1741 - Die Shanghai-Falle
besonders froh. Denn die Stimme gehörte ihrem Partner Suko.
Er lebte also. Und wenn er sprach, dann konnte es ihm nicht so schlecht gehen. Shao schöpfte wieder Hoffnung. Nur schätzte sie ihre Position nicht eben als besonders günstig ein. Sie würde in die Türöffnung treten, aber damit auch in die Helligkeit und würde so aus dem Bauch der Dschunke gut gesehen werden können.
Dennoch riskierte sie es.
Und sie hörte eine fremde Stimme, deren Worte sie alarmierten.
»Gut, dann sollten wir jetzt zum Finale kommen...«
***
Die Worte hatte auch Suko vernommen. Wenn es noch eine letzte Chance gab, Zeit zu gewinnen, dann in diesem Augenblick. Seine Beretta hatte er nicht grundlos abgegeben.
Das Grüngesicht stand nicht weit von ihm entfernt, und Suko sah, wie er zu einem nächsten Satz ansetzte.
Er wusste nicht, was Huang sagen wollte, er war schneller.
»Einen Moment noch.«
Huang schüttelte den Kopf. »Was willst du?«
»Ein Satz, mehr nicht.«
»Und?«
»Hat nicht jeder Verurteilte noch einen letzten Wunsch? Oder sehe ich das falsch?«
»Was willst du?«
Suko sagte nicht, dass er dort, wo sich die Tür am Ende der Schräge befand, eine Bewegung gesehen hatte, er wollte Huang weiter ablenken und war froh, dass dieser mit dem Rücken zur Tür stand und sich seine beiden Helfer auf Samantha Peck und Dau Xing konzentrierten.
»Ich möchte dir sagen, dass du es dir noch mal überlegen solltest, Huang.«
»Was anderes hast du mir nicht zu sagen?«
»Doch!«
»Und was?«
Suko sah, dass Shao ausholte. Er wusste nicht, warum sie das tat, aber er vertraute ihr.
»Dass ich nicht mehr allein bin.«
Huang sah aus, als wollte er lachen. Doch das tat er nicht, dafür zuckte er zusammen, als Suko laut Shaos Namen rief, damit sie in das Geschehen eingriff...
***
Die Chinesin stand ein Stück vor der Tür, aber noch auf dem ersten breiten Treppenabsatz. Sie war einsatzbreit und wartete nur auf ein Startsignal.
Und das erfolgte, als Suko ihren Namen rief.
Sie reagierte sofort. Der erste Wurfstern verließ ihre Hand. Er traf den Mann am Kopf, der Dau Xing bewachte. Den zweiten Wurfstern schickte sie sofort hinterher und der zielte in eine andere Richtung. Er bohrte sich in das Gesicht des Mannes, der Samantha bedrohte. Einen weiteren Stern besaß sie nicht mehr, denn ein Mann musste noch ausgeschaltet werden.
Dau Xing hatte sich zu Boden geworfen. Der Mann, der noch nicht getroffen worden war, schoss nicht, denn er musste zunächst seine Überraschung verdauen. Er starrte seine Kumpane an, die es getroffen hatte wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Shao zog das Beutemesser. Sie wollte nach unten eilen, aber mitten in der Bewegung erwischte es sie. Und nicht nur sie, denn alle außer Suko waren daran beteiligt.
Suko hatte seinen Stab berührt und das eine wichtige Wort mit lauter Stimme zu rufen.
»Topar!«
***
Jetzt war er Herr der Szene.
Leider nicht für immer. Ihm blieben fünf Sekunden, um alles zu verändern, denn so lange wurde die Zeit durch die Magie des Stabs angehalten.
Es war nicht das erste Mal, dass es allein auf ihn ankam. Suko musste schnell handeln. Er durfte keine Millisekunde verschwenden. Als Erstes bückte er sich und hob seine Beretta auf. Dann fuhr er herum und rannte auf den erstarrten Huang zu.
Doch in diesem Moment war die Zeit um. Die Normalität hatte wieder Einzug gehalten. Auch Shao bewegte sich. Sie lief weiter, hielt das Beutemesser fest und sah, dass Suko vor einem Mann mit grüner Gesichtsfarbe stand und ihn mit der Waffe in Schach hielt.
»Alles klar?«, rief sie.
»Ja, bei mir schon. Kümmere du dich um die anderen Männer.«
»Mach ich.«
Shao sah, dass ihre Wurfsterne ganze Arbeit geleistet hatten. Der Kerl, der den Kollegen bedroht hatte, lag am Boden und bewegte sich stöhnend. Der Wurfstern hatte seinen Kopf hinter dem Ohr erwischt und steckte dort fest.
Der andere lag bewusstlos neben Samantha. Ihm hatte der Wurfstern das Gesicht entstellt. Ob er noch lebte, war nicht so schnell festzustellen. Im Moment war das auch nicht wichtig für sie, denn es ging um die Frau, die angekettet auf dem Boden hockte und zitterte.
Nicht weit entfernt raffte sich Dau Xing auf. Er taumelte auf seine Freundin zu und nahm sie in die Arme. Beide knieten voreinander, und das Bild sah aus wie das perfekte Happy End, wenn nicht das Blut von Menschen geflossen wäre.
Shao ließ die beiden in Ruhe. Sie wollte die Schusswaffen einsammeln. Zuvor aber drehte sie den Kopf nach links,
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