1728 - Hoffnung für Terra
ein aufregender Tag gewesen, vielleicht der wichtigste seit Beginn der Verbannung vor gut vier Monaten. Nur als solche konnte Dow die Abkommandierung durch die Hanse-Führung empfinden. In Abwesenheit von Homer G. Adams hatten sie ihn hierher versetzt, auf diese verfluchte Hinterwäldlerwelt, die ihm vorkam wie das Ende des Universums.
Gut, Adams hatte ihn ebenfalls abgeschoben, auf einen langweiligen Posten im Stab der Hanse, aber das konnte er noch verstehen, nachdem, was bei der Erschaffung des Spindelwesens geschehen war, das sich zum Monster entwickelt hatte. Schon damals waren Kräfte aus ihm gebrochen, die er nicht beherrschen konnte.
Und Adams hatte es erkannt.
Er und Michael Rhodan wußten von seinen Problemen, die sich aber bisher in Grenzen gehalten hatten. Sie beide hatten ihn bisher beschützt, vor einem Erbe, das offenbar in seinen Genen schlummerte und darum kämpfte, an die Oberfläche zu gelangen. Sie beide waren (soweit er wußte) die einzigen, die Zusammenhänge kannten, die selbst ihm noch ein Geheimnis waren.
Das einzige, was er dem Hanse-Chef durch einen simplen Überrumpelungstrick vor zwei Jahren hatte entlocken können, war, daß er ein Ungeheuer zum Vater gehabt haben mußte. Aber das hatte er ohnehin schon gewußt - nicht aus Informationen, denn die hielt man ja von ihm fern.
Er wußte es aus seinen Träumen.
Cynan Dow!
Das war sein Name gewesen, bevor er seinem eigenen Wahn zum Opfer gefallen war und dabei viele tausend Intelligenzwesen mit ins Verderben gerissen hatte.
Immer wieder sah Cyrn seine Grimasse vor sich, wenn er träumte. Und diese Träume fürchtete er wie eine Seuche.
Cynan Dow!
Sein schrecklicher Vater, von dem er eigentlich gar nichts wußte. Wer seine Geschichte kannte, der schwieg bis heute. Nur Adams erwähnte ihn manchmal, auch ohne provozierende Tricks, wenn es darum ging, Cyrns fieberhaften Drang zu bremsen, etwas gutzumachen, das sein Vater wohl getan haben mußte.
Anders zu sein, ganz anders.
Aber in ihm schlummerte das grausame Erbe. In ihm wühlte etwas, das dieser verhaßte Cynan Dow ihm hinterlassen hatte, und es wuchs, wuchs und wuchs...
Heute hatten sie die Springer landen gesehen, Cyrn und Shep. Sie hatten sie gefilmt, wie sie ihre beiden Walzen entluden und den Planetariern die Waffen und die technischen Geräte überreichten, darunter hochmoderne Gleiter und Hypnoschuler, die die Eingeborenen in wenigen Wochen und Monaten aus der Eisenzeit in die Moderne befördern sollten, damit sie die Gleiter und alles andere abgelieferte und versprochene moderne Material zu bedienen und benutzen lernten.
Es war der Tag gewesen, auf den die Kosmische Hanse so gehofft hatte, und für Stunden hatte sich Cyrn Dow erstmals wirklich wichtig gefühlt, als er und Shep die Gespräche zwischen Springern und Eingeborenen aufzeichneten und sich übersetzen ließen.
Die Angehörigen der Springer-Sippe verstießen in gröbster Weise gegen alle Ge- und Verbote, was die Kontaktaufnahme mit sogenannten primitiven Populationen anging. Sie taten genau das, was viele Generationen von anderen Verbrechern schon vor ihnen getan hatten: Sie landeten auf einer friedlichen Welt, traten als Götter vor die Eingeborenen hin, übergaben Geschenke, ließen sich feiern und schürten die Sucht nach mehr von dem Zeug, das sie den einfachen Wesen hinwarfen - bis diese Sucht unstillbar wurde und man beim nächstenmal keine Geschenke mehr verteilte, sondern Geld, Boden- oder sonstige Schätze des jeweiligen Planeten für seine Waren sehen wollte.
Aber was diese Springer hier taten, sprengte alles, was Dow während seiner theoretischen Ausbildung als Hanse-Spezialist vorgeführt worden war.
Die Springer kassierten inzwischen für ihre Waren schon solche Mengen an so kostbaren Bodenschätzen, daß sie sich davon gut und gerne drei weitere Walzen bauen lassen konnten. Cyrn kannte die Mineralien des Planeten und wußte, wie hoch er sie als galaktisches Handelsgut zu taxieren hatte.
Das war nichts Neues für ihn.
Aber diese Verbrecher wollten mehr, viel mehr. Sie hatten Blut geleckt.
Sie wußten, daß sie nicht einfach auf dem Planeten landen und auf eigene Faust die Rohstoffe plündern durften. Also mußten die Eingeborenen das für sie tun und sie ihnen „freiwillig" überlassen beziehungsweise austauschen.
Der Handel im kleinen Maßstab reichte da nicht mehr aus, und die Eingeborenen verlangten nach mehr als dem wertlosen Plunder, mit dem sie bislang abgespeist worden waren. Es mußten
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