172,3 (German Edition)
gewendet und das kleine Hügelbeet, das Larissa unten am Wäldchen angelegt hatte, war mit frisch kompostierter Erde gemulcht worden. Alles wurde vor dem unberechenbaren Herbst in Sicherheit gebracht.
»Und? Wie sieht es aus?« Larissa stellte die Schüssel mit Salat auf den Tisch.
»Wir können wohl gleich anfangen.« Sie setzte sich und er wendete einige Brikettstücke mit der Grillzange.
»Ich finde es toll, wie du das gerade machst. Du scheinst auch richtig Spaß zu haben, oder?«
Er lächelte und nickte. »Ja. So wie die das machen, merke ich bisher gar nicht, dass ich abnehme. Also, ist ja auch nicht viel bisher, aber es wird eh nur ein Kilo pro Woche empfohlen. Und bis jetzt vermisse ich nichts.«
»Aber du isst andere Sachen, oder?«
»Ja. Da war mir vieles vorher nicht bewusst.« Er deutete mit dem Kopf auf den Teller mit den Fleischstücken und den Würstchen. »Lamm, Geflügel und alles was mager ist, kann ich essen. Einiges sogar, so viel, bis ich satt bin, ohne die Punkte ausrechnen zu müssen, weil sie Sattmacherpunkte haben. Kannst essen, was du willst, zahlst einmal Punkte.«
Sie sah ihn skeptisch an und nippte an ihrem Weinglas.
»Und das klappt?«
»Ja!«, erwiderte er bestimmt.
»Und die Würstchen?«
»Sind für dich, Daniela und ihren Freund Deeeyyvid …«
Er rollte mit den Augen und Larissa lachte. Er hatte ihn David genannt und Deyvid hatte ihm vorgesprochen, wie man seinen Namen richtig aussprach, nämlich ›Deeeyyvid‹. Am besten mit 200gr Kaugummi im Mund, einer Hose, die in den Kniekehlen hing und einem bescheuerten Cappy seitwärts auf dem Kopf sitzend. David war Danielas zweiter Freund (sie war 14) und offenbar war es etwas Ernstes, denn sie gingen schon 7 Monate miteinander. Er mochte David nicht, aber er vermutete, dass er nie irgendeinen Freund seiner Tochter mögen würde. Eifersucht? Vielleicht. Aber er dachte immer, seine Tochter hätte etwas Besseres verdient, als einen ›Deyvid‹.
»Du magst ihn immer noch nicht, oder?«, fragte Larissa.
»Du etwa?«
»Ich finde ihn mittlerweile ganz nett, ja. Und ich glaube, so sind Jungs nun mal in dem Alter.«
»Sooo?«
Er konnte nicht glauben, dass er so verpeilt und planlos mit 14 gewesen war. David hatte sich erst beim letzten Mal mit der Schlaufe seiner Tasche am Türgriff verfangen und war bei seinem Befreiungsversuch die dreistufige Treppe hinab gestürzt. Viktor war es sehr schwer gefallen, nicht zu lachen. David hatte starke Schmerzen gehabt, sich aber die Tränen verkniffen. Larissa lachte, als sie sein erstauntes Gesicht sah.
»Na ja, fangen wir mal an.« Er legte das Fleisch auf den Grill und hakte den Rost auf mittlerer Stufe über die Glut. Larissa stand auf und ging ins Haus, um ihrer Tochter und David Bescheid zu sagen.
*
Bis halb Zehn saßen sie draußen. Larissa hatte Decken verteilt, Viktor hatte den Grill an den Tisch heran geschoben und von David erfahren, dass er später Physiotherapeut werden wollte. Das hatte Viktor nicht erwartet und David stieg in seinem Ansehen. Als David einen Witz zu erzählen begann (Treffen sich drei Vampire sagte der eine, Digga, da hinter der Laterne, Digga. Ne, halt, da war noch was. Also drei Vampire, Digga …), sich seine Tochter deswegen gehörig fremd schämte und Larissa ihn ob seiner Reaktion beobachtete, gab sich Viktor gelassen und hörte dem schlecht erzählten Witz bis zum Ende zu. David spürte, dass er den Witz gerade verhaute, stammelte sich von Satz zu Satz, brachte die Pointe an falscher Stelle und errötete.
»Der war ganz schön beschissen erzählt, David, da kann ich noch nicht mal aus Höflichkeit lachen«, schloss Viktor nach der Vorstellung und klopfte David auf die Schulter. »Macht aber nichts. Ich glaube, du bist ganz nett und schade, dass wir heute das letzte Mal grillen. Wenn ihr bis zum nächsten Jahr durchhaltet, bist du herzlich eingeladen.«
Seine Tochter starrte ihn mit offenem Mund an, Larissa glaubte sich verhört zu haben. David nahm die Mütze vom Kopf und kratzte sich.
»Echt jetzt, Herr Vogel?«
Viktor nickte und lächelte ihn an.
»Ja, natürlich.« Er stand auf. »So. Ich räume jetzt alles ab, weil meine Frau und ich noch eine Verabredung auf der Terrasse haben.«
»Danke schön, Herr Vogel. Sie sind auch ganz schön cool«, antwortete David und reichte ihm die Hand. Viktor schlug ein und Daniela schüttelte fassungslos den Kopf. Er sah die Freude in den Augen seiner Tochter und ließ sich davon anstecken. Beschwingt räumte er den Tisch mit Larissa
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