1746 - Das Herz der Abruse
Fremde, das mehr und mehr Macht von ihm ergriff und ihn zu einem Instrument zu machen versuchte, das gegen die Galaktiker gerichtet war.
Vorace wußte, daß es keinen Ausweg für ihn gab; er hatte sich längst damit abgefunden, daß er diese Existenzebene früher oder später verlassen würde. Er bedauerte es nicht, sondern sehnte sich nach dem Ende, weil dieses zugleich auch Entlassung aus der Verantwortung für die Freunde bedeutete.
Er hatte die Nähe von Mila und Nadja Vandemar gespürt, und er hatte versucht, Verbindung mit ihnen aufzunehmen. Er hatte das Gefühl gehabt, daß es ihm gelungen war. Bevor aber die Zwillinge reagieren konnten, hatte sich etwas zwischen sie geschoben, und er hatte sie nur noch wie durch einen Zerrspiegel erlebt, durch den keine Verständigung mehr möglich war.
Dieses eigenartige Bild, in dem seine ganze Umgebung verzerrt und unwirklich erschien, kannte er schon. Er hatte es mehrere Male in unterschiedlicher Intensität gesehen, ohne daß er es sich erklären konnte.
Er konnte nur vermuten, daß es sich bei der Berührung mit den Kristallen auf dem Mond in ihm manifestiert hatte.
Er spürte, daß seine Kräfte nachließen, und ihm war klar, daß er das Dunkle und Fremde nicht mehr lange zurückdrängen konnte. Dann würde es ihn übernehmen.
Aber was würde dann geschehen? Es war stark, und es bewegte sich in einer Gedankenwelt, die unvorstellbar fremd für ihn war, und die ihn mit Angst erfüllte.
Der Schatten wird Perry und die anderen töten, befürchtete er, und dann überlegte er wieder, was er tun konnte, um seinem Leben ein Ende zu setzen.
*
Gucky materialisierte wenige Meter über der Nährlösung, die einen dunklen, undurchsichtigen Brei bildete und durch keinen Windhauch bewegt wurde.
Olgur hatte keine Atmosphäre mehr. Seine Lufthülle hatte der Planet schon vor Jahrmillionen verloren, als die Abruse ihn kristallisiert hatte.
Auch als in nur wenigen Kilometern Entfernung ein fast 200 Meter hoher Trichter materialisierte, der aus wirbelndem Staub zu bestehen schien, spürte der Ilt keinen Lufthauch. Es gab keine Gasmassen mehr, die durch ein solches Objekt verdrängt werden konnten.
Gucky blickte nach unten auf die Nährlösung.
„Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp?" rief er.
Dann ließ er sich langsam sinken. Seine Füße tauchten in die Lösung ein, und dann versank sein ganzer Körper. Es wurde dunkel, und er schloß die Augen.
Mit höchster Konzentration streckte er seine telepathischen Fühler aus.
Zunächst geschah überhaupt nichts. Nirgendwo stieß er auf Widerstand, und es schien, als existiere kein denkendes Leben auf diesem Planeten.
Was entstand auf Olgur?
Wuchsen in der Nährlösung nur materielle Dinge heran wie Waffen oder Raumschiffe? Befand er sich in einer Fabrik, in der es doch nicht nur darum ging, Kommandanten zu erschaffen?
Hatten die Zwillinge nicht von einem Objekt gesprochen, das mächtiger war als alles, was die Abruse bisher geschaffen hatte?
Es konnte nicht nur um materielle Dinge gehen!
Plötzlich erfaßte Gucky einen Gedanken. Er war fremd und verworren, und er verstand ihn nicht.
„Also doch, Freunde!" triumphierte er. „Ich wußte doch, daß es etwas gibt, das so tut, als ob es denken könnte! Wahrscheinlich hältst du dich für den Weisen von Olgur, obwohl du vermutlich erst in einem Zustand bist, in dem man dich höflicherweise nicht mehr als einen Embryo nennen dürfte!"
Er drückte die Lippen zusammen und ließ die Luft, die er ausatmete, an seinem Nagezahn entlangpfeifen.
Ohne große Mühe gelang es ihm, die Quelle der fremdartigen Gedanken zu lokalisieren. Er ließ sich nun nicht mehr länger in der Nährlösung absinken, sondern änderte seinen Kurs, so daß er auf das denkende Wesen zutrieb.
Für einige Sekunden hatte er sich von ihm abgeschirmt, nun aber streckte er seine telepathischen Fühler wieder nach ihm aus.
Er wollte den Kontakt!
Im nächsten Moment war ihm, als sei er mit voller Wucht gegen eine Wand gelaufen.
Benommen taumelte der Ilt zurück.
Er schrie auf und griff sich mit beiden Händen nach dem Kopf, konnte ihn aber nicht erreichen, weil sein Helm geschlossen war. Er merkte es nicht. Er stöhnte gequält auf, wehrte sich gegen die fremden und verworrenen Gedanken, die ihm plötzlich wie tödliche Waffen erschienen und sich wie Dolche in sein Gehirn bohrten.
Unwillkürlich streckte er die Arme aus, als könne er sich mit den Händen gegen die Gefahr stemmen, die ihn bedrohte,
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