1750 - Karawane der Verzweifelten
gelangen, die ganze Nacht dort stehen.
Gegen 22 Uhr fiel Adams auf, daß sich eigentlich immer wieder dieselben Fußgänger und Gleiter durch den Boulevard bewegten. Es gab immer wieder Gesichter, die er schon vor ein paar Minuten gesehen hatte, und immer wieder Gleiter, deren Piloten ihm bekannt vorkamen.
Adams wurde unruhig.
Er begriff, daß er vollkommen recht gehabt hatte. Sein geübter Instinkt hatte ihn das Richtige tun lassen.
Bloß nicht rühren! Er orderte eine weitere Mahlzeit, obwohl er eigentlich nichts essen konnte, kaute langsam und bedächtig.
Die Wartenden zeigten immer deutlicher Anzeichen von Nervosität.
Homer G. Adams blieb sitzen.
Und nach weiteren zwei Stunden gaben es die Jäger auf. Überall im Boulevard, rings um das eiserne Argyris-Denkmal, tauchten unsichtbare Gestalten aus den Schatten. Hoch über der Straße schwebten gar drei kleine Space-Jets, alle zur Menschenjagd ausgerüstet.
Adams lächelte unwillkürlich. Er wußte genau, wem er das zu verdanken hatte.
Kompliment, Geo! Aber leider knapp vorbei.
Er wartete, bis sich das Aufgebot zerstreut hatte, bis wieder normaler Verkehr den Boulevard erfüllte, dann zahlte Adams mit Bargeld und verließ das Restaurant. Er nahm sich vor, noch behutsamer zu agieren.
Dieselbe Vorsichtsmaßnahme wie am Piano-Boulevard gehörte nun zum Standard.
Sheremdoc hatte zwar nicht die Möglichkeit, sämtliche Rekrutierungsvorgänge zu überwachen.
Dafür waren es zu viele, und die Süchtigen mauerten ja, wo sie konnten. Aber mit Lockvögeln der bekannten Sorte mußte Adams jederzeit rechnen.
Sein nächster Fang waren zehn Unither, die er an einem kleinen Handelsraumhafen aufgabelte. Tersenn, Binkaro, Puoorsch und die anderen gehörten zum allerhöchsten Geldadel ihrer Heimat. Dort, so behaupteten sie, hatten sie eine Erfindung gemacht, mit der man Syntroniken zum halben Preis herstellen konnte. Adams zweifelte zwar die Existenz dieses Verfahrens an, doch überzeugte er sich persönlich vom technischen Verständnis der Unither.
Und das erwies sich als ausgezeichnet.
Hinzu kam das beträchtliche Vermögen der zehn. Adams konnte sich natürlich ausrechnen, daß es mit dunklen Geschäften erworben worden war. Er störte sich nicht daran, solange keine Morde dahintersteckten.
Wer kann es wissen? Wenn es Imprint-Outlaws sind?
Adams traf seine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Die Unither hatten ihre Passage sicher. Er machte Treffpunkt und Zahlungsbedingungen aus. Speziell die Art und Menge der Tauschwaren, die von den Unithern zu stellen waren, wurde festgelegt.
Ein bestimmter Prozentsatz davon gehörte Adams. Er stellte keine überhöhten Forderungen, so wie andere, aber auch er nutzte das Privileg, ein Schiff zu besitzen, zum Anhäufen persönlichen Vermögens. In Hirdobaan konnte das nur Vorteile bringen. Schließlich wollte er High-Tech gegen Imprint-Ware tauschen.
Auf seinen terranischen Konten lagerten zwar Millionen Galax, alle privat und legal erworben.
Es verbot sich jedoch von selbst, dieses Reservoir anzutasten. Man hätte ihn binnen weniger Minuten ausfindig gemacht.
Während der nächsten Tage verlegte Adams seinen „Arbeitskreis" nach Plophos. Er hatte gehört, daß sich dort große Mengen erfahrener Raumfahrer sammelten.
Sein bester Fang war ein Mann namens Born Umkhete. Er fiel Adams nur deswegen auf, weil er den Mann schon von früher kannte. Sogar den Namen wußte er noch. Er war ein Kommandant ... von irgend etwas. Exakt. Kommandant eines LFT-Aufklärers.
Umkhete behielt sehr nervös alles und jeden im Auge. Seine Bewegungen wirkten fahrig und wenig zielstrebig. Aber das war kein Wunder, wenn man mit der Sucht kämpfte. Adams ging es selbst nicht besser; man mußte die Ansprüche auf jeden Fall herunterschrauben.
Darüber hinaus hatte er es mit einem sehr reaktionsschnellen Mann zu tun. Adams behielt ihn eine Weile unauffällig im Auge. Bei einem kleinen Streit stellte Umkhete seine erstklassigen Reflexe unter Beweis. Obwohl nicht größer als knapp 1,60 Meter, hielt er zwei Springerfrauen und ihren rotbärtigen Begleiter auf Distanz.
Adams setzte sich lächelnd zu ihm an den Tisch.
Kleine unter sich.
„Born Umkhete", sagte er. „Ich grüße dich. Mein Name ist Homer G. Adams."
Der andere kniff mißtrauisch die Augen zusammen. Wenn man genau genug hinsah, konnte man unter der flüchtig aufgetragenen Bio-Maske durchaus Adams Gesicht erkennen.
„So. Der allmächtige Hanse-Chef begibt sich also unter das Volk. Was
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