173 - Der Dämonen-Henker
wichtigen, starken Verbündeten, einen kampfstarken Partner verloren – eine lebende Waffe: Shavenaar, das Höllenschwert.
Ein schwerer Verlust. Wir sprachen zwar selten darüber, aber wir vermißten das Schwert, in dem ein Herz schlug, sehr.
Mr. Silver, der sich jederzeit in meine Gedanken einschalten konnte (ich hatte ihn schon oft gebeten, es nicht zu tun), wußte, woran ich in diesem Augenblick dachte.
Er nickte mit gerunzelter Stirn. »Shavenaar war uns eine große Hilfe. So manchen Kampf hätten wir ohne das Höllenschwert verloren.«
Ich hatte es aufgegeben, meinem Freund klarzumachen, daß es sich nicht gehörte, in den Gedanken anderer herumzuschnüffeln. Er war ein Dämon, fand nichts dabei.
»Damit hat es sich erledigt, nach Reypees Grab zu suchen«, sagte Mr. Silver.
Reypee, der Gottähnliche, hatte eines Tages keine Freude mehr am Leben gehabt und sich entschlossen zu sterben. Große weißmagische Kräfte hatten ihm zur Verfügung gestanden, Kräfte, die sich nach seinem Tod in dem Tuch befanden, das seinen Leichnam umhüllte.
Angeblich wußte niemand, wo sich das Grab befand. Wir hatten vorgehabt, es zu suchen, weil es immer wieder vorkam, daß Vertreter der schwarzen Macht das Höllenschwert an sich bringen wollten.
Wir hatten uns lange den Kopf darüber zerbrochen, wie sich das Höllenschwert »weißwaschen« ließ, so daß es für unsere Feinde wertlos wurde.
Reypees Leichentuch wäre die Lösung gewesen. Wenn es uns gelungen wäre, Shavenaar darin einzuwickeln, hätte die ungeheure weiße Kraft dafür gesorgt, daß kein Schwarzblütler das Schwert jemals wieder anfassen konnte.
Vorbei.
Es war nicht mehr wichtig, Reypees Grab zu finden.
Es gab kein Höllenschwert mehr.
***
Es kommt öfter vor, daß zwei junge Männer in dasselbe Mädchen verliebt sind. Schön für das Mädchen, schlecht für die Jungs. Mel Bellamy und George Hackman steckten in dieser Misere.
Sie hatten bisher gegeneinander eigentlich nichts gehabt, doch nun mußte endlich Klarheit geschaffen werden, denn so ging es nicht weiter.
Da keiner freiwillig zurückzutreten bereit war, wollten sie die Sache ohne Lindsays Wissen (sie war der Zankapfel) austragen – abends, in einer Scheune im Londoner Vorort Bexley.
Lindsay hätte keine Freude daran gehabt, und Mel und George waren übereingekommen, ihr nie davon zu erzählen. Derjenige, der den bevorstehenden Kampf verlor, würde sich von Lindsay Smith zurückziehen, würde nicht mehr um sie werben, sondern dem Sieger das Feld überlassen.
Mel und George würden sich an diese Vereinbarung halten. Sie waren zwar erst 17, aber doch schon Gentlemen.
In der Scheune sagte George Hackman: »Ich tu’s nicht gern, das kannst du mir glauben, denn im Grunde habe ich nichts gegen dich, und außerdem verabscheue ich Gewalt.«
»Mir geht es ebenso«, sagte Mel Bellamy.
»Aber wie es aussieht, kommen wir nicht darum herum.«
Mel nickte und hob die Fäuste.
Der Kampf begann, und er dauerte sehr lange, denn was George an Kraft in die Waagschale warf, wog Mel mit seiner Schnelligkeit auf.
Die tätliche Auseinandersetzung schien unentschieden auszugehen. Georges Kräfte ließen nach, aber auch Mels Schnelligkeit.
Immer noch schlugen sie aufeinander ein, aber immer häufiger suchten sie Zuflucht im Klammern, um zu verschnaufen.
Reines Glück entschied den Kampf schließlich zugunsten von George Hackman: Mel Bellamy stolperte und mußte die schlaffe Deckung aufmachen. Er ruderte mit den Armen und bot George Gelegenheit zu einem Treffer, der ihn ausknockte.
Wie vom Blitz gestreift fiel er um und blieb liegen.
Als er zu sich kam, befand sich George noch bei ihm und schaute ihn besorgt an. »Alles in Ordnung, Mel?«
»Ja«, stöhnte dieser.
»Ich wollte nicht so hart zuschlagen, ehrlich.«
»Schon gut«, erwiderte Mel.
»Kannst du aufstehen? Komm, ich helfe dir.«
»Laß mich«, verlangte Mel. »Geh. Ich möchte allein sein.«
»Es war ein fairer Kampf, nicht wahr? Das gibst du doch zu. Du hast verloren und kommst mir bei Lindsay nicht mehr in die Quere. So hatten wir es abgemacht.«
»Ich werde mich daran halten«, knirschte Mel Bellamy und leckte sich vorsichtig die geschwollenen Lippen.
»Du wirst mir in Zukunft hoffentlich nicht aus dem Weg gehen. Ich möchte, daß zwischen uns alles so bleibt wie bisher.«
Mel nickte stumm.
George streckte ihm die Hand entgegen. »Gibst du mir die Hand darauf?«
Mel schlug ein. »Du hättest nicht gewonnen, wenn ich nicht gestolpert
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