1722 - Abrutians Boten
Gefangenen töten. Und nach Ablauf des nächsten Tages den zweiten Gefangenen. Ihr habt verstanden?"
Die fremdartigen Gesichter zeigten ebenso fremdartige Mienen, doch mit etwas Einfühlungsvermögen las Tje Minas ungehemmten Zorn heraus.
Er hoffte, daß er den Bogen nicht überspannt hatte.
„Du bluffst!" stieß der Fremde namens Reginald Bull hervor.
Aber Tje Minas ließ sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
„Ich weiß nicht einmal, was dieses Wort bedeutet."
*
Zuerst brauchte Saedelaere Informationen. Auf hochtechnisierten Planeten bezog man diese am besten aus einem Computer.
Er versuchte so etwas wie ein öffentliches Gebäude auszumachen. Da er die Zivilisation der Barrayd so gut wie gar nicht kannte, war das keine leichte Sache. Am Ende entschied er sich für ein langgestrecktes Bauwerk, dessen Front aus Plastikelementen bestand. Saedelaere erkannte einen Gleiterstellplatz an ‘der Seite. Davor ragten Steintafeln aus dem Boden, von oben bis unten mit fremdartigen Symbolen bedeckt, die er für Schriftzeichen hielt. Der Anzugtranslator vermochte allerdings nichts damit anzufangen; vielleicht war es doch ein Kunstwerk oder eine Spezialsprache, die nicht auf der Verkehrssprache der Barrayd basierte.
Mit dem Antigrav machte er sich schwerelos. Er stieg zu einem der Fenster im ersten Stock auf und öffnete es mit dem Werkzeug seines Anzugs. Da es keine Alarmanlage gab, drang er ohne allzu große Vorsicht ins Innere ein. Saedelaere verzichtete auf seinen Scheinwerfer; auch innerhalb des Gebäudes orientierte er sich mit Hilfe der Infrarotoptik.
Der Raum enthielt nichts als ein paar sonderbare Gestelle, die den Barrayd wahrscheinlich zum Sitzen oder Ruhen dienten. Eine Tür gab es nicht.
Durch eine Öffnung in der Wand trat der ehemalige Maskenträger auf einen Gang. Um diese Zeit war das Gebäude verlassen. Lediglich zehn Meter unter dem Boden, also im Keller, ortete er schwache Energiequellen, wie sie für Computer typisch waren.
Der Korridor endete im Mittelpunkt des Gebäudes.
Von dort führten Antigravschächte nach oben und unten. Saedelaere wollte vermeiden, daß eine Automatik im Schacht auf seinen Körper reagierte. Statt dessen benutzte er einen offenen Treppenschacht auf der anderen Seite.
Im unteren von zwei Kellergeschossen stieß er auf Computer, auf eine ganze Batterie. Vor jedem stand eines der Sitz- oder Liegegestelle, wie er es schon oben gesehen hatte. Saedelaere untersuchte die Computer mit feinsten Meßgeräten. Sie waren allesamt syntronischer Natur, wenn auch im Vergleich zu terranischen Exemplaren höher entwickelt. Vor einem beliebigen Exemplar schob er das Sitzgestell beiseite.
Der Syntron ließ sich mit einem einzigen Tastendruck in Betrieb setzen.
Alarm? Nichts... Im Gebäude blieb alles still.
Saedelaere programmierte seinen Translator so, daß er sämtliche Schriftzeichen als Übersetzung in die untere Bildleiste seines Helms einblendete.
So verschaffte er sich Zugang zum Basisprogramm, dann weiterführend zu einer Art Lexikon. Weder die Horchtürme der Quesch noch der Turm Utiekks waren verzeichnet. Es fanden sich lediglich Querverweise zu einer „religiösen Datenbank"; die sich natürlich außerhalb des Hauses befand.
Alaska Saedelaere stellte ohne große Mühe eine Verbindung her.
Ebenso wie Terra verfügte Yolmor über ein nahezu lückenloses Datenund Computernetz.
Dem Turm Utiekks war ein langes Kapitel gewidmet. Der unbekannte Autor berichtete von allerlei religiösen Funktionen, die das Bauwerk erfüllte. So wurden unter anderem im Eingangsbereich die Namenstafeln bedeutender Barrayd befestigt, und die religiösen Gelehrten hatten Gelegenheit, mit einer umfangreichen, handgeschriebenen Bibliothek den letzten Geheimnissen Utiekks nachzuspüren. Sämtliche Erkenntnisse der Phoor-Jäger und der Immunen waren dort gespeichert. Irgendwann sollte sich daraus eine Art Weltformel ergeben, mit deren Hilfe die Barrayd ihren negativen Anti-Gott Abrutian schließlich vernichten wollten.
Saedelaere hielt das für ausgemachten Unsinn. Alles, was er las, schien ihm seltsam mystisch. Weder fand er Bildmaterial, noch lagen tatsächlich konkrete Schilderungen vor. Eher gewann er den Eindruck, der Verfasser wisse selbst nicht genau, wovon er sprach.
Oder weiß jeder Barrayd ganz selbstverständlich alles über den Turm?
So, daß es keiner Beschreibung bedarf?
Lediglich ganz zum Schluß fand sich etwas: Angeblich war der Turm (umgerechnet in terranische
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