1749 - Inseln des Lebens
„Die Strahlung der Abruse verschwindet nicht einfach mit ihr. Sie wird auch weiterhin bestehen, solange es Kristallplaneten gibt. Aber ihr Tod wird andere Auswirkungen haben. Die Kristallschiffe sind ab nun ohne Führung. Die Fronten werden erstarren. Es wird keine abrusischen Vorstöße mehr in die Lebensenklave geben, und die Werftplaneten werden keine weiteren Kristallschiffe mehr hervorbringen." Er ballte die Fäuste. „Die Ayindi brauchen keinen Überlebenskampf gegen sie mehr zu führen, reicht das denn noch nicht?
Und jetzt, verdammt, gib uns den Weg frei!"
Die Kommandantin schien nicht begreifen zu können oder zu wollen, was die - ihr sicher nicht unbekannten - Parresianer da behaupteten. Sie stand bebend da, das Gesicht dunkel angelaufen. In ihr schien ein Kampf einander widerstreitender Gefühle zu toben. Bevor sie ihren Emotionen jedoch freien Weg machen konnte, bildete sich neben ihr ein zweites Holo. Es zeigte ebenfalls eine Ayindi, doch im Gegensatz zu allen anderen trug sie einen Symbionten, der aussah wie Haarschmuck.
„Ich habe alles mitgehört", sagte Moira in Interkosmo. Danach wandte sie sich an die Kommandantin und fuhr sie in Aylos an: „Was fällt dir ein, die Galaktiker wie Lügner und Bittsteller zu behandeln! Verschwinde, Dorree, bevor ich mich vergesse!"
Das war keine leere Drohung. Dem Holo konnte die Söldnerin zwar nichts anhaben, aber sie besaß sicher andere Möglichkeiten, sich an der Kommandantin abzureagieren. Erst nachdem deren Erscheinung erloschen war, drehte sich Moiras Haupt wieder den Zellaktivatorträgern zu, speziell Perry Rhodan.
„Ist es wirklich wahr?" fragte sie staunend. „Ihr habt die Abruse tatsächlich besiegt? Ich will es glauben, ich muß es glauben, denn ihr würdet mich nicht anlügen. Aber es fällt mir so schwer zu hoffen, daß nach all den Jahrmillionen die Gefahr nicht mehr existiert."
„Es ist für mich auch noch wie ein Traum, Moira", versicherte Rhodan.
„Aber es stimmt. Du und dein Volk werdet einen ausführlichen Bericht erhalten, wir haben alles aufgezeichnet. Aber nicht jetzt, Moira. Das hat zu warten. Was sind das für Schwierigkeiten, die es mit dem >Projekt Adoption< und der Erschaffung der Lebensinsel gibt?"
„Ihr wißt also davon", wunderte sich die Söldnerin.
Dann berichtete sie.
*
Moiras STYX lotste die Galaktiker durch die Rochenschiffe der „Wachflotte" hindurch zum dritten Planeten, zu Sainor. Schon während des Anflugs konnten die Aktivatorträger Voltagos Pulk aus 709 Stöcken jungen Nocturnen im Orbit orten.
Eigentlich hatten die Ayindi lediglich diesen einen Planeten wirklich „aufgeben" müssen. Sainors Luftzusammensetzung und Klima war ideal auch für Menschen. Daß sich auf ihm ein Schulungszentrum befand, in dem die jungen Ayindi zu Kriegerinnen ausgebildet wurden, konnte keine Rolle mehr spielen: keine Abruse, kein Krieg.
Es sei denn, überlegte Rhodan, ohne diesen übermächtigen äußeren Feind, würden die wenigen Völker des Arresums eines Tages damit beginnen, sich selbst zu bekämpfen. Es gab Beispiele genug aus dem Parresum.
Die anderen Planeten waren ohne jede strategische Bedeutung. Sie waren entweder unbewohnt oder beherbergten allenfalls robotische Verteidigungsanlagen und Waffenlager - was wiederum in der Lebensenklave der Ayindi für zahllose Welten galt.
Nur der vierte und auserwählte Planet des Gurrain-Systems trug keine Anlagen aus neuerer Zeit. Trokan wurde von den Ayindi seit unzähligen Generationen gemieden, ja geradezu ignoriert.
Moira faßte noch einmal zusammen, wie sie sich das „Projekt Adoption" vorstellte. Sie sagte, daß sie, aller Widerstände in ihrem Volk zum Trotz, die erforderlichen Anlagen für den Planetenaustausch bereits herbeischaffen, einrichten und justieren lassen habe. Es waren solche von der Art, wie sie einst für die Errichtung der Passagewelten und deren Instandhaltung eingesetzt worden waren.
Sie brauchten eigentlich „nur" noch den Vorgang auszulösen, und der Mars würde innerhalb kürzester Zeit gegen Trokan ausgetauscht werden.
Die Erde und das Solsystem wären somit gerettet. Aber das drohte nun am Widerstand der verantwortlichen Koordinatorinnen zu scheitern.
„Ich fasse es nicht", sagte Rhodan nur. „Wir haben euch von der Abruse befreit. Ist es dann zuviel verlangt, daß ihr uns im Gegenzug den kristallverseuchten Mars abnehmt? Gegen einen Planeten, den ihr seit Generationen nicht mehr gebraucht habt? Der Mars kann im Arresum ja keine
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