173 - Der Dämonen-Henker
wäre«, schmälerte er Georges Sieg.
»Wahrscheinlich nicht«, gab dieser zu. »Der Kampf hätte mit einem Unentschieden geendet. Möchtest du nicht doch mitkommen? Was willst du noch hier?«
»Ordnung schaffen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es im Augenblick in mir aussieht.«
»Doch, das kann ich. Sehr gut sogar«, widersprach George. »Tut mir leid, Mel.«
Bellamy winkte ab. »Verschwinde endlich.«
George Hackman verließ die Scheune mit zahlreichen Schrammen und Schwellungen im Gesicht. Mel hatte ihm sogar ein blaues Auge geschlagen. Als Verlierer sah Mel genaugenommen besser aus.
Lindsay würde morgen fragen, wieso George so schrecklich aussah. Er würde sich eine glaubhafte Antwort überlegen müssen.
Langsam entfernte sich George Hackman von der Scheune.
Etwasnahm seine Nähe wahr, doch er merkte es nicht, war zu tief in Gedanken versunken.
Mel Bellamy sammelte sich allmählich. Er ließ sich damit Zeit, überlegte hin und her, was für Vorteile es ihm brachte, wenn er sich nicht mehr um Lindsay bemühte.
Er versuchte sich einzureden, daß es mit ihnen auf die Dauer ohnedies nicht gutgegangen wäre, und da war auch noch Margot Glenn, ein nettes, bescheidenes Mädchen, bei dem er Chancen hatte. Vielleicht sollte er in diese Richtung mehr Energie investieren. Margot war das ohne Zweifel wert.
Er erhob sich und beschloß, Margot gleich morgen zu fragen, ob sie mit ihm ins Kino ging. Sie würde bestimmt nicht nein sagen.
Von diesem Moment an ging es Mel schon wieder viel besser. Er trat aus der Scheune in den kalten Novemberabend. Das Wetter spielte wieder einmal verrückt. Es war viel zu kalt für die Jahreszeit, und gestern hatte es sogar kurz geschneit. Sechs Wochen vor Weihnachten! Das war zu früh.
Langsam trottete Mel davon.
Und wieder reagierte etwas auf die Nähe eines Menschen!
Im Unterschied zu George Hackman nahm Mel Bellamy es wahr.
Er wußte nicht, welche Signale er auffing, spürte aber sehr deutlich, daß da irgend etwas Mysteriöses war.
In einem blattlosen Gebüsch. Oder dahinter.
Der junge Mann ging zaghaft darauf zu.
***
Irgend etwas warnte Oggral. Instinktiv schnellte er herum und schüttete der weißen Hexe den Inhalt des Kelchs ins Gesicht. Das Zeug brannte wie Säure in ihren Augen und machte sie vorübergehend blind.
Sie schrie auf und versuchte, Oggrals Kehle zu treffen, ohne zu sehen, doch der Dämon wich aus und schlug mit vorgestreckten Krallen nach ihr.
Wieder schrie Chrysa, als sich die spitzen Krallen schmerzhaft in ihr Fleisch bohrten, und ein zweiter Schlag warf sie neben dem Dämon aufs Lager. Beinahe hätte sie die Besinnung verloren.
Oggral fluchte und ließ die weiße Hexe seine Wut spüren. Es fiel ihm nicht schwer, ihr den magischen Dolch zu entwinden, und er hätte sie damit augenblicklich töten können, doch er tat es nicht.
Grimmig stand er auf. Die Lust, sich mit ihr zu vergnügen, war ihm vergangen. »Du hast die Hand gegen mich erhoben. Ich bot dir Schutz vor Mago, du warst mein Gast!«
»Gast?« schluchzte Chrysa, deren Augenlicht langsam zurückkehrte. Sie konnte den verhaßten Dämon schon wieder vage erkennen. »Deine Gefangene bin ich!«
»War es nicht besser, als Gefangene zu leben, als als verhinderte Mörderin zu sterben?«
Chrysa hob trotzig den Kopf. »Wenn ich nicht frei sein kann, wähle ich den Tod!«
»Einen schrecklichen Tod!« kündigte der Dämon an.
Chrysa sah wieder klar, und ihr fiel auf, wie das Rot aus Oggrals Augen intensiver wurde. Er attackierte sie mit einer grausamen Kraft, zeigte, wie stark er war.
Die weiße Hexe fing an zu zittern. Sie versuchte die feindliche Kraft abzublocken, doch das gelang ihr nicht. Ihr Abwehrzauber war zu schwach, Oggral überwand ihn spielend und griff ihr Gedankenzentrum an.
Chrysa hatte unendliche Mühe zu verhindern, daß sie wahnsinnig wurde. Ein namenloser Schmerz füllte ihren Kopf aus und reichte bis in die Haarspitzen.
Sie hatte den Eindruck, ihr Kopf würde größer, aufgeblasen von Oggrals mörderischer Magie. Der grausame Dämon schien ihren Kopf zerspringen lassen zu wollen.
Es war schrecklich. Je mehr sie sich wehrte, desto gnadenloser wurde der Schmerz.
Jetzt! Jetzt zerplatzt mein Kopf! dachte Chrysa.
Der Schrei, den sie laut und schrill ausstieß, mußte ihr Todesschrei sein, danach konnte nichts mehr kommen.
Ihr wurde schwarz vor den Augen, und Schwärze stürzte sich in ihr Gedächtnis.
Das mußte das Ende sein.
***
Mel Bellamy blieb stehen und kratzte
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