1753 - Die Ninja-Teufelin
einem bestimmten Ziel zum anderen fuhr, der musste Geduld haben, und so konnte sich Sir James auf eine gewisse Pause einstellen.
Wenn er aus dem Fenster schaute, glitt entweder das vorabendliche London an ihm vorbei oder es stand, weil sie mal wieder nicht weiterkamen.
»Die Staus sind heute wieder besonders dicht, Sir. Habe mal auf den Bildschirm geschaut. Da tut sich etwas. Als hätte man sich gegen uns verschworen.«
»Das kenne ich leider. Lassen Sie sich Zeit. Fahren Sie keinen anderen Weg. Wir werden das Ziel schon erreichen. Wenn nicht pünktlich, ist das auch nicht tragisch.«
»Ja, ich weiß, Sir.«
Es ging wieder weiter. Sir James Powell hing wieder seinen Gedanken nach. Er dachte an den ermordeten Canto und daran, dass dieser Mensch keinem etwas zuleide getan hatte. Trotzdem war er umgebracht worden.
An den Ärger mit den Ninjas und auch Shimada konnte sich Sir James noch gut erinnern. Es waren harte Kämpfe gewesen, die das Sinclair-Team hatte durchstehen müssen, und so etwas wünschte sich wohl niemand zurück.
Aber sicher konnte man sich nie sein, das wusste auch der Superintendent, der sich voll und ganz auf Suko verließ. Er wusste zudem, dass die Krone perfekt abgeschirmt war. Kein Ninja würde sie erreichen.
Der Wagen rollte weiter. Mal durch helle Zonen, dann wieder durch etwas dunklere. Sir James hatte aufgehört, die Stopps zu zählen, die sie immer wieder aufhielten.
Aber es gab auch Strecken, auf denen es zügiger voranging. So eine fuhren sie jetzt. Sir James schaute kurz aus dem Fenster, sah aber nicht, wo sie sich befanden. Es gab zu wenig markante Punkte in seinem Blickfeld. Er hoffte, dass sie den größten Teil der Strecke bereits hinter sich gelassen hatten und sie ohne weitere Staus bis ans Ziel gelangten.
Ein Irrtum.
Der Fahrer ging zunächst vom Gas, weil er langsamer fahren musste. Dann drehte er den Kopf und sagte: »Ich denke, dass wir wieder anhalten müssen, Sir.«
»Ein erneuter Stau?«
»Nein, aber eine Person auf der Fahrbahn. Am Rand steht schräg ein Wagen.«
»Okay, machen Sie das Beste daraus.«
»Ich werde mich bemühen.«
»Müssen wir denn stoppen?«
»Ja, sie verschwindet nicht von der Straße.«
Jetzt reckte sich auch Sir James, damit er durch die Scheibe schauen konnte. Er sah die schwarzhaarige Frau. Sie schien im Licht der Scheinwerfer zu tanzen und winkte dabei mit beiden Armen.
Der Fahrer hielt an.
»Dann fragen Sie mal, was da draußen los ist.«
»Mach ich, Sir.«
Der Fahrer öffnete die Tür. Er drückte sie nach draußen, und aus dem Fond verfolgte Sir James jede seiner Bewegungen. Es war alles normal, alles lief glatt – bis zu dem Zeitpunkt, als der Fahrer plötzlich zusammenzuckte.
Sir James wusste auch nicht, warum das passiert war. Er sah nur, dass der Mann nicht weiter aus dem Wagen stieg und in einer schrägen Haltung blieb.
Die Frau war auch noch da.
Sie stand draußen und vor dem Fahrer. Es war deutlich zu sehen, wie sie ihren rechten Arm bewegte. Dabei flog etwas aus ihrer Hand und fand genau in der Stirn des Fahrers ein Ziel.
Diesmal sackte der Mann endgültig zusammen. Zudem erhielt er noch einen Stoß, der ihn zurück auf den Sitz schleuderte. Jetzt erkannte Sir James, was mit dem Fahrer geschehen war. In seiner Stirn und auch im Hals steckten zwei Wurfsterne, und Sir James musste nicht erst nachfragen, um zu wissen, dass der Mann nicht mehr lebte.
Jetzt wusste er, dass der Ninja-Terror zurück war...
***
Er selbst tat nichts. Er hätte auch keine Chance gehabt. Er wartete im Fond, obwohl ihm dieser auch keinen Schutz bot. Er war nur Zuschauer, doch er bekam noch mit, dass er nicht aus den Augen gelassen wurde. Die Frau, die eine dunkle Kleidung trug und das ebenfalls dunkle Haar hochgesteckt hatte, war überall präsent.
Und dann war er plötzlich da. Sir James hatte den Mann zuvor nicht gesehen. Er war wie ein Gespenst aus dem Dunkeln erschienen und nahm sich des Fahrers an. Er schob den Toten auf den Beifahrersitz und dann auf den Boden, wo er zusammengerollt liegen blieb.
Dann stieg die Frau ein.
Ihr Ziel war die Rückbank, wo auch Sir James saß und sich nicht bewegte. Die Tür war kaum zugefallen, als der neue Fahrer den Wagen in Bewegung setzte. Sir James’ Blick war auf die Person gerichtet, die neben ihm saß und ihn ebenfalls nicht aus den Augen ließ.
Er hatte die Wurfsterne gesehen. Er sah ihre enge Kleidung, und er sah noch mehr, denn über die linke Schulter hinweg ragte der Griff einer
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