1729 - Totenliebe
Telefon meldete sich. Wie ich es mir erhofft hatte, war es mein Freund Godwin.
»So, da bin ich wieder.«
»Super. Und?«
Godwin de Salier lachte leise, bevor er sprach. »Du hattest mal wieder den richtigen Riecher, John. Es gab in der Vergangenheit einen Templer, der auf den Namen Eric Turner hörte. Zudem hat er seine Spuren in deinem Land hinterlassen. Er gehörte also zum angelsächsischen Flügel unseres Ordens.«
»Perfekt und weiter?«
»Ja, es gibt ein Weiter. Eric Turner hatte keinen guten Ruf. Den hat er verloren, weil er von seinem Gelübde abwich. Er hat sich falsch verhalten…«
»Schlug er sich auf die Baphomet-Seite?«
»Das kann ich dir nicht so genau sagen. Es ist aber durchaus möglich. Im Vordergrund steht jedoch, dass er es mit einer Nonne getrieben haben soll. Dadurch ist er zu einem Verräter an der Sache geworden. Das jedenfalls habe ich in den Chroniken gelesen. Viele Einzelheiten sind da nicht bekannt geworden. Er soll ein sündiges Leben geführt haben. Ob er sich auch Baphomet zugewandt hat und den falschen Weg gegangen ist, darüber ist nichts in den Chroniken zu lesen. Ausgeschlossen ist es nicht. Er wurde natürlich ausgestoßen.«
»Gut.«
»Reicht dir das?«
»Ich weiß es nicht, Godwin. Jedenfalls habe ich vor seinem Grab gestanden. Man hätte ihn auch auf einem Templer-Friedhof begraben können oder an einem Platz, an dem auch andere Ritter aus dem Orden liegen. Das ist nicht der Fall gewesen. Also war er ausgestoßen.«
»Wie ich schon sagte, John.«
»Aber warum, frage ich mich, hat er ein so prächtiges Grab bekommen im Vergleich zu den anderen Gräbern auf dem Friedhof? Wer hat dafür gesorgt? Du hast von einer Nonne gesprochen, mit der er zusammen gewesen ist. Seltsamerweise hat sich das jetzt wiederholt. Erneut spielt eine Nonne oder eine Novizin eine Rolle. Wobei ich mir nicht mehr sicher bin, ob sie tatsächlich eine Nonne ist oder sich nur einbildet, eine zu sein.«
»Das musst du wissen, mir sagt der Name nichts. Jedenfalls scheint sich eine gewisse Geschichte zu wiederholen, und das muss ja auch einen Sinn haben.«
»Kann sein, Godwin. Ich werde mich auf jeden Fall dahinter klemmen. Wichtig ist, dass wir diese Elisa finden. Sie ist so etwas wie ein Joker. Und man hat sie entführt. Wohin hat man sie gebracht?«
»Keine Ahnung. Und ich beneide dich nicht. Hast du denn schon einen Plan?«
»Keinen genauen. Das ist auch schlecht möglich. Wir wissen einfach zu wenig. Und was wir gewusst haben, ist mir aus der Hand genommen worden. Ich habe die Entführung der Novizin leider nicht verhindern können.«
Godwin hatte noch eine letzte Frage. »Und du glaubst ihr alles?«
»Was meinst du?«
»Kann sie sich nicht auch etwas eingebildet haben? Die Nonne und so. Das meine ich. Vielleicht ist sie wirklich aus einer Klinik geflohen. Man muss ja mit allem rechnen. Möglicherweise ist ihr das bekannt, was auch ich weiß. Da hat sie sich eben in diesen alten Fall hineingesteigert und sich als sogenannte Nonne wieder in einen Templer verliebt. In einen Toten, über den sie allerdings schon einiges erfahren hat. Ist nur ein Gedanke, John, den man vielleicht nicht aus den Augen lassen sollte.«
»Genau das habe ich auch gedacht. Jedenfalls werde ich dir Bescheid geben, wenn wir den Fall gelöst haben oder auch nicht. Ich bin da ziemlich unsicher geworden.«
»Tu das. Ich drücke euch die Daumen.«
»Danke.«
Glenda Perkins hatte mitgehört. Jetzt, wo ich nichts mehr sagte, schauten wir uns an.
»Bist du schlauer geworden, John?«
Ich breitete die Arme aus. »Was soll ich dazu sagen? Die Geschichte wiederholt sich. Eine Nonne liebt einen Templer. Wie damals. Aber so einfach ist es nicht. Hier spielen noch andere Kräfte eine Rolle, und die müssen wir finden.«
»Hast du denn schon eine Idee, wo wir ansetzen können?«
»Keine vernünftige. Ich habe daran gedacht, noch mal zum Grab zu fahren. Kann sein, dass ich etwas übersehen habe. Vielleicht gibt es dort einen Hinweis. Wenn ich daran denke, wie sich Elisa verhalten hat, komme ich schon ins Grübeln.«
»Sie hat die Figur umarmt.«
»Ja, als würde sie leben, als wäre sie ein Mensch und nicht aus Stein. Ein verloren gegangener Geliebter, bei dem sie Trost findet.« Ich hob die Schultern.
Glendas Gesicht verzog sich. »Glaubst du wirklich daran, John? Dass sie Kontakt mit einer Steinfigur gesucht hat?«
»Eigentlich nicht. Aber was ist, wenn diese Steinfigur nicht nur eine solche ist?«
»Wie meinst du das
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