1745 - Die Ketzerbibel
falsch?«
»Nein, nicht ganz. Aber bitte, das sollte Sie nicht weiter kümmern. Dieses Buch geht einzig und allein mich etwas an. Ich bin dafür verantwortlich. Ich werde es wegbringen. Ich habe den Auftrag erhalten. Es muss an einen sicheren Ort geschafft werden, dann kommt alles in die Reihe.«
»Das habe ich verstanden.« Glenda breitete für einen Moment ihre Arme aus. »Und wohin wollen Sie das Buch bringen? Ich denke mir, dass es wieder ein Versteck sein wird.«
»Bitte, das ist allein mein Problem. Sie müssen mir das glauben. Es wird Zeit.« Seine Stimme sank wieder ab. »Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, aber ich kann Ihnen versprechen, dass es nicht wieder in falsche Hände gerät.«
»Sucht man denn danach?«
Jetzt musste Armand lachen. »Und ob man danach sucht. Ich hatte nur den Vorteil, einen winzigen Vorsprung zu haben, aber auch der ist geschmolzen. Sie sind da, das spüre ich.«
Die Erklärungen ließen Glenda Perkins nicht unbeeindruckt. Sie merkte schon, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
»Darf ich fragen, von wem Sie reden?«
»Ja, das dürfen Sie. Nur werde ich Ihnen keine Antwort geben. Das auf keinen Fall.«
Glenda Perkins besaß ein Gespür für Menschen. Sie merkte, dass sie an einen Punkt angelangt war, an dem es nicht mehr weiterging. Der Mönch mauerte. Und sie machte sich noch immer Gedanken über ihn. Wer war er wirklich? Wo kam er her? Gehörte er tatsächlich einem Orden an, oder agierte er auf eigene Rechnung?
Es war für Glenda unmöglich, darauf eine Antwort zu finden. Viele Fragen, jede Menge Antworten, und noch war sie keinen Schritt weiter gekommen.
Eine heftige Bewegung des Mönches irritierte sie. Er sah aus, als hätte er sich erschreckt. Entdeckt hatte sie nichts, sie war trotzdem misstrauisch, und dann hörte sie die scharf geflüsterten Worte, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten.
»Sie sind da! Ich habe sie gehört...«
»Wer ist da?«
Armand bewegte seinen Kopf. »Die anderen, die nicht wollen, dass ich das Buch an mich nehme. Sie wollen es haben, und sie werden mich töten, und Sie bestimmt auch.«
So hatte sich Glenda ihren Urlaub nicht vorgestellt. Auch nicht den letzten Tag. »Und wer will mich töten und Sie ebenfalls?«
»Die Mitglieder eines uralten Geheimbundes. Ich kenne sie. Eigentlich dürfte es sie nicht mehr geben, aber sie sind nach wie vor da. Sie haben sich regeneriert.«
»Wer denn?«
»Fragen Sie nicht. Wir müssen weg.« Seine Stimme sackte ab. »Ich glaube allerdings, dass wir es nicht mehr schaffen, denn es ist bereits zu spät...«
***
Glenda hielt den Kuttenträger nicht für einen Spinner. Sie glaubte schon, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Zu sehen war allerdings nichts und auch nichts zu hören. Bis jetzt jedenfalls nicht. Dennoch empfand Glenda es als besser, wenn sie diese ungastliche Stätte verließen.
»Gut«, sagte sie, »dann sollten wir verschwinden.«
»Wenn es nicht schon zu spät ist.«
»Ach, denken Sie nicht so pessimistisch. Kommen Sie, Armand, das schaffen wir schon.«
Glenda hatte schon das Gefühl, dass sich in ihrer Umgebung etwas veränderte, obwohl sie nichts sah, aber sie hörte ein Geräusch, das für sie nicht zu identifizieren war. Es war irgendwo hinter ihnen aufgeklungen.
Armand blieb nicht mehr stehen. Mir kurzen Schritten ging er auf Glenda zu. Nur sein heftiges Atemholen zerstörte die Stille.
Beide wussten, wo der Ausgang lag. Im Hellen wäre es auch kein Problem gewesen, ihn zu finden. In der Dunkelheit mussten sie schon langsamer gehen. Zudem lauerten auf dem Boden einige Stolperfallen. Der Mönch hielt das Buch hart gegen seinen Körper gepresst. Er ging, schwankte jedoch bei jedem Schritt leicht. Die innere Angst machte sich auch bei seinen Bewegungen bemerkbar.
Nur noch schwach reichte der Feuerschein bis hierher. Bis zum Ausgang des Klosters war es zwar nicht weit, aber die Türöffnung war noch nicht zu sehen. Um sie zu erreichen, mussten sie sich mehr hintasten.
»Leise gehen!«, wisperte Glenda dem Mann zu.
»Ich versuche es.«
»Okay, dann weiter.«
Glenda hatte sich gewisse Punkte beim Betreten des Klosters gemerkt. So wusste sie, dass sie an einer Treppe vorbeikommen mussten, die nicht in die Tiefe führte, sondern nach oben. Sie war so etwas wie ein Fixpunkt für sie, denn von ihr aus gesehen war es nicht mehr weit bis zum Ausgang. Das glaube sie zumindest.
Sie ging vor und winkte immer wieder mit einer Hand. Der Mönch verstand die
Weitere Kostenlose Bücher