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1730 - Das Schlangengrab

1730 - Das Schlangengrab

Titel: 1730 - Das Schlangengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verfolger zeigten, würden wir sie besser erkennen.
    Da tat sich nichts. Wer hierher fuhr, der hatte ein anderes und normales Ziel.
    Mandra Korab in London!
    Ich konnte mich einfach nicht von diesem Gedanken befreien. Das war schon verrückt. So lange hatte er sich zurückgezogen, und jetzt tauchte er auf wie ein Phönix aus der Asche. Ich war gespannt, wie sich die Dinge noch entwickeln würden.
    Wir hatten schon fast die Gegend erreicht, in der Bill wohnte, als es hinter uns hell wurde. Plötzlich war ein Fahrzeug da. Es musste aus einer der Seitenstraßen gebogen sein und hatte sich hinter uns gesetzt.
    Auch Bill war das Licht aufgefallen. »Und, John? Was sagst du zu unserem Hintermann?«
    »Nichts.« Ich schaute in den Außenspiegel. »Lass uns erst mal abwarten.«
    »Jedenfalls hat er es eilig.«
    Das stimmte. Der Fahrer holte auf. Er fuhr an der rechten Seite, um uns zu überholen. Wir hörten den Motor, der hochtourig lief, und da Bill keine Lust hatte, sich mit ihm ein Rennen zu liefern, behielt er sein Tempo bei.
    Der andere Wagen war Sekunden später schon neben uns. Er überholte so schnell, dass es mir nicht gelang, einen Blick in das Innere zu werfen. Ich erkannte nur, dass es sich um einen dunklen Transporter handelte, das war alles.
    Dann war er vorbei, und ich entspannte mich ein wenig.
    »Harmlos oder nicht?«, fragte Bill.
    »Keine Ahnung. Jedenfalls müssen die Insassen nicht unbedingt unsere Feinde sein.«
    »Hast du sie denn gesehen?«
    »Nein, das habe ich nicht, es ging alles zu schnell. Da hatte es jemand sehr eilig.«
    »Gut. Haben wir auch.«
    Bevor Bill seinen Vorsatz durch die Erhöhung der Geschwindigkeit in die Tat umsetzen konnte, zupfte ich ihn am Hemdstoff.
    »Lass es mal sein.«
    »Bitte?«
    »Ja, ich denke da an eine andere Erklärung. Ich weiß nicht, wie ich den Wagen einschätzen soll, der uns da überholt hat, wir sollten deshalb auf Nummer sicher gehen.«
    »Und wie sieht das deiner Meinung nach aus?«
    »Dass wir den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen und den Wagen so parken, wo er so schnell nicht entdeckt werden kann.«
    Bill ging vom Gas, so sehr hatte er sich erschreckt. Einige Sekunden lang schwieg er, dann nickte er mir zu. »Okay, John, so kann man es auch sehen.«
    »Bestimmt sogar.«
    Er lachte. »Kann sein, dass ich betriebsblind gewesen bin, aber so können wir es machen.«
    Viel Zeit stand uns nicht mehr zur Verfügung. Schon jetzt hielten wir nach einem Platz Ausschau, an dem der Wagen sicher parkte. Der Lieferwagen war nicht zu sehen. Andere Autos, die in der Nähe fuhren, kamen uns beiden harmlos vor.
    Wir rollten auf eine Kreuzung zu. Wenn wir jetzt nach links abbogen, würden wir in die Straße gelangen, in der die Conollys wohnten. Das Haus stand nicht direkt an der Straße. Es war in der Mitte des großen Grundstücks gebaut worden, das etwas anstieg. Bestimmt hatte Sheila das Außenlicht eingeschaltet, da standen die Gartenleuchten vom Eingang vor dem Tor bis hin zum Haus.
    Bill lenkte den Wagen in die Straße hinein und fuhr nur noch ein paar Meter. Laubbäume flankierten die Fahrbahn und hatten so etwas wie ein grünes Dach gebildet, unter dem es sehr dunkel war.
    Bill lenkte den Wagen auf den Gehsteig und stellte ihn so ab, dass er so schnell nicht entdeckt werden konnte.
    »Zufrieden, John?«
    »Klar.«
    »Dann raus.«
    Wir stiegen beide nicht sehr forsch aus, sondern recht verhalten. Leise drückten wir auch die Türen zu. In der Dunkelheit war die Temperatur nicht gesunken. Im Gegenteil, ich hatte sogar den Eindruck, dass es noch schwüler geworden war – und auch stiller.
    Ich warf Bill einen Seitenblick zu. Fröhlich wirkte er nicht eben, sein Gesicht zeigte einen schon recht nachdenklichen Ausdruck. Meine Warnung schien bei ihm gefruchtet zu haben.
    Wir gingen nicht schnell, wir schlenderten. Aber wir befanden uns auf der Seite, an der das Haus der Conollys lag. Es war eine Straße ohne viel Licht. Die Laternen konnte man an einer Hand abzählen. Sie waren mit einem Sparlicht bestückt, das seinen gelben Schein abgab, der nur sehr schwach den Boden erreichte.
    Ich saugte den Duft der Gewächse sein. Alles erlebte ich in dieser schwülen Nacht intensiver als sonst. Die Luft drückte, doch von einem Gewitter war noch nichts zu hören oder zu sehen. Manchmal blies der Wind etwas stärker und bewegte die Blätter über uns. Dann war ein leises Rauschen zu hören, als hätte sich die Natur etwas zugeflüstert.
    Wir kamen dem Haus immer näher.

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