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1753 - Die Crypers

Titel: 1753 - Die Crypers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen bitterbösen Blick nach.
    „Das ist etwas, was ich an ihnen hasse", sagte er leise. „Sie nehmen uns nicht ernst, sie behandeln uns wie Unmündige, wie fauligen Laich, den man einfach wegspült."
    „Ich kann dich verstehen", gab ich zu. „Aber jetzt begreif du bitte, daß unsere Geduld ebenfalls erschöpft ist. Wir wollen zu unseren Leuten zurück, so schnell wie möglich. Gibt es irgendeinen Grund, weshalb das nicht möglich ist?"
    Coram-Till blickte mich an. „Mehr als einen", sagte er. „Erst will ich wissen, was auf Polock schiefgelaufen ist."
    „Du willst hier auf Llatru noch einmal mit CynSom zusammentreffen? Unter den Augen der Hamamesch?"
    Coram-Till nickte heftig.
    „Und dieses Mal", beteuerte er heftig, „werde ich ihn zum Sprechen bringen, und wenn ich ihm jeden seiner Arme einzeln brechen und aus dem Körper drehen müßte."
     
    9.
     
    Die Hitze, die über Morr herrschte, war kaum zu ertragen. Dickperliger Schweiß lief uns über die Gesichter, sickerte in die Kragen und staute sich unter den Achseln. Hier mischte sich die Hitze mit einer Luftfeuchtigkeit, die buchstäblich atemberaubend war.
    Wie Coram-Till und Moin-Art es fertigbrachten, unter diesen Bedingungen ein Nickerchen zu machen, blieb ihr Geheimnis. Sie schliefen jedenfalls tief und fest, als wir in ihren Raum traten, um sie verabredungsgemäß zu wecken.
    Theoretisch hätten wir die günstige Gelegenheit zur Flucht nutzen können, in der Praxis aber wurde nichts daraus. Von den sechs Raumschiffen, über die Llatru verfügte, war eines stark reparaturbedürftig, eines war die MAGGON, und die anderen vier waren unterwegs. Neben der MAGGON stand zwar ein weiteres funktionstüchtiges Schiff auf dem kleinen Raumhafen, aber dabei handelte es sich um das Schiff seiner Exzellenz, des Botschafters Heroff, und davon hatten wir wohlweislich die Finger gelassen.
    Selbst wenn wir hätten fliehen wollen, wäre es uns nicht gelungen.
    Coram-Till blickte uns an und lächelte. „Ihr haltet euer Wort", lobte er uns. „Sehr gut!"
    Ich grinste nur.
    Wenige Minuten später waren wir auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit CynSom.
    Inzwischen war es Nacht geworden, dennoch waren die Straßen bemerkenswert voll. Es schien, als erwache diese Millionenstadt erst dann zu ihrem wirklichen Leben, wenn die Sonne untergegangen war.
    Auffällig waren die vielen Sourvant-Gruppen auf den Straßen. Kleinwüchsige Humanoide mit extrem kurzen Armen und dafür sehr langen Beinen. Ich fragte Coram-Till danach, aber allem Anschein nach hatte sich in Hirdobaan nie jemand dafür interessiert, durch welche Laune der Natur die Sourvants so gewachsen waren.
    Sie traten immer nur in Gruppen auf, die niemals kleiner waren als sechs Individuen, zusammengepreßt wie gebündelt, was ihre Fortbewegung außerordentlich skurril machte. Sie wirkten überhaupt sehr bizarr: Die Haut war von einem trüben, gallertartigen Weiß, die Gesichter fielen seltsam flach aus und ließen so gut wie keinen Ausdruck erkennen.
    Vielleicht lag es an diesen äußeren Umständen, daß sie von den Bewohnern Hirdobaans so schlecht behandelt wurden. Sie galten als billige, geschickte Arbeitskräfte, die niemals murrten oder aufbegehrten und sich klaglös jede Erniedrigung gefallen ließen.
    Was die beiden Crypers mir zu den Sourvants erzählten, kam mir unglaublich vor, aber der Augenschein schien ihre Aussagen zu bestätigen. Sie waren in der Tat die berufsmäßigen Underdogs dieser Gesellschaft, eingesetzt wurden sie vor allem für Arbeiten, für die sich andere zu schade waren: Auf Llatru lief das darauf hinaus, daß sie für die Reinigung und Wartung der reichlich primitiven Abwassereinrichtungen der Stadt zu sorgen hatten.
    „Niemand mag sie, weil sie nach der Arbeit in den Kanälen so entsetzlich stinken!" versicherte Moin-Art.
    Eine paradoxe Einstellung, konstatierte ich. Mußten sie die Kanäle reinigen, weil niemand sie mochte, oder mochte sie niemand, weil sie die Kanäle säuberten? Wahrscheinlich lief es auf eine verhängnisvolle Kombination beider Faktoren hinaus.
    „Wo wollen wir eigentlich hin?" erkundigte ich mich.
    Mir war aufgefallen, daß dieses Viertel merkwürdig verlassen und aufgeräumt wirkte; die Häuser waren pro Etage ein Stück höher als der Durchschnitt, die Türen breiter, die Fenster aber lagen seltsam niedrig. War es möglich, daß dieses Stadtviertel in Morr vornehmlich von Patruskees bewohnt wurde?
    Mein Verdacht wurde bestätigt. In dieser Gegend wohnten

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