1736 - Planet der Corrax
Zwang bringen - die Abruse nicht."
„Sie möchte es vielleicht können", sagte Kantor und nickte. „Wir wissen nicht, was sie genau ist und was sie dazu treibt, alles Lebende zu vernichten. Aber sie würde sicher nichts dagegen haben, könnte sie Leben versklaven und rekrutieren, um anderes Leben zu töten."
„So wie Sinta", sagte Rhodan.
Myles nickte heftig. Es hielt ihn nicht in seiner entspannten Stellung. Er beugte sich weit vor und gestikulierte. Seine Augen waren weit geöffnet und glänzten.
„So wie Sinta! Und wenn wir jetzt den Begriff der potentiellen Zukünfte dazunehmen - was kommt dann dabei heraus?"
„Hör auf", versuchte Atlan seinen neuerwachten Eifer zu bremsen. „Bei Arkons Göttern, erzähl uns jetzt nicht, daß Sinta wirklich eine mögliche Zukunft der Abruse ist, gewissermaßen ihr Wunschabdruck, die Zustandsform, in der sie irgendwann einmal existieren möchte!"
„Und wenn es so wäre?" fragte der Wissenschaftler. „Wenn Sinta als pararealistische Erscheinung die von der Abruse einmal angestrebte Zustandsform wäre? He? Was dann? Würde das nicht vieles von dem erklären, was uns bisher zusammenhanglos und chaotisch erschienen ist?"
„In deinem Kopf ist es chaotisch!" wehrte sich Atlan. „Du bist Wissenschaftler, Myles, und kein Kristallkugelleser! Nennst du deine Folgerungen etwa seriös?"
„Sie haben vieles für sich", sagte Rhodan.
Atlans Kopf fuhr zu ihm herum. Der Arkonide lachte unglücklich.
„Daß du ihn unterstützen würdest, hätte mir ja klar sein müssen!"
Rhodan verdrehte die Augen und stieß einen lauten Seufzer aus.
„Arkonide - du weißt, daß er recht hat! Du willst es vielleicht nicht wahrhaben, aber du hast eben selbst davon angefangen. Nach allem, was wir bisher wissen, stammt Sinta aus dem Arresum, denn ihre Projektionen wurden über den Mars ins Parresum eingeschleust. Eins! Es gibt keine ihr vergleichbare Geistes- oder andere Macht im Arresum außer der sich immer weiter verbreitenden Abruse, nicht in unserer Zeit. Zwei! Es ist auch nicht anzunehmen, daß sich hier irgendwann einmal eine solche Macht bilden könnte - woraus auch? Aus den zur Superintelligenz werdenden Ayindi oder Barrayd? Drei! Wenn sie nicht gestoppt werden kann, ist die Abruse in absehbarer Zeit die einzige Lebensform in diesem Kosmos - und alles, was aus dem Arresum jemals kommen kann, wird aus ihr kommen. Reicht dir das als logische Kette?"
„Eine Perlenkette wäre mir lieber", meldete sich Guckys Stimme aus dem Hintergrund. In der Hitze des Wortgefechts war sein Erscheinen den drei Männern gar nicht aufgefallen. „Aber Perry und Myles haben recht, Atlan, nun sieh’s doch endlich ein."
„Dich zu sehen", gab sich der Arkonide geschlagen, „ist wahrhaftig Einsicht genug."
„Ich weiß", konterte der Mausbiber. „Wie ich überhaupt so ziemlich alles weiß."
„Dann weißt du auch, wo sich Voltago herumtreibt?" fragte Perry Rhodan.
Gucky grinste verlegen und hob die schmalen Schultern.
„Ich habe gesagt, >so ziemlich<", wand er sich aus der Verantwortung.
„Und Voltago ist eben... >so ziemlich<..."
„Ja", meinte Atlan. „Man müßte ihm einmal gehörig den Kopf waschen."
Perry Rhodan lächelte ihn an und fragte nur: „War das eine freiwillige Meldung?"
Ganze drei Tage mußten sie auf die Rückkehr des Kyberklons warten.
Drei Tage, die zu einer halben Ewigkeit wurden. Denn die Zeit brannte ihnen unter den Nägeln. Perry Rhodan und seine Weggefährten zog es vehement zurück ins Aariam-System und über die Passagebrücke ins Heimatuniversum, ins von der Kristallstrahlung des Mars mittlerweile akut bedrohte Solsystem.
Die Galaktiker hatten, den Koordinaten von der uralten Archivwelt Sprink folgend, nach dem Herzen der Abruse gesucht und nichts gefunden. In ihrer Enttäuschung hatten sie zum letzten Strohhalm gegriffen und „Voltagos Auge" angeflogen - eben diesen Zwergnebel mit den beiden prägnanten Schwarzen Löchern.
Das Herz der Abruse hatten sie auch hier nicht entdeckt, dafür aber den in der Akkretionsscheibe von Auge-1 driftenden Raumer der Corrax.
Die Stimmung an Bord der drei Rochenschiffe war entsprechend gedrückt, als in den letzten Stunden des fünften Dezember endlich Voltago von seinem Ausflug zurückkam.
Was er zu berichten hatte, war jedoch dazu geeignet, noch einmal neue Hoffnung aufkeimen und neue Ziele setzen zu lassen. Und das, obwohl die Mehrheit der Aktivatorträger schon für eine Rückkehr zur Lebensinsel der Ayindi plädiert
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