings die Gesandten hatte kämpfen sehen, so wie Ouidane, entwickelte man automatisch Zweifel an dieser „Bewachung". Hätten die Fremden das gewollt, sie hätten die halbe Wachflotte mit einem Feuerschlag vernichtet und den Planeten noch dazu.
    Daß sie dies nicht taten, sprach einmal mehr für lautere Absichten.
    MOCODAM passierte den Wachgürtel, drang trotz eines Hagels gegenteiliger Befehle in die Atmosphäre ein und landete am Fuß Shergens des Mächtigen. Zhanth, die Millionenjährige, lag unter tiefen Schleiern von Dunkelheit. In einem der unterirdischen Hangars verschwand der Jäger, bis nichts mehr von ihm zu sehen war.
    „Du bleibst hier", befahl sie Gidead.
    „Ja."
    Mechanische Stimme. Kein Protest? Du läßt dir schnell befehlen, Freund.
    Ouidane stieg aus dem Sessel. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie durch eine schwierige Kopfrechnung ihre Bewegungsfähigkeit einigermaßen zurückerlangt hatte.
    Als sie den Jäger verließ, umschwirrten schattenhafte Gestalten ihre Schritte. Die Bewegungen der Lehrer und Mechaniker waren so rasend schnell, scheinbar so unendlich überlegen, daß sich Ouidane wie ein starrer Block aus Granit fühlte.
    Eine der Gestalten schälte sich endlich aus dem Wirrwarr.
    74 zum Quadrat. 5000... 5400...
     
    5476.
     
    Korrekt.
    Es war Semiodd, ihr früherer Lehrer, der jetzige Koordinator der Schule. Seine früher weiße Lederhaut hatte einen braunen, stumpfen Ton angenommen, der auf hohes Alter schließen ließ. Die Hautlappen um sein Hüftgelenk ließen kaum noch Bewegung zu. „Ouidane", formulierte er.
    Die Töne dehnte er solange, bis sie ihn verstehen konnte. „Ich begrüße dich in der Schule. Du weißt allerdings, daß du nicht hiersein solltest."
    „Ja, ich weiß. Es stört mich aber nicht."
    Allmählich nur gewöhnte sich Ouidane an das schnelle Leben. Immer weiter tauchte sie aus jenem gummiartigen, zähen Medium, in dem sie als Immune lebte. Die Bewegungen der Mechaniker

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