Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
legte am selben Portal wie bei meiner ersten Ankunft an.
    Alles wirkte normal, aber die Straßen und Plätze von Rabaul-Tas waren auffällig leer. Die Menschen hatten sich in ihre Wohnungen zurückgezogen.
    Es war wieder Abend, und ich hoffte, daß die kleine Valerie bereits in ihrem Bett lag und tief und fest schlief. Ich wünschte es ihr.
    Dann lachte ich halblaut. Ein böses Lachen. Dieser Gedanke gefiel mir.
    Ich wollte zusammen mit Jerryn Zucor sterben. Das wollte ich erleben, wie dieser gerissene Hochstapler und Schwindler mit der Enttäuschung fertig wurde, seine hochfliegenden Pläne einen Schritt vor der Vollendung ausgerechnet durch einen Weltuntergang zerstört zu sehen.
    Er würde winseln, da war ich sicher, und dieses Winseln würde das letzte Vergnügen in meinem Leben sein.
    Der Antigrav brachte mich hinauf in seine Etage. Auf den Gängen und Korridoren war es still, entsetzlich still.
    Keine Panik. Nur lähmendes Entsetzen, eine Furcht, die keine Handlung mehr zuließ. Man konnte sich gegen vielerlei mit den Mitteln moderner Technik schützen, aber gegen eine solche Katastrophe gab es keine Mittel.
    Ich hatte Zeit, schlenderte langsam an den Geschäften vorbei, betrachtete die Auslagen. Wer brauchte jetzt noch eine neue Frisur, eine Zahnkorrektur oder neue Kleidung?
    Wieder lachte ich.
    Pech auch für die Hamamesch. Ihre Kundschaft würde in kurzer Zeit - schwupp! - einfach verschwunden sein. Ihr Basar höchstwahrscheinlich auch. Eine gigantische Fehlinvestition. Recht geschah ihnen.
    Wenige Minuten später erreichte ich Jerryn Zucors Appartement. Die Eingangstür stand offen. War er geflüchtet? Versuchte er in diesem Augenblick, aufgrund seines Einflusses vielleicht doch einen Platz in einem der letzten Raumschiffe zu ergattern?
    Je mehr er sich abstrampelte, um so mehr mußte er leiden, vor allem, wenn er zum Schluß trotzdem zurückbleiben mußte. Er tat mir nicht einen Augenblick lang leid.
    Ich betrat seine Wohnung und blieb auf dem Flur stehen. Aus einem der Räume erklang ein dumpfes Stöhnen.
    Ich stieß die Tür auf.
    Jerryn Zucor lag auf dem Boden, die Beine leicht angewinkelt, die Arme ausgebreitet. Er lag auf dem Bauch; um seinen Kopf herum hatte sich eine große Blutlache gebildet. Sein Mörder hockte daneben auf dem blutbefleckten Boden und schüttelte immer wieder den Kopf. Neben ihm lag die Tatwaffe, ein stumpfer Gegenstand, mit dem er Zucor den Schädel eingeschlagen hatte.
    Ich kniete neben Zucor nieder. Kein Zweifel, der Mann war tot. Der Täter hatte mit furchtbarer Wucht zugeschlagen, mindestens ein dutzendmal. Zucors Kopf war kaum mehr als solcher zu erkennen.
    „Er hat gelogen", stammelte sein Mörder. „Er hat die ganze Zeit über gelogen. Er hatte gar keines!"
    Ich starrte Danko Grath an. Seine Hände, seine Kleidung, sein Gesicht, alles war voll Blut.
    „Was hatte er nicht?" fragte ich. Routinemäßig zeichnete ich alles auf, hielt den Blick fest auf Danko Grath gerichtet.
    „Keine Ware", stammelte Grath und schüttelte erneut den Kopf. Das Blut auf seinem Gesicht begann beim Trocknen dunkle Krusten zu bilden.
    „Ist das vorzustellen? Er hat nur so getan, als wäre er einer von uns, dabei hat er den Basar nie besucht. Dieser Lump, dieser Schwindler!"
    „Und deswegen hast du ihn erschlagen?"
    Einen Richter würde er nicht mehr brauchen, jedenfalls keinen irdischen Richter. Die höhere Instanz hatte ihre Ladung bereits in Gestalt eines kollidierenden Planeten geschickt.
    „Irina hat. mich hereingelegt, diese Schlampe, und wahrscheinlich hat Zucor ihr sogar dabei geholfen. Sie hat sich einen Kredit besorgt, alles verkauft, was wir hatten, und dann ist sie nach KOROMBACH geflogen."
    „Erfolgreich?"
    Er nickte dumpf.
    „Sie hat’s mir nicht mal gezeigt. Sie hat einfach ihre Sachen gepackt und ist verschwunden. Und ich bin zu Zucor gegangen. Er mußte eines haben, er war doch einer von uns. Aber er wollte es nicht herausgeben, da habe ich... Vielleicht hat er es versteckt, aber dann muß er es sehr gut versteckt haben. Hilfst du mir weiter zu suchen?"
    Sein Blick verriet, wie er sich diese Suche vorstellte. Wenn wir etwas fanden, war ich der nächste, der mit eingeschlagenem Schädel auf dem Boden landete. Besten Dank!
    „Such nur", sagte ich. „Wahrscheinlich wirst du eine Überraschung erleben!"
    Das war zynisch, aber so war mir auch zumute, obwohl meine Wut eigentlich den Hamamesch galt. Das hatten sie aus Danko Grath gemacht: einen Süchtigen, einen Verzweifelten

Weitere Kostenlose Bücher