1745 - Die Ketzerbibel
zurechtzumachen, das auch im Freien eingenommen wurde. In der Nähe des Pools gab es eine Terrasse, auf der gern gegessen wurde.
Glenda sorgte dafür, dass sie von keinem Menschen gesehen wurden, und so erreichten sie ungesehen den zweiten Eingang, der hinter einer krummen Steinmauer versteckt lag, auf der einige Wildblumen wuchsen.
Die Tür war tatsächlich nicht verschlossen. Man konnte durch sie auch einen Hof erreichen, auf dem ein Van stand, der mit leeren Kisten beladen war.
Sie erreichten einen schmalen Flur, der vor einer Tür endete. Glenda gab ihrem Begleiter zu verstehen, sich ruhig zu verhalten. Sie öffnete die Tür, schaute nach, ob die Luft rein war, nickte Armand zu, dann schlüpften beide hindurch und erreichten nach wenigen Schritten eine Treppe. Sie führte in einem Linksbogen in die Höhe. Aus dem unteren Bereich her hörten sie Stimmen und auch ab und zu ein Lachen.
Im Flur standen sie für einen Moment still. Beide atmeten durch. Und als sie Glendas Zimmer betreten hatten, konnte Armand zum ersten Mal wieder lächeln.
Er schaute sich um, nickte und sagte dann: »Ich hätte nie gedacht, dass wir es schaffen würden.«
»Nun ja, man muss es eben versuchen.«
»Das habe ich allerdings bei Ihnen gelernt.« Er schüttelte den Kopf. »Verrückt ist das, einfach verrückt.« Er ging zur Seite und legte das wertvolle Buch auf den Tisch, der an der Wand stand. Dann fragte er: »Wollen Sie nicht etwas essen?«
Glenda winkte ab. »Das hat Zeit. Außerdem kann ich mir das Essen aufs Zimmer bringen lassen.«
»Und wenn man mich sieht?«
Glenda deutete auf eine Tür. »Dahinter liegt das kleine Bad. Sie können sich dort verstecken.«
»Danke.«
Beide schauten sich an, lächelten, waren etwas verlegen, und Glenda sagte mit leiser Stimme: »Das ist ziemlich knapp gewesen. Ihre Verfolger scheuen vor nichts zurück.«
»Leider.«
»Und das alles wegen des Buches.«
Armand nickte nur.
Glenda sagte: »Ich werde das Essen kommen lassen und auch eine Flasche Rosé dazu, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Nein, auf keinen Fall.«
»Wunderbar.« Glenda telefonierte. Sie bestellte eine etwas größere Portion. Besonders die Jacobsmuscheln, die sie gern aß. Dazu gab es feines Gemüse und Nudeln in einer leichten Trüffel-Sahne-Soße.
Sie nickte ihrem Gast zu. »So, dann können wir bald etwas essen und denken dann mal nach.«
»Worüber?«
»Wie es weitergeht.«
»Nun ja, das ist für mich klar, man wird mich jagen, und deshalb werde ich so schnell wie möglich versuchen, Sie aus dem Spiel zu bringen. Sie bleiben außen vor.«
»Warum das?«
Er winkte ab. »Fragen Sie nicht, Glenda, es ist zu gefährlich und zudem auch unglaublich.«
Glenda sagte nichts. Nur ihr Lächeln sprach Bände. Sie hatte es bewusst aufgesetzt, denn sie wollte den Mann etwas verunsichern, der dann fragte: »Darf ich mich im Bad ein wenig frisch machen?«
»Gern.«
»Danke.«
Armand war schnell verschwunden. So hatte Glenda Perkins Zeit genug, sich über das Geschehen Gedanken zu machen. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Urlaub einen derartigen Verlauf nehmen würde. Tagelang war es gut gegangen, da hatte sie sich erholen können, nun aber war der Hammer gekommen.
In Glenda brodelte es. Dieser Fall war alles andere als normal. Dahinter steckte viel mehr, und sie wusste, dass es hier nicht normal zuging. Es war eine Sache, die nicht nur sie interessierte, sondern auch John Sinclair. Ein altes Buch, das in einer Klosterruine gefunden worden war und von jemandem bewacht wurde, der eiskalt über Leichen ging. Dieser Maskierte hätte sie umgebracht, das war ihr klar. Er wollte die Ketzerbibel in seinen Besitz bekommen, aus welchen Gründen auch immer. Wer dieser Mann war, da machte sich Glenda keine Vorstellungen. Sie war nur davon überzeugt, dass Armand mehr wusste, und sie hoffte, ihn zum Reden zu bringen.
Er hatte das Buch auf den Tisch gelegt, und Glenda wollte es an sich nehmen und hineinschauen.
Es lag nicht mehr dort. Ohne dass es ihr aufgefallen war, hatte der Mönch die Ketzerbibel mit ins Bad genommen. Er wollte also nicht, dass sie darin las.
Als ihr der Begriff Mönch in den Sinn kam, fing sie schon an, nachzudenken. War dieser Mensch überhaupt ein Mönch oder hatte er sich nur durch sein Äußeres als solcher ausgegeben?
Sie hatte keine Ahnung, war aber schon ins Grübeln geraten und würde auch entsprechende Fragen stellen, wenn er aus dem Bad zurückkehrte.
Zunächst mal wurde das Essen gebracht. Ein
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