1751 - Flucht ins Verderben
bin gespannt.«
Viel weiter kamen wir nicht. Aber ich hatte bereits über etwas nachgedacht, das ich später in die Tat umsetzen wollte. Erst mussten wir zu unserer Pension fahren, die nur ein paar Straßen weit entfernt lag. Wir rollten in eine Gasse hinein, in der Fachwerkhäuser standen, die hin und wieder vom Schein der Laternen getroffen wurden und deshalb aussahen, als wären sie aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt worden.
Ich dachte auch über Harrys Vermutungen nach und wies sie nicht von der Hand. Probleme bereitete mir allerdings die Tatsache, dass dieser Mord so unter den Teppich gekehrt wurde. Dass man keine Öffentlichkeit haben wollte und die Franzosen sich sogar an das BKA gewandt hatten, sodass Harry Stahl ins Spiel gekommen war. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Frankreich nicht selbst etwas tun wollte, um den Fall zu lösen.
Egal, wie sich die Dinge entwickelten, es würde sicherlich mehr als spannend werden...
***
Auch die Pension war in einem Fachwerkhaus untergebracht, dessen Fassade kaum zu erkennen war, weil sie unter dem dicht wachsenden wilden Wein fast verschwand.
Das Licht fiel auf einen Platz vor dem Haus, wo die Autos der Gäste standen. Für uns gab es noch genügend freien Raum. So fanden wir ohne Mühe einen Parkplatz.
Wenig später wurden wir von Madame Schuhmacher empfangen. Sie war eine kleine rundliche Frau mit freundlichen Augen und schwarzen Haaren, die in mehreren Kringeln auf dem Kopf zusammengelegt waren. Sie trug ein schwarzes Kleid und darüber eine blütenweiße Schürze. Wer sie sah, der konnte sich in ihrer Nähe sofort wohl fühlen.
Die Begrüßung war herzlich. Dann führte sie uns in die erste Etage zu unseren Zimmern und sprach davon, dass wir großes Glück gehabt hätten, weil es kaum noch Zimmer im Ort gab.
»Die Menschen lieben eben den Herbst im Elsass. Da riecht das ganze Land nach Wein.«
»Das glaube ich Ihnen«, sagte Harry. »Ich komme aus dem Rheingau, und dort kennt man sich mit diesem edlen Getränk auch aus.«
»Oh, das ist wohl wahr.«
Die Zimmer lagen sich gegenüber. Madame Schuhmacher öffnete beide Türen, ließ uns einen Blick hineinwerfen und wartete auf unseren Kommentare.
Es waren kleine Räume, aber gemütlich eingerichtet. Kissen waren auf dem Bett drapiert und lagen auch auf dem kleinen Sessel neben dem Fenster.
Eine Dusche gab es auch, die Toilette war ebenfalls vorhanden, und wenn man auftrat, dann knarrten die Dielenbretter des Fußbodens, als wollten sie einen Gruß aus der Vergangenheit senden.
Im Flur trafen wir wieder zusammen und wurden danach gefragt, ob wir etwas essen wollten.
»Im Moment nicht«, gaben wir bekannt, wollten aber wissen, wie lange es noch etwas gab.
»Die warmen Gerichte nicht mehr, aber einen Wurstsalat kann ich Ihnen auch noch zwei Stunden vor Mitternacht servieren.«
Das hörte sich gut an. Trotzdem lehnten wir ab, da wir nicht wussten, was noch alles passieren würde und wie viel Zeit dabei verging.
»Gut, dann lasse ich Sie jetzt allein.«
»Danke für die Mühe.«
»Gern geschehen.«
Harry trat an mich heran und fragte: »Hast du irgendetwas vor, John? Einen Plan, der dir eingefallen ist?«
»Ja und nein. Wir sehen uns auf jeden Fall das Haus an. Ich möchte vorher nur kurz telefonieren.«
»Okay, das werde ich auch. Ich möchte Dagmar nicht im Unklaren lassen.«
Ich schloss die Zimmertür hinter mir, um dann das in die Tat umzusetzen, über das ich schon länger nachgedacht hatte. Wenn der Begriff Templer auftauchte, war ich immer alarmiert. Auch hier mussten die Templer mitgemischt haben, aber was hier genau geschehen war, das wusste ich nicht. Allerdings gab es einen Menschen, der mir möglicherweise Auskunft geben konnte. Dieser Mann lebte auch in Frankreich, allerdings im Süden, und er war der Templerführer Godwin de Salier. Er kannte die Geschichte des Ordens. Möglicherweise hatte ich Glück, sodass er mir über das Geschehen hier mehr sagen konnte. So viele Templer-Komtureien hatte es schließlich nicht gegeben.
Ich ließ mich in den Sessel fallen und mich vom Licht einer Stehlampe bescheinen. Dann wählte ich die Nummer meines Freundes und hoffte, ihn zu Hause anzutreffen.
Das Glück ist mit den Tüchtigen, sagt man. Ich musste wohl tüchtig gewesen sein, denn es wurde abgehoben und ich hörte die Stimme meines Freundes Godwin.
»Ich bin es nur.«
Er hatte mich erkannt. »John«, rief er, »was hast du auf dem Herzen?«
»Nur eine kleine Auskunft.«
»Gut.
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