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1722 - Abrutians Boten

Titel: 1722 - Abrutians Boten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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trug. Mit diesem Symbol würde sich niemand ihr in den Weg stellen. Egal, durch welche Viertel der Stadt sie fliegen wollte.
    Sogar zum Raumhafen... Das war jedoch nicht ihre Absicht. Sie wußte, daß das Schiff der Fremden unter einem Fesselfeld lag.
    Genausowenig stellte das Schikharid-Gefängnis ihr Ziel dar. Man hätte sie niemals vorgelassen. Reden wollte sie zwar, aber nicht mehr am falschen Ort, so wie beim Regenten. Damit verschwendete sie Zeit und Energie.
    Ouidane steuerte den Gleiter in Richtung Raumhafen, aber nicht über die Felder, sondern mit einigem Abstand daran entlang. Anschließend bog sie in Richtung Süden ab. Um diese Zeit herrschte wenig Verkehr. Daß die Barrayd zu den nachtaktiven Wesen zählten, konnte man beim besten Willen nicht behaupten; entsprechend fiel die ganze Aktion ihr noch schwerer, als wenn es Tag gewesen wäre.
    Nach einiger Zeit kam das golden schimmernde, geheimnisvolle Bauwerk in Sicht, dessen Nähe die Barrayd so geflissentlich mieden und über das die Kinder so viele Geschichten erzählten. Ein paar davon hatte Ouidane gut im Kopf.
    Der Horchturm der Quesch, Sitz des Geisteslenkers... Wo des Nachts die unsichtbaren Wesen herabsteigen und die Namen derer flüstern, die bald sterben werden... Wo das Schicksal der Immunen sich erfüllt, und wo die Geheimnisse des Kosmos in Utiekks Chronik geschrieben stehen.
    Der Horchturm war von einem vollständig leeren, nicht bewachsenen Streifen umgeben, der aus gepflastertem Stein bestand. Sie landete ihren Gleiter in respektvollem Abstand, zwischen den Schatten der Häuser.
    327 zum Quadrat... gleich 106.929.
    Ouidane wagte sich ins Freie hinaus. Es war bitter kalt. Alte Barrayd hätten ihre Bewegungsfähigkeit eingebüßt und wären ohne Schutz erfroren. Sie dagegen schaffte es, sich mit beinahe normaler Geschwindigkeit über die leere Straße zu begeben.
    Damit endete der Kreis der Häuser - und sie stand dem Turm ohne eine letzte, schützende Barriere gegenüber.
    Verbotenes Gebiet!
    Mit großer Mühe widerstand sie dem Drang, auf dem Absatz kehrtzumachen und in die Schule zurückzukehren. Sie mußte nur bedenken, was für die Barrayd auf dem Spiel stand.
    Piior, der Geisteslenker, hatte den Überfall auf die Gesandten befohlen.
    Also war er es auch, mit dem sie sprechen mußte.
    Sie hatte niemals von einem Barrayd gehört, der es gewagt hätte, im Horchturm Einlaß zu verlangen. Aber schließlich trug sie das Flammenmuster, und sie war eine von 50 Immunen.
    Viel zu wichtig, um zu sterben.
    Der Turm war fünfzig Meter hoch. Er lief nach oben spitz zu, endete jedoch in einer abgerundeten Fläche. Eine Tür oder Fenster vermochte sie nicht zu erkennen. Das konnte am fehlenden Tageslicht liegen; eher glaubte sie jedoch, daß es keine sichtbaren Öffnungen gab.
    Wie sie unter diesen Umständen in den Turm eindringen sollte, war Ouidane selbst ein Rätsel. Sie wagte die ersten Schritte auf gepflastertem Grund.
    Frevel! Dafür wird man dich bestrafen!
    An den goldenen Wänden des Turms erkannte sie weder Mauersteine noch sonst eine Struktur. Jeder einzelne Quadratmeter sah wie der daneben aus.
    Als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, bildete sich Ouidane plötzlich ein, sie könne die Wesen wirklich sehen - wie sie aus dem Turm stiegen, sich herab in die Gefilde der Lebenden ergossen. Aber sie war eine Immune. Strenggenommen lebte sie nicht, sondern sie existierte nur und konnte deshalb auch nicht getötet werden.
    Keine Gefahr.
    Gestalten. Da sind sie.
    Ouidane erstarrte zur Bewegungslosigkeit von Stein. Und diesmal war es keine Einbildung mehr. Eine schreckliche Lawine von mißgebildeten Kreaturen umgab sie, lückenlos, von allen Seiten zugleich. Sie drehte sich in alle Richtungen, ohne durch das Gewimmel der Leiber einen Ausweg zu entdecken.
    72 geteilt durch 12? Elementar.
    Nein, ich werde nicht mehr rechnen!
    Wenn sie den Verstand nicht verlieren wollte, mußte sie in den dumpfen Abgrund der Immunen abtauchen; in jenen Slowmotion-Bereich, der ihr allein noch Sicherheit vor dem Wahnsinn bot.
    Ouidane hörte zu schreien auf.
     
    *
     
    Aus Sicherheitsgründen ließ Alaska Saedelaere nach Einbruch der Dämmerung zwei Stunden verstreichen.
    Während dieser Zeit verebbte fast aller Verkehr. Die Barrayd verschwanden in ihren Häusern, weil sie die Kälte nicht vertrugen.
    Saedelaere nutzte die Gelegenheit, seine Daten über den Horchturm der Quesch ins eigene Koordinatensystem zu übertragen. Damit war es keine

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