1723 - Das Templer-Trauma
Gesichtsausdruck veränderte sich. Erst glaubten wir, dass sich ihre Züge entspannen würden, was aber nicht zutraf. Sie wurden zwar etwas weicher, aber das war auch alles. Nicht ein Wort der Erklärung drang mehr aus ihrem Mund. Sie blieb ruhig.
Nach einigen Sekunden Pause stellte Suko seine Frage. »Und was ist mit ihr?«
Dr. Goldsmith hob die Schultern. Er war erregt und wischte einen dünnen Schweißfilm von seiner Oberlippe. »Wir können die Rückführung vergessen.«
»Warum?«
»Es hat einen Schnitt gegeben. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Der Grund liegt nicht hier bei uns.«
»Und wo dann? In der Vergangenheit?«
»Ja, Inspektor.« Er schaute auf das Gesicht der Liegenden. »Ich kann nicht so tief forschen. Vielleicht hat sich auch eine andere Macht dagegen gestemmt.« Er nickte uns zu. »Aber für so etwas sind Sie ja zuständig, wie ich weiß.«
»Da haben Sie recht. Aber wir müssen die andere Macht auch kennen, um gegen sie vorgehen zu können. Und hier ist uns das nicht gelungen. Nur einen Namen haben wir gehört.«
»Ach ja. Sie sprach von einem Godwin de Salier.«
»Den wir kennen.«
Der Hypnotiseur wunderte sich. »Woher kennen Sie ihn? Sind Sie in der Geschichte so gut bewandert?«
»Nein, das nicht. Wir haben den Namen in einem anderen Zusammenhang gehört. Ihre Patientin hat ihn sich nicht eingebildet. Sie hat uns praktisch auf eine neue Spur gebracht.«
Der Arzt lächelte. »Dann hat sich der Besuch bei mir für Sie wohl gelohnt.«
»Das hat er«, gab ich zu.
»Und Sie wissen auch, wie es für Sie weitergeht?«
»Ich denke schon.« Mit dem Finger deutete ich auf Sarah Winter. »Sie ist eine wichtige Zeugin. Ich denke, dass wir uns mit ihr unterhalten müssen.«
»Dagegen habe ich nichts. Aber geben Sie acht. Sie ist sehr sensibel und eine Rückführung steckt man nicht so leicht weg. Ich werde sie jetzt behutsam wieder in unsere Welt zurückholen.«
»Tun Sie das.«
Das hatte er vor. Dagegen hatten wir auch nichts einzuwenden, aber es kam zunächst nicht dazu, denn etwas anderes beschäftigte uns. Es gab in unserer Nähe eine Veränderung. Plötzlich wurden wir von einem kühlen Luftstrom erfasst. Aber es war niemand da, der eine Tür geöffnet hätte. Wir schauten uns um. Die kalte Luft blieb, aber sie wehte nicht mehr, sie hatte sich innerhalb der Wände verdichtet und wollte auch nicht verschwinden.
Der Arzt hatte die Veränderung ebenfalls gespürt und fragte mit leiser Stimme: »Was ist das?«
Eine konkrete Antwort erhielt er von uns nicht. Suko sagte: »Es könnte ein Gruß von der anderen Seite sein.«
Der Blick des Arztes wurde starr. »Andere Seite? Was meinen Sie damit? Das Jenseits?«
»So ähnlich.«
Die Antwort musste reichen. Dr. Goldsmith stellte auch keine Frage mehr. Stattdessen schaute er sich um, sah aber nichts und hörte, ebenso wie wir, die Stimme seiner Patientin.
»Sie sind da. Ich spüre sie. Nicht – sie sind nicht gestorben. Sie warten auf mich. Sie wollen mich holen. Ich gehöre zu ihnen. Ich kann ihnen nicht entkommen.«
Dr. Goldsmith beugte sich vor. »Wer ist da? Sag, was du siehst. Wie sehen sie aus?«
»Der Teufel ist bei ihnen. Der Schwarze. Er hat seine Ritter mitgebracht. Sie sind mir auf den Fersen und sie werden mich nicht mehr aus den Augen lassen. Sie jagen mich weiter – weiter …« Ihre Stimme brach ab. Dafür füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie verkrampfte. Die Hände wurden zu Fäusten, während wir versuchten, diejenigen auszumachen, von denen Sarah Winter gesprochen hatte.
Zu sehen war nichts. Nur zu fühlen, und das bereitete uns beileibe keine Freude. Ich wartete darauf, dass sich mein Kreuz meldete . Den Gefallen tat mir mein Talisman leider nicht, auch als ich ihn unter der Kleidung hervorgeholt hatte.
Aber die Kälte verschwand. Sie zog sich zurück, und die Normalität hatte uns wieder. Für uns war es der endgültige Beweis, dass hier noch andere Kräfte mitmischten, gegen die wir angehen mussten. Und möglicherweise nicht nur wir, sondern auch unser Freund Godwin de Salier.
Hier kamen die Vergangenheit und die Gegenwart zusammen, und Sarah Winter, die mal als Bettina gelebt hatte, war dafür eine Schlüsselfigur.
Es war nicht mehr nötig, dass sich die Frau noch länger in ihrem Zustand befand. Das sah auch Dr. Goldsmith ein und sprach sie mit leiser Stimme an.
Suko hielt sich ebenso zurück wie ich. Wir wollten auf keinen Fall stören bei dieser schon sensiblen Angelegenheit. Wir hörten das leise
Weitere Kostenlose Bücher