1733 - Projekt Sonnenschild
Erfahrungen mit den Ayindi nicht einfach ignorieren. Ihr altes Prinzip, sich auf die Reghor zu stürzen und diese zu rammen, damit die Schiffe von der Kristallisation befallen wurden, ließ sich zu leicht durchschauen. Seit Jahrtausenden verließ sich die Abruse auf diese primitive Taktik und das Verstrahlen von Planeten – damit konnte sie ihren Vormarsch auch fördern.
Dennoch kalkulierte Avanata auch unliebsame Überraschungen ein.
Zwanzig Kurierschiffe hatte sie bereits auf den Weg in die Heimat geschickt, als die Abruse die Raumkugel um den Standort der Flotte geschlossen und damit ein ungehindertes und gleichmäßiges Vordringen der Todesstrahlung erreicht hatte.
Die Kuriere führten ausführliche Daten über den entdeckten Standort des Herzens der Abruse mit sich. Avanata ging davon aus, daß in der Heimat bereits die besten Wissenschaftlerinnen ihrer Planeten an der Auswahl von Möglichkeiten arbeiteten, bis zu dieser Wesenheit vorzudringen und ihr den Garaus zu machen. Zumindest sollten sie bewirken, daß es zu keiner weiteren Ausbreitung der lebensfeindlichen Strahlung kam.
Die Heerführerin ließ einen Schacht in eines der größten Trümmerstücke schmelzen und in seinem Zentrum eine kleine Anlage einrichten, die zur Not für eine kleinere Besatzung als Unterkunft und Überlebensbasis dienen konnte. In dieser Anlage sollten für den Notfall wichtige Daten abgelegt werden, die innerhalb der Armada zur Verfügung standen.
„Ich werde die Daten persönlich dort deponieren", teilte Avanata den Kommandantinnen mit. „Zunächst jedoch werde ich den Kristallschiffen eine Lehre erteilen."
Die Horde verließ ihre Position und näherte sich dem Sonnenwall bis auf zwei Lichtjahre. Avanata sandte ihnen eine Botschaft. Die Antwort allerdings blieb aus. Sie erwartete es nicht anders.
Wieder verschwanden die Kristallschiffe im Überraum. Diesmal tauchten sie unmittelbar außerhalb des Schildes auf und flogen tangential an ihm entlang.
„Alle Taster auf höchste Empfindlichkeit und Intensität schalten", ordnete Avanata an.
Das Ergebnis stellte sie nicht zufrieden: Die Kristallschiffe zeigten keinerlei Beeinträchtigung. Ihr Abstand zu den Sonnen war zu groß.
„Kommt näher", lockte die Ayindi.
Die Fremden taten ihr den Gefallen: Sie verschwanden im Überraum und tauchten unmittelbar vor dem Zentrum und vor der Armada auf.
„Feuer frei!" kommandierte Avanada.
Dreitausend Einheiten befanden sich bereits auf Angriffskurs. Erste Meldungen von Ausfällen trafen ein.
Technische Geräte funktionierten nicht mehr, die Antriebssysteme streikten. Einige Schiffe meldeten technischen Totalausfall.
Eine Feuerwand warf sich den Kristallschiffen entgegen. Nacheinander vergingen sie unter den starken Waffen der Ayindi. Tausende von Zugstrahlen bildeten eine Abwehrfront, griffen nach den vielen Kristallsplittern und bugsierten sie in Richtung der Sonnen, wo sie verglühen würden, ohne daß Schaden entstand.
Nach überraschend kurzer Zeit existierte kein einziges der Kristallschiffe mehr. Aber Avanatas Flotte verzeichnete fast dreißig Einheiten, in denen nichts mehr funktionierte. Die Reparaturen würden viel Zeit in Anspruch nehmen.
Zwei der Schiffe konnte man nur noch als Totaldefekt verbuchen. Avanata ließ sie räumen und teilte die Besatzungen anderen Schiffen zu.
Die Ausfälle verunsicherten die Heerführerin. Ausfälle auf Grund mangelnder Wartung ließen sich ausschließen; also hing es mit den Kristallschiffen zusammen.
„Delacre", versuchte sie es wieder. „Ich benötige deine Ergebnisse.
Der Sonnenschild besitzt keine merkliche Wirkung, auch das psychologische Moment ist jetzt vertan. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen."
Doch Delacre nahm ihr Gespräch nicht an. Avanata vermochte nicht einmal herauszufinden, wo sich die Chefwissenschaftlerin derzeit aufhielt.
„Das riesige Aufgebot an Kristallschiffen hat seinen bisherigen Standort entlang der Todeszone verlassen und ist in den Überraum gegangen", meldeten die Automaten.
Avanata gab Alarm. Durch die Ereignisse war sie vorgewarnt; deshalb bereitete sie die Rückkehr in die Heimat vor, ihre angestammten Galaxien.
Noch aber wartete sie. Darauf, daß Delacre ein Ergebnis vorwies, und darauf, daß die Horden der Abruse aus dem Überraum hervorbrachen und den Sonnenschild attackierten.
*
„Sie kommen!"
Die Heerführerin flüsterte es. Gebannt blickte sie auf die Schirme und verfolgte den Aufmarsch. Die Horden der Abruse näherten
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