1732 - Zombie-Theater
Vater, der Dämon, sie sehen, wird er wissen, dass ich noch da bin. Aber ich denke, dass du auch einen anderen Schutz hast. Du kannst dich den Männern anvertrauen. Ich selbst würde dich gern mitnehmen, doch ich schaffe es nicht. Wäre ich noch so wie vor deiner Geburt, dann wären die Bedingungen andere gewesen. So aber kann ich leider nur zuschauen, denn du darfst nicht vergessen, dass ich eine Verstoßene bin. Ich gehöre nicht mehr zum Chor der Himmelswesen, und jetzt möchte ich, dass du leben kannst, denn du bist von der Macht deines Vaters befreit worden.«
Kim hatte schweigend zugehört. Auch Carlotta war stumm geblieben. Sie ließ ihren neuen Freund nicht aus den Augen, der den Kopf senkte und aussah, als hätte er aufgegeben.
Das wollte Carlotta auf keinen Fall. Sie ging zu ihm und legte einen Arm um ihn.
»Bitte, Kim, denke immer daran, dass ich an deiner Seite stehe. Zur Not können wir fliehen und…«
»Nein!«, widersprach die Mutter. »Ich denke, dass es dazu schon zu spät ist.«
Das wollte Carlotta nicht hinnehmen. »Warum denn das?«
»Sie greifen bereits an.«
»Sie?«
»Ja. Ich muss leider gestehen, dass dein Vater nicht allein ist. Er hat sich Unterstützung geholt. Wenn du sie siehst, dann lasse dich nicht täuschen. Es sind keine richtigen Menschen, auch wenn sie noch so aussehen. Sie werden ein Zombie-Theater veranstalten. Ein Stück, das für euch grausam enden kann…«
Es waren keine Sätze gewesen, die Mut machten. Das wussten Kim und Carlotta. Ob einer von ihnen etwas sagen wollte, war ihnen nicht anzusehen. Außerdem hatte die Mutter ihren Besuch beendet. Sie zog sich zurück und löste sich dabei auf. Der feinstoffliche Körper drang in die Scheibe ein, verschmolz mit ihr und war gleich darauf verschwunden.
Noch einmal war die Stimme zu hören. »Trotz allem bin ich noch bei euch…«
Dann war es still. Auch Kim und Carlotta sagten nichts. Nur ihre schweren Atemzüge waren zu hören. Schließlich setzte sich Kim hin. »Du hast alles verstanden, Carlotta?«
»Klar.«
»Und was sagst du?«
Dem Vogelmädchen war aufgefallen, wie traurig Kims Stimme geklungen hatte. Deshalb lächelte Carlotta, bevor sie die tröstenden Worte sprach.
»Wir sollten nicht so einfach aufgeben, und das sage ich nicht nur so einfach dahin. Du musst immer daran denken, dass wir nicht allein auf der Welt sind. Wir haben zwei gute Helfer an der Seite, die weder den Teufel noch die Hölle fürchten. Das weiß ich. Ich kenne die beiden und habe sie oft genug in Aktion erlebt.«
»Aber es sind Menschen«, erwiderte Kim weinerlich. »Es sind einfach nur Menschen…«
»Ja, aber auch da gibt es Unterschiede. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht, gegen die Mächte der Finsternis zu kämpfen. Und sie haben schon große Erfolge erringen können. Deshalb ist mir auch nicht bange.«
Kim lachte verlegen. »Wenn ich dir nur glauben könnte.«
»Das kannst du, wirklich.«
Kim hob den Kopf. »Und jetzt? Hast du schon eine Idee, wie es weitergeht?«
»Ja, die habe ich. Und es ist ganz einfach. Wir bleiben hier im Haus und gehen zu den anderen. Ich denke, dass wir dort am sichersten sind.«
Sie streckte Kim ihre Hand entgegen. »Kommst du mit?«
»Ja. Oder habe ich eine Wahl?«
»Ich denke nicht. Aber unsere Wahl ist gut getroffen, darauf kannst du dich verlassen…«
***
Ich hatte das Haus verlassen und den Garten betreten. Noch war von der Nebelwand nichts zu spüren, denn mir legte sich kein feuchter Film aufs Gesicht. Ich sah die Nebelwand nur, denn sie lag weiterhin vor mir, was sich allerdings ändern würde.
Es war still geworden. Ob die Stille normal war, konnte ich nicht sagen, ich hatte vielmehr den Eindruck, dass ein Teil von ihr künstlich war, weil der Nebel jedes Geräusch schluckte und bei mir deshalb für dieses Gefühl sorgte.
Ob es sich bei ihm um den Todesnebel handelte, wusste ich immer noch nicht. Ich würde es allerdings herausfinden, denn ich hatte das Kreuz griffbereit in meine Tasche gesteckt, um es rasch hervorholen zu können, wenn es nötig war.
Im Garten der Tierärztin kannte ich mich aus. Viel Rasen, einige Obstbäume, ein paar Beete mit Blumen, die so angelegt waren, dass sie an verschiedenen Stellen ein buntes Muster auf der grünen Fläche bildeten. Das alles war mir nicht neu. Aber jetzt war die Umgebung nicht klar zu sehen, und am Ende des Grundstücks begann die Veränderung bereits. Da waren die ersten Ausläufer zu sehen, die mir zuvor nicht aufgefallen waren,
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