1750 - Karawane der Verzweifelten
schaute sich um und sah nichts als Leichen; die verbrannten Gesichter und Kleidungsstücke der Arkoniden, die den Leuten von der GREP doch bloß hatten helfen wollen.
„Nein", sagte er störrisch, „ich tu's nicht."
In dem Augenblick tänzelte Gyrengo an seine Seite. Und das traurige Gesicht des Tomopaten bewirkte, was Stomal Zystaan mit ihren Drohungen niemals geschafft hätte.
„Ihr braucht doch den Zauber, Teaser. Wenn die Admiralin sagt, es geht nicht anders, dann muß es so sein." .
Teaser Kroom drehte sich wortlos um. Er ging zum nächsten Einlaß der Klimaanlage, stieg mit dem Antigrav seines Raumanzugs hoch, bis er die Lamellen berühren konnte.
Maschinenmensch. Tu deine Arbeit. Denk nicht nach. Einfach das, was man dir sagt.
Es war so einfach. Teaser spürte die mikrofeinen Verästelungen im syntronischen System.
Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er sie bis an ihren Ursprung verfolgen. Der lag in mehr als zwei Kilometern Entfernung, im Zentralrechner.
In seinem Kopf stellten sich die Ströme wie ein glimmendes Muster dar. Weil er das Schläfenband trug und dieses vollständig mit ihm verwachsen war, wußte er genau, welcher Impuls wohin gehörte und was er bewirken sollte.
Von Technik verstand Teaser eigentlich so gut wie nichts. Aber er war imstande, den Auftrag der Admiralin buchstabengetreu zu befolgen. Da waren die Sensoren. Für Gas, Bakterien, Hitze, Kälte ... Teaser legte sie lahm, indem er einen einzigen Impuls durch das Netz schickte.
„Ich hab's gemacht", sagte er leise.
„Du hast was?"
Die Admiralin brachte ihr Ohr nahe an seinen Mund.
„Scheiße, ich hab's gemacht!"
Diesmal brüllte Teaser fast.
Stomal Zystaan schreckte zurück.
Sie gab ihren Leuten einen Wink. Zwei knackten die Lamellen der Klimaanlage, setzten einen mitgebrachten Druckbehälter an und entleerten diesen. Direkt hinterher warfen sie ein Dutzend Kleinroboter. Jeder war darauf programmiert, mit seiner Gasladung so weit und so schnell wie möglich im System vorzudringen und die Ladung dann erst freizugeben.
Der Rest der Truppe rückte durch die Schotten vor. Ein paar mußten sie knacken. Die meisten öffneten sich aber von allein.
Nach kurzer Zeit trafen sie auf die ersten schlafenden Arkoniden. Jedenfalls glaubte Teaser zuerst, daß sie nur eingeschlafen waren, bis er ihre hervorgequollenen Augen und die blau gefärbten Zungenspitzen erkannte, die aus den geöffneten Mündern ragten.
Sie alle waren tot. Die Admiralin hatte ihn anlogen. Er hätte ihr und dem Tomopaten niemals glauben dürfen ...
Aber wenn Teaser ehrlich zu sich war, dann hatte er das ja auch gar nicht getan. Er hatte sich eben gebeugt, weil er viel zu schwer nein sagen konnte.
Die Leute von der GREP verteilten sich in der ganzen Anlage.
Und als nur noch die Zentrale übrig schien, als fast alle anderen Räume erobert waren, da kam es doch noch zur Katastrophe.
Zuerst fiel überall das Licht aus. Teaser orientierte sich an Gyrengo, lief ihm einfach hinterher.
Dann war auch noch die Schwerkraft weg, und am Ende gab es keinerlei Energieversorgung mehr.
Die Admiralin ließ ihre Leute im Schein der Anzuglampen in Richtung Zentrale vorrücken.
Solange man jedes Schott per Handbetrieb öffnen mußte, war das gar nicht leicht. Sie brauchten eine halbe Stunde für den Weg.
Teaser Kroom konnte sich die ganze Zeit nicht entscheiden, ob er Angst haben oder um die Opfer trauern sollte. Den Ausschlag gab das Wühlen in seinem Kopf: Wenn er es nicht irgendwie schaffte, an ein Warenstück mit Imprint zu gelangen, war ihm alles egal.
Stomal Zystaan ließ die Zentrale umzingeln, von allen Seiten, von oben und von unten. Es bestand die Gefahr, daß die Verteidiger von der Zentrale aus alle Schiffe in der Automat-Werft unbrauchbar machten. Dazu durfte es nicht kommen, sonst wäre alles umsonst gewesen.
„Wie kommen wir da rein?" fragte die Admiralin. „Vorschläge?" - Tausend hastige Stimmen. Ein Durcheinander.
Gyrengo stand bloß nachdenklich auf einem Bein, während er mit dem anderen über den Stahl der Zentralewand tastete. Teaser konnte nicht anders, als den Tomopaten anzustarren.
„Man müßte nur die Tür öffnen", murmelte der andere. „Wenn ich's schaffe hineinzukommen, ist die Sache vorbei."
Stomal Zystaan erstarrte plötzlich.
„Wir haben doch einen Maschinenmenschen", sagte sie plötzlich. „Teaser, du öffnest ihm die Tür."
„Aber ..."
Teaser Kroom verstummte. Ihr Blick ließ ihn eingeschüchtert ans Hauptschott der
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