1753 - Die Crypers
unwillig.
„Der Botschafter", wisperte der Dienstbote ehrfürchtig. „Er ersucht um sofortige Audienz!"
Das war wohl nicht mehr als eine Leerformel; in Wirklichkeit hatten auch auf Llatru die Hamamesch das Sagen, und wenn Heroff etwas wollte, dann hatte Nill-Uttru gefälligst zu springen.
Sie gab dem jungen Cryper ein kurzes Zeichen, er huschte nahezu geräuschlos davon.
„Sollen wir gehen?" fragte ich höflich. „Damit wir nicht stören?"
Du paßt dich den Umständen sehr gut an, kommentierte der Extrasinn. Jetzt schlägst du selbst einen katzbuckeligen Tonfall an ...
„Bitte, bleibt", schlug Nill-Uttra vor. „Es wird den Botschafter sicher freuen ..."
„Was wird mich freuen?"
Eine milde und sanfte, beinahe klebrige Stimme. Der Botschafter hatte Nill-Uttras Antwort nicht abwarten können und den Saal bereits betreten. Mit kleinen Schritten, die seiner Leibesfülle angemessen waren, näherte er sich dem Thron, auf dem Nill-Uttra schnell Platz nahm. Zu spät, der Auftritt war bereits rettungslos verpatzt.
Nill-Uttra deutete erst auf Artam-Con, dann auf Tekener und mich.
„Einer unserer sechs Raumschiffskapitäne", stellte sie reserviert vor. „Artam-Con, er hat große Fähigkeiten und kehrt gerade aus dem Weltraum zurück. Und das sind ..."
Heroff hatte bereits damit begonnen, uns kritisch zu beäugen.
„Fremde", sagte er geringschätzig. Wie die Machtverhältnisse in Hirdobaan aussahen, konnte man an seinem Verhalten ablesen. Er wußte, welcher Fraktion er angehörte und daß er keine Rücksicht auf irgendwelche Empfindlichkeiten zu nehmen brauchte. „Gehört ihr zu diesem Volk, das neuerdings unsere Oktanten in Aufruhr versetzt, zu diesen Galaktikern?"
„Wir entstammen zum Teil dem gleichen Volk", antwortete ich zurückhaltend.
„Sind sie schuld an allem?" wollte Nill-Uttra wissen.
„Schuld an was?" fragte Heroff zurück, während er uns weitermusterte. Sein Blick verriet Unsicherheit, er wußte offenkundig nicht, wie er uns einordnen sollte.
„Seit Monaten warten wir auf Llatru darauf, daß Energieträger für unsere Systeme geliefert werden", erklärte Nill-Uttra. „Bis heute sind sie nicht eingetroffen. Auch von anderen Welten höre ich, daß die üblichen Lieferungen ausgeblieben sind. Hält man uns nicht mehr für würdig, die technische Hilfe der Hamamesch zu empfangen?"
„Nichts dergleichen, wahrhaftig nicht", wehrte Heroff ab, ohne Nill-Uttra anzublicken. „Du hast völlig recht, es sind diese entsetzlichen Imprint-Jäger, die uns das Leben schwermachen. Ein fürchterliches Volk, du kannst es mir glauben."
„Ich habe gehört", warf Coram-Till halblaut ein, „daß auch in anderen Oktanten Hirdobaans Engpässe aufgetreten sind. Nach meinem Wissensstand sollte auf Porlock ..."
„Darüber weiß ich nichts", murmelte Heroff. Endlich wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Nill-Uttra zu; es wirkte, als fertige er eine lästige Bittstellerin ab, ziemlich beiläufig. „Es sind diese Piraten aus fernen Sternenregionen, ich sage es euch. Sogar unsere eigene Versorgung klappt nicht mehr richtig!"
Coram-Till beherrschte sich mühsam. Diese Nachricht war wichtig, sogar von äußerster Wichtigkeit.
„Die Hamamesch sind nicht einmal mehr in der Lage, ihre eigene technische Versorgung sicherzustellen?"
Heroff wandte den Kopf und blickte ihn mißbilligend an.
„Nun, geht einen Cryper das etwas an?" fragte er herablassend. „Verlaßt euch darauf, wir werden das Problem schon lösen. Wir lösen alle Probleme, unbedingt."
Es war offenkundig: Er hatte keinerlei Lust, diese Problematik mit den Crypers zu diskutieren, dafür standen sie viel zu weit unter ihm; ein derartiges Gespräch war anscheinend unter seiner Würde.
Ich hatte allerdings auch den Eindruck, daß Heroff in Wirklichkeit gar nichts wußte. Er war weder über die Fehler und Pannen informiert, noch hatte er eine Ahnung von der Größenordnung des Problems. Und außerdem hatte er noch weniger Kenntnisse, wenn es um die Frage ging, wer für diese Engpässe letztlich die Verantwortung trug.
Heroff schien mir ein Schaumschläger und Wichtigtuer zu sein, keine Person, mit der man sich näher hätte beschäftigen sollen. Er setzte ein selbstsicheres Lächeln auf und wandte sich wieder an Nill-Uttra.
„Sicher wünschst du, daß ich deine Unterlagen einsehe und begutachte, Nill-Uttra. Ihr werdet uns entschuldigen ..."
Sprach's und zog mit einer finster dreinblickenden Herrscherin von Llatru davon. Coram-Till sandte ihm
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