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1723 - Das Templer-Trauma

1723 - Das Templer-Trauma

Titel: 1723 - Das Templer-Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Besucher, die er hin und wieder mitbrachte.
    Dafür hatte ich keinen Blick. Es ging mir um die Frau, die auf einer der Liegen lag und uns nicht wahrnahm, weil sie sich in ihrem hypnotischen Zustand befand. Die Augen hielt sie geschlossen. Die Arme lagen ausgestreckt dicht neben ihrem Körper.
    Ich schätzte die Frau auf fast vierzig Jahre. Ihr Haar war blond gefärbt, das war zu sehen. Das Gesicht zeigte sich entspannt. Die Haut war glatt und wies keine Falten auf. Sie trug eine dunkelrote Stoffhose und eine weiße Bluse.
    Vor der Liege blieben wir stehen. Tageslicht drang nicht durch die dunklen Rollos vor den Fenstern. Das weiche künstliche Licht schien genau richtig zu sein.
    »Wenn Sie wollen, können Sie sich setzen, meine Herren.«
    Das taten Suko und ich gern. Dr. Goldsmith war zufrieden, blickte in die Runde und setzte sich in den Sessel neben der Liege.
    Er atmete durch die Nase, konzentrierte sich, kümmerte sich aber noch nicht um seine Patientin, sondern sprach Suko und mich an. Wie zwei Schuljungen saßen wir nebeneinander.
    »Wie Sie sehen, befindet sich Mrs Winter noch immer im Zustand der Hypnose. Es ist kein unbedingter Tiefschlaf, aber sie wird auch nicht erwachen, wenn ich es nicht will.«
    »Verstanden«, sagte Suko und fügte noch eine Frage hinzu. »Was werden Sie jetzt mit ihr machen?«
    Dr. Goldsmith rückte seine Brille zurecht. »Nichts Schlimmes. Sie müssen nichts befürchten. Ich werde sie zum Reden bringen. Sie soll uns erklären, was sie empfindet. Das ist alles.«
    »Ist sie dann noch sie selbst?«, fragte ich.
    »Das werden wir sehen.«
    »Gut.«
    »Ich muss Ihnen nicht erst sagen, dass ich eine absolute Ruhe brauche, meine Herren.«
    »Das ist uns klar.«
    Der Arzt konzentrierte sich. Er legte seine Hände wie zum Gebet zusammen, lehnte sich zurück und entspannte sich dabei. Dann stellte er die erste Frage.
    »Kannst du mich hören, Sarah?«
    Die Antwort kam nicht sofort, erst wenig später wie gehaucht: »Ja, ich höre dich.«
    »Kannst du mir sagen, wer du bist?«
    »Sarah Winter.«
    »Das ist gut.« Der Mann senkte seine Stimme. »Aber du bist nicht immer nur Sarah Winter gewesen. Du warst auch mal eine andere Person, oder irre ich mich?«
    »Nein.«
    »Kannst du dich denn an diese Person erinnern? Weißt du mehr über sie?«
    »Es ist so lange her.«
    »Bitte, du musst versuchen, dich zu erinnern. Ich werde dich jetzt zurückbringen. Du bist nicht mehr die Sarah Winter wie jetzt. Du wirst immer jünger, du erlebst das Alter eines Teenagers und …«
    Erst sahen wir das Lächeln auf den Lippen der Frau, dann hörten wir ein Lachen, das sehr hell klang, eben wie das eines jungen Mädchens.
    Dr. Goldsmith führte die Frau immer weiter zurück. Sie erreichten sehr schnell die Kindheit, dann sackte sie ab ins Zeitalter des Babys und danach gab es die Spanne im Leib der Mutter.
    Als Letztes hörten wir die Frau sagen: »Es ist so dunkel. Dunkel, warm und feucht. Ich sehe nichts mehr. Ich – ich – bin nicht mehr vorhanden …«
    Stille …
    Von Sarah Winter war kein Wort mehr zu hören. Ich hätte jetzt ein paar Fragen gehabt, hütete mich allerdings, sie zu stellen. Auf keinen Fall wollte ich die Atmosphäre hier zerstören.
    Dr. Goldsmith schaute uns an. Dabei nickte er, als wollte er uns klarmachen, dass alles okay war.
    Wir blieben in der Stille sitzen. Es war schon für mich zumindest seltsam, sie zu erleben. Ich fühlte mich von ihr weggetragen, und irgendwie bewirkte diese Stille bei mir einen Druck im Inneren.
    Aber der ging vorbei, und es war der Hypnotiseur, der dafür sorgte, denn es gab einen Grund.
    Sarah Winter bewegte sich auf ihrer Liege. Sie war von einer inneren Unruhe erfasst worden, denn aus ihrem halb geöffneten Mund drangen leise Laute.
    Dr. Goldsmith gab uns ein Zeichen, dass es weiterging. Mit sanfter Stimme sprach er die Frau an.
    »Hast du jetzt das Dunkel überwunden?«
    »Ja.«
    »Und wo bist du?«
    »Licht, ich sehe Licht. Aber ich bin auch auf der Flucht. Es ist nicht gut. Es ist eine böse Zeit. Soldaten ziehen vorbei. Aber nicht alle. Manche bleiben auch für einige Tage und Nächte bei uns. Dann wird es böse, denn sie sind brutal. Sie nehmen sich, was sie wollen. Sie rauben und haben sogar gemordet.«
    Schweiß stand plötzlich auf der Stirn der Frau, und der Hypnotiseur gönnte ihr eine kleine Pause. Sie atmete heftig und hörte dann die nächste Frage.
    »Wer bist du genau?«
    »Eine Frau.«
    »Ja, das weiß ich. Kannst du mir auch deinen

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