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1736 - Planet der Corrax

Titel: 1736 - Planet der Corrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer...
    Wie es immer gewesen war...
    Aber was ihm jetzt durch den Körper jagte, war nicht wie immer. Was vorhin Angst und Entsetzen in ihm ausgelöst hatte, weil er nicht wußte, was mit ihm geschah, riß ihn jetzt mit wie die Fluten eines gebrochenen Staudamms. Ismegh lag in seinen Armen, ihre Körper waren aneinandergepreßt, und es spülte sie beide fort, weit in Welten und Tiefen hinein, die sie nie gekannt hatten - aber immer erahnt.
    Die Wilden waren vergessen. Die beiden dachten nicht daran, daß die Kannibalen jeden Moment zurückkommen könnten, um zu vollenden, wovon sie ein geheimnisvolles Zeichen im allerletzten Moment abgehalten hatte.
    Kaghoul und Ismegh waren wie in einer Blase vereint, die sie vom Rest der Welt isolierte. Es gab nichts anderes mehr, nur noch sie beide und das, was sie niemals getan und nie vorgehabt hatten, woran keiner von ihnen je im Leben gedacht hatte - aber das wie ein Orkan über sie gekommen war und alles andere verdrängt hatte, jede Vernunft, jeden klaren Gedanken, alle Angst und alle Vorsicht.
    Die Woge spülte sie höher, höher und immer höher in einen Zustand hinein, der sich mit keinem Wort ihrer Sprache beschreiben ließ.
    Sie spülte sie zum gemeinsamen Höhepunkt, der für lange, unendliche Augenblicke der grenzenlosen Ekstase wie der Ausbruch eines der großen Vulkane unter dem Meer war.
    Und dann ließ sie sie, in sich selbst zusammenbrechend, einfach fallen.
     
    *
     
    Als Kaghoul wieder halbwegs das Bewußtsein zurückerlangte, waren Ismegh und er schon wieder im Meer. Sie schwammen, und vom Land hatten sie sich noch nicht sehr weit entfernt - allerdings weit genug, um nicht sogleich wieder in Todesgefahr zu geraten.
    Der Truppführer sah die Wilden am Strand. Wütend schwangen sie ihre Waffen, aber seltsamerweise schienen sie sich nicht ins Wasser zu wagen.
    Sie tobten, weil ihnen ihre Beute entgangen war - was allerdings nicht an der Beute gelegen hatte.
    „Sie folgen uns nicht!" rief Kaghoul. Ismegh schwamm neben ihm.
    „Hörst du, sie verfolgen uns nicht!"
    „Ja", antwortete sie nur und tauchte ab.
    Kaghoul war völlig verwirrt.
    Was immer auch vorhin am Strand geschehen war, es war für ihn weit weg verdrängt, eigentlich gar nicht mehr in seiner Erinnerung vorhanden.
    Also fragte er sich, weshalb Ismegh so abweisend war. Was hatte er ihr getan? Er sah genau die Szene vor sich, als sie von den Wilden bedrängt und von ihrem Anführer schon so gut wie umgebracht worden waren.
    Aber danach war eine Lücke in seinem Gedächtnis.
    Hatte er Ismegh weh getan? Hatte er sie beleidigt? Hatte er irgend etwas gesagt oder getan, weshalb sie jetzt so einfach verschwand, ohne ihm eine richtige Antwort gegeben zu haben?
    Er tauchte ihr nach.
    Diesmal griff keine Panik nach ihm. Er sah Ismegh als Schatten vor sich zum Berg und zum Eingang hinabtauchen. Diesmal hatte er keine Angst vor dem Unterwasserschwimmen; diesmal wußte er, wo ihr Ziel lag und daß es nahe war. Er wußte, daß sie nur heimkehrten; nach dort, wohin sie beide gehörten, vor allem aber er, der Truppführer.
    Zu ihrer Aufgabe.
    Zur Arbeit.
    Um so weniger verstand er, daß er versuchte, sie einzuholen. Ismegh war eine viel bessere Schwimmerin als er, schon unter normalen Umständen. Er verausgabte sich. Er wollte mit ihr sprechen, bevor sie in der Schleuse war und sie womöglich vor ihm zusperrte, bis sie den Berg betreten hatte.
    Sie mußten reden, aber er wußte auch jetzt nicht, worüber. Er hetzte ihr hinterher, von dem Gedanken besessen, sie noch abzufangen, das rationale Denken blieb weiterhin ausgeschaltet.
    Natürlich schaffte er es nicht.
    Ismegh sah sich nicht nach ihm um, als sie in die zum Meer hin noch offene Schleuse einschwamm und sie von innen verschloß. Ersticken konnte er nicht, bevor sich die Platte wieder in den Berg senkte. Sie wußte das. Verfolgt wurden sie auch nicht. Sie setzte ihn keiner Gefahr aus, floh aber vor ihm wie vor einem Fremden, vor dem - zur Abwechslung - sie panische Angst hatte.
    Kaghoul mußte warten und fühlte plötzlich einen Zorn in sich hochkriechen, wie er ihn nie gekannt hatte. Ein Gefühlsfeuer ergriff ihn und sprengte die Barrieren vor jenem Teil seines Bewußtseins, in dem die Erinnerung an das abgelegt war, was erst vor kürzester Zeit am Strand passiert war - passiert zwischen ihm und Ismegh.
    Und er sah es jetzt anders.
    Er sah es nicht so, wie er (wie sie beide) es erlebt hatte (erlebt hatten!), sondern so, wie es wirklich geschehen war.
    Aber

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