1753 - Die Crypers
zitternd. Ich sah, wie er die Toröffnung passierte und verschwand.
„Du bringst ihn in Lebensgefahr", warnte ich Coram-Till.
„Das war er schon von Anfang an", antwortete der Cryper. „Und jetzt - vorsichtig. Wir schleichen uns an!"
Wir nutzten die Dunkelheit aus, die über der Stadt lag, und pirschten uns an den Durchgang heran.
Es waren aus dem Inneren zwei sehr leise Stimmen zu hören. Die eine gehörte CynSom, ich erkannte sie sofort. Die andere ...
Ich hatte meine Überraschung noch nicht verdaut, als ich hörte, wie Coram-Till einen Laut der Verblüffung ausstieß und sich dann sehr schnell vorbewegte. Ein Handscheinwerfer flammte auf und wurde dann weitgehend abgeblendet, so daß die Nachbarschaft dieses Ortes nicht gestört wurde.
Das kurze Blitzen hatte mir genügt; außerdem hatte ich den Informanten des Patruskee bereits an der Stimme erkannt.
„Botschafter Heroff!" forderte Coram-Till den Hamamesch auf; sein Versprechen an den Patruskee war offenbar vergessen. Coram-Tills wahrscheinlich größter Fehler war seine Leidenschaft; wenn sie ihn übermannte, war es mit Vorsicht und Besonnenheit vorbei. „Komm heraus!"
„Nanu?" Heroffs Stimme klang freundlich und verwundert. „Du an diesem Ort, Artam-Con?"
Noch weiß er offenbar nicht, wer sich wirklich hinter Artam-Con verbirgt!
Wir traten an den Hamamesch heran, der uns verwundert musterte. Heroff wirkte ein wenig verwirrt, aber sonst gefaßt.
„Mein wirklicher Name ist Coram-Till, und du weißt, was das bedeutet", stellte sich der Rebell vor.
Ich schüttelte den Kopf; so verspielte man leichtfertig seine Chancen. „Von dir stammt die Meldung über die Warenlieferung nach Porlock. Sag mir nicht, du wüßtest nicht davon."
„In der Tat", stammelte der Botschafter. „Ich weiß kaum etwas von diesen Dingen!"
Ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck änderte, sehr schnell und gründlich. Es war eine erstaunliche Wandlung: Gerade noch hatte er biederharmlos dreingeblickt, einen Augenblick später waren seine Züge scharf, intelligent, fast boshaft. Hatte ich mich getäuscht?
„Erzähl keinen Unsinn", herrschte Coram-Till den Botschafter an. „Muß ich dich zwingen?"
Heroff breitete die Arme aus. „Ich bin auf deiner Seite, Coram-Till", sagte er freundlich. „Warum sonst würde ich diese Informationen sammeln und an den Patruskee weitergeben? Ich weiß, es ist nicht sonderlich viel, aber vielleicht hilft es. Du kannst mir glauben, Coram-Till..."
„Wieso wurde Porlock nicht beliefert?"
„Es hat einen Zwischenfall gegeben, aber ich weiß nicht, ob diese beiden Sachen wirklich miteinander zusammenhängen", behauptete Heroff. „Ich bekomme auch nicht mehr zu hören über solche Dinge als Gerüchte."
„Was für Gerüchte?" Coram-Till ließ nicht locker. Immerhin senkte er die Belastung für Heroff etwas, indem er seine Waffe an Moin-Art weiterreichte. „Rede, Heroff!"
„Man sagt, ich weiß es wirklich nicht genau ..." Seine Stimme wechselte stark. Jetzt war sie kräftig, wurde aber zurückgenommen; der Klang hatte sich völlig verändert.
Unwillkürlich fühlte ich mich an eine bestimmte Sorte psychiatrischer Patienten erinnert - an Schizophrene mit einer vielfach aufgespaltenen Persönlichkeit, jede mit eigener Biographie, eigener Stimme, eigenem Verhalten. Manche dieser Persönlichkeitsteile wußten voneinander, andere existierten völlig für sich allein.
„Seit dem elften Edroch gibt es nirgendwo mehr Nachschub; in keinem der acht Oktanten, für keinen Planeten, keine Station, kein Volk, wir Hamamesch eingeschlossen."
Ich rechnete schnell nach. Das Datum entsprach dem 20. April galaktischer Zeitrechnung. Was war an diesem Tag geschehen?
Coram-Till hatte dieselbe Frage gestellt.
Heroff belauerte ihn. Es war deutlich zu sehen. Immer wieder wechselte die Persönlichkeit, die Heroffs Verhalten jeweils dominierte. Jetzt hatte wieder ein bösartiger, gefährlicher Teil die Regie.
„Ich habe herausgefunden", sagte Heroff leise, „daß an diesem Tag die große Karawane zurückgekehrt ist, die Fürst Jeschdean von Jondoron losgeschickt hat. Diese Schiffe waren jahrelang unterwegs ..."
Zur Milchstraße? Sehr gut möglich.
„... und sie sind zurückgekommen, voll beladen mit köstlicher Technik der allerfeinsten Art. Es ist soviel, das gesichtet und geprüft werden muß, daß dahinter alles andere zurücksteht. Alles wird ins Zentrum geschafft, und dort hat man offenbar zur Zeit keine Kapazität frei ..."
„Wer ist
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